Theater Corner: Les Ballets C. de la B.: bâche (HAU 1, Berlin, Mai 2004)

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Theater Corner
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Les Ballets C. de la B.: bâche (HAU 1, Berlin, Mai 2004)

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Les Ballets C. de la B.: bâche

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Les Ballets C. de la B.: bâche (HAU 1, Berlin, Mai 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Die Ängste der Tänzer, Trauer und Hallelujah von Henry Purcell, Flic-Flac und Körperqual, der Gesang des Countertenors und Musik aus dem Computer, das Klavier, die Stahlbetten, die Körper: sie alle bekommen miteinander zu tun in der Choreografie "bâche" der Gruppe "Les Balltes C. de la B." aus Gent. Auf das Theatertreffen in diesem Jahr waren sie eingeladen mit "Wolf", inszeniert von Alain Platel.

"bâche" ist eine Inszenierung des Belgiers Koen Augustijnen, er ist 36, wird er sich im letzten Drittel des Stücks vorstellen, nicht jung, nicht alt, langes, blondes Haar, Glatze. Sein Körper, diese Körper tun etwas zur Sache. Tayeb Benamara, sehnig, durchtrainiert, in einem Breakdance-Entkleidungstanz liefert er eine Zuck-Trance-Stroboskop-Performance. Zwei Körper, könnte man glauben, auf den ersten Blick, tun nichts zur Sache, der des wunderbaren Countertenors Steve Dugardin und der des Komponisten und Pianisten Guy Van Nueten. Letzterer verharrt die ganze Zeit außerhalb des Zentrums, an seinem Klavier, an seinem Laptop, betätigt einmal mit viel Brimborium die technische Anlage: eine rote Lampe, ein Hebekran, eine Plane wird von der verhüllten Bühnenkonstruktion gelupft. Darunter: eine weitere Plane, eine umgestürzte Statue, genaueres wird bis zum Ende nicht enthüllt. Van Nuetens Körper also, der eines schlaksig geratenen Woody Allen, spricht nicht, so wenig wie Van Nueten selbst. Und Dugardin singt, auch er spricht nicht. Während aber Van Nueten nicht tanzt, kein bisschen, tut Dugardin gelegentlich mit, bei den akrobatischen Stücken und beim seltsamen Ententanz, der einmal herausbricht, als Gruppentanz, aus den Körper-Beziehungs-Erkundungen, die den größten Teil der Inszenierung ausmachen.

Dazwischen Purcell, gesungen von Dugardin, am Klavier begleitet von Van Nueten.

Diese Erkundungen: Körper, die sich aneinander krümmen, gegenseitig stabilisieren, dass einer darüberschreiten kann. Wie tote Körper werden über die Bühne geschleift, einmal hat einer ein rotes, blutrotes Tuch über dem Kopf, an dem ihn ein anderer zieht, zerrt, eine Puppe, halb tot, halb lebendig, ein Gangsterkopf, wie bestrumpft, das Gesicht als Maske. Oder: einer sitzt auf dem Bühnenaufbau und an seinen Händen hängt der Körper eines anderen, per choreografierter Fernübertragung. Händespreizen: der andere richtet sich auf, dann sackt er wieder zusammen. Solche Entsprechungen ohne Berührung gibt es mehrfach: einer wird von dreien zusammengeschlagen, sie stehen im Kreis, treten, boxen aus sicherem Abstand, der in der Reaktion des Tänzers als Schein auftritt, er windet sich, er zuckt wie getroffen zurück.

Andere Szene: Man wirft sich Körper zu. Andere Szene: Ein Körper, der nicht abzuschütteln ist.

Die Körper sind hier, fraglos, Ausdruckskörper. Sie geben einem Inneren Bewegung. Ihre Virtuosität - aber sie trudelt immer wieder wie ins Leere - ist der Überschuss des Mediums. Der sich windende Körper aber soll lesbar bleiben als gequälter, sich quälender. Der Körper im Ententanz setzt sich in ein spaßiges Verhältnis zu sich selbst und zu den anderen Tänzern. Es bleibt aber Audruckstanz, verstärkt noch einmal in dem Moment, wenn die vier Tänzer an die Rampe treten, (Pseudo?-)Autobiografisches erzählen. Die Rückbindung des Körpers ans Subjekt. Das hat hier aber, in seinen Divergenzen und in seiner das einander Fremde zuletzt in- und aneinander fügenden Zusammengestückeltheit, eine Zartheit und eine Stärke, es ist so atemberaubend getanzt, dass es, über alle Vorbehalte hinweg seine Richtigkeit hat.

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