Brian De Palma: Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, USA 1981)

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Brian De Palma: Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, USA 1981)

USA 1981
 

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Brian De Palma: Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, USA 1981)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Erst mal springen einem die offensichtlichen Zitate ins Gesicht: der Film im Film, der zunächst ohne Markierung als eigentlicher Film eingeführt wird, ist fast schon Parodie von Hitchcocks Psycho - und der Originaltitel stößt jedermann auf den Bezug zu Antonioni. Mehr als Anlass fürs Eigene aber scheinen die Zitate nicht. Und das Eigene scheint im Generischen aufzugehen, dem Thriller als Liebesgeschichte mit einem Tonband-Mac-Guffin. Wie immer bei De Palma gewinnt aber das, was von Drehbuch-Rechts wegen im Zentrum des Geschehens nichts verloren hat, eigenes Gewicht: die Tonspur, auf der die Kamera mit dem Willen zur Obsession noch dann verweilt, als sie schon gelöscht ist. In einer Mehrfach-Selbstumrundung schwenkt sie durch das verwüstete Tonstudio und fängt doch keinen Sinn mehr ein, addiert auch keinen weiteren Sinn durch die Bewegung, die zirkulär ist, wie nur eine, es gibt hier nur nutzlos gewordene Technik und John Travolta.

Blow Out geht auf, wohin man seinen ersten Blick auch wirft. Zynisch im Schließen des Rahmens, der als Summe der blutigen Ereignisse einen Schrei produziert, nichts weiter und so das Leben in den Film im Film wieder einspielt. Endlich passt der Ton zum Bild. Auch der Krimi-Plot um die Ermordung eines möglichen Präsidentschaftskandidaten endet mit der säuberlichen Verschnürung der losen Enden: was warum geschah wird klar. Es bleibt kein Rauschen auf der Tonspur, kein blinder Fleck im Bild. Die Zeichen trügen so wenig wie der Schein, Bild und Ton finden im rekonstruierten Film, auf dem, in dem der Unfall zu sehen wie zu hören ist, zueinander.

Und doch gleitet bei näherem Hinsehen alles ineinander, verschieben sich Einzelteile des Plots im Bild, bis man manches doppelt zu sehen beginnt. Mit Fotos, die Trug sind, verdient Sally ihr Geld. Ein erster Blick - im Wasser, als wäre es ein Fixierbad - bindet den Helden an sie, die immer fort will und nie fort kommt, der er hinterher ist bis zum Ende (und nichts lässt einen diese Obsession verstehen). Sally löst sich auf, als wäre alles nur ein Spiel, ein Traum aus Schall und Rauch, in einen Ton, mehr nicht. Auch: ins B-Movie, das "Blow Out" ist, am Anfang, und am Ende wieder wird, nachdem die Bewegung der Versatzstücke (Serienmord und Verschwörung, Zeugenschaft und Whodunit) an ihr Ende gelangt ist. Und er, als würde hier eine Konkurrenz von Ton und Bild zum blutigen Ende getrieben, ist ihr nah und doch nicht nah genug. (Auch hierin die Verdopplung eines Traumas: der akustische Kontakt, der den Tod bringt - oder wenigstens nicht verhindern kann.) Und der wasserdichte Beweis ist am Ende nichts mehr wert, die Zeichen, die eben noch Sinn ergaben, inflationieren zum Soundeffekt. Vielleicht kann man Ähnliches über den Film sagen, der, wie bei De Palma stets, zwischen Sinn und Effekt schlingert - und zwar so, dass das eine das andere so affiziert, dass man nicht mehr weiß, wo der - grob gesagt: hermeneutische - Sinn aufhört und der "bloße" Effekt anfängt, der sich der nach Schlüssigkeiten suchenden Interpretation entzieht. Und, eine Schleife weiter: gerade diese Entzüge, zwischen Trash und außerordentlicher sophistication, sind es, vielleicht, die an De Palma immer wieder faszinieren. 

Es scheint unmöglich, in "Blow Out" eine einheitliche Logik zu entdecken, die eine und nur eine Ordnung der Bilder, der Gefühle, der Töne sichtbar werden ließe. Künstlich - soll heißen: in der fast unmerklichen Auflösung des illusionistischen Raums - stellt De Palmas Kamera solche Ordnungen her, wenn sie von oben Blicke wirft in Räume, denen so die Decken weggedacht werden. Die Personen wie die Gegenstände gruppieren sich zu einer Art Stillleben oder Tableau Vivant, nur um sich darauf wieder in Zeichen in Bewegung aufzulösen. Bewegung der Flucht zum einen, der Wiederholung zum anderen: und am Ende ist beides dasselbe, aus dem Wieder und Wieder der Bilder und der Töne scheint es in "Blow Out" kein Entkommen zu geben.

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