Schwerpunkt Asien: Ramesh Sippy: Sholay (Indien 1975)

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Ramesh Sippy: Sholay (Indien 1975)

Regie: Ramesh Sippy
 

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Ramesh Sippy: Sholay (Indien 1975)
Kritik von Ekkehard Knörer

zum Indien-Schwerpunkt

Sholay ist, da gibt es kein Vertun, ein Western, also über weite Strecken Produkt eines Genres, das es im indischen Kino eigentlich nicht gibt - wie es ja Genres überhaupt im strengen westlichen Sinn nicht gibt, da jeder Film aus heterogenen Bestandteilen zusammengesetzt ist, von denen die Song-and-Dance-Einlagen nur die am augenfälligsten genre-zerstörenden sind (und zugleich alle Filme zu Beispielen der Mutter aller Bollywood-Genres, des Meta-Genres Musical machen). Die Bilder muten vertraut an, aus Amerika, mehr noch aus Italien, das große Vorbild ist Sergio Leone; Sholay ist also ein Western per interkultureller Transmission aus dritter Hand und, im Kulturtransfer, dadurch ein ganz eigen Ding. Generisch die Geschichte: Der Ex-Polizist Thakur (Sanjeev Kumar) sucht die Rache an dem Schurken Gabbar Singh (Amjad Khan), der ihm die Familie hingemordet hat (einzig die Schwiegertochter hat überlebt), heuert zu diesem Zweck als seinen linken und seinen rechten Arm die beiden Kleinganoven Jaidev (Amitabh Bachchan) und Veeru (Dharmendra), deren Mut er bei einem in dahinrasenden Rückblende-Bildern gezeigten Eisenbahnüberfall kennengelernt hat. Die beiden lässt er nun ausfindig machen.

Sie finden sich, im Gefängnis. Dies wird von einem neuen Direktor geleitet, der Film, bei einer seiner vielen großartigen Auszeiten vom eigentlichen Plot, macht daraus ein Intermezzo - das Wort ist falsch, insofern es eine Hierarchie impliziert, die der Film verweigert: Sholay ist beinahe eine Abfolge von nichts als Intermezzi ohne durchgehaltenen Bezug auf ein Ganzes - der beinahe surrealen Art. Dieser Direktor nämlich sieht, auf den ersten Blick, aus wie Adolf Hitler - auf den zweiten allerdings wird klar, dass er, im erneuten Kulturtransfer, modelliert ist nach Chaplins großem Diktator, Größenwahn und Spiel mit der Weltkugel inklusive. Von diesem Zwischenspiel geraten die beiden - immer noch erst auf dem Weg zu ihrem Auftrag - in eine Kutsche, dort an Basanti, die Frau, die der eine von beiden, viel später, abbekommen wird. Eine Rückblende zeigt, in starker Anlehnung an Spiel mir das Lied vom Tod, wie die Familie des Polizisten gemetzelt wurde, dazu schwingt, im Bild und noch schauriger auf der Tonspur, eine Schaukel auf der Stätte des Todes. Überhaupt ist die Tonspur, neben der Song-Herrlichkeit, immer wieder experimentell aufgelegt, elektronische Klänge untermalen das Geschehen. In einer zweiten Rückblende sehen wir, was zuvor unter den Umhängen des Ex-Polizisten verhüllt blieb: der Schurke Ghabbar hat ihm beide Arme abgehackt. Die Brutalität der Tat und ihre Inszenierung belegen wiederum die Abkunft Sholays vom Italo-Western.

Zwei Tonlagen kennt der Film, den Western einerseits, die Liebeskomödie zum anderen, und eine dritte Ebene, auf der sich beides mischen kann: die reine Action. Ramesh Sippy ist ein Regisseur der rasenden Bewegung in ungewöhnlichen Gefährten. Auf den Eisenbahnüberfall folgt der erste große Freundschaftssong im Motorrad mit Beiwagen; der fahrbare Untersatz taugt, mit seiner schönsten Pointe: der Beiwagen macht sich erst selbständig, kehrt dann, ebenso selbständig wieder zurück, zur Freundschaftsmetapher. Nicht weniger findet das Wesen Basantis seinen Ausdruck in ihrem Verhalten als Wagenlenkerin: ungebremst sind Selbstbewusstsein und Rededrang, unbremsbar rast die Kutsche unter ihrer Peitsche dahin. Sippy hält auch die Kamera in steter Bewegung, dynamisiert aus Untersichten, schneidet schnell und fließend. Er ist allerdings auch ein ungeduldiger Regisseur, der - anders als im indischen Kino üblich - Szenen rasch auf ihren Höhepunkt zutreibt und dann ein wenig hastig abschließt. Amitabh Bachchan jedoch, lang, lakonisch, unbewegt, verkörpert das Gegenprinzip zur sonstigen Hektik, ist die Mundharmonika (genau!) spielende Coolness selbst und passt als Kontrapunkt zum Treiben der Liebenden wie der Kämpfenden noch in der Liebe (zur trauernden Schwiegertochter Thakurs) und im Kampf.

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