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Berlinale 2006

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Pang Ho-Cheung: Isabella (Hongkong/China 2006)

Von Ekkehard Knörer

Der korrupte Cop Ma (Chapman To) ist ein Typ, der wild in der Gegend rumvögelt. Eines Tages kommt was aus der Gegend zurück. Sie heißt Yan (Isabella Leong), sie ist jung, sie ist schön, sie ist seine Tochter, sagt sie, und schlägt ihm eine Bierflasche über den Kopf. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Ort und Zeit der Geschichte eines Vaters, der eine Tochter findet und einer Tochter, die einen Hund namens Isabella verloren hat, sind ein wenig überdeterminiert. Es ist 1999, das Jahr vor der Rückgabe der portugiesischen Kolonie Macao an China. Bei Portugiesen isst man nicht, sagt einer von Mas Spitzeln, es liegen Abschied und Trauer in der Luft. Beinahe unaufhörlich spielt die stark portugiesisch angehauchte Wehmutsmusik dazu. Fado in Macao.

Regisseur Pang Ho-cheung gilt seit seinem virtuosen, wenn auch ein wenig angeberischen Debüt „You Shoot, I Shoot“ (2001) als Hoffnung für das Kino Hongkongs. Er ist zudem der Autor eines Roman-Bestsellers, den Johnnie To als „Fulltime Killer“ – vor ein paar Jahren auch auf der Berlinale zu sehen – verfilmt hat. Was Pang Ho-cheung alles kann, sieht man seinem Wettbewerbs-Film „Isabella“ wohl an. Das rechte Maß für den Einsatz seiner Mittel hat er freilich noch nicht gefunden. So bietet „Isabella“ viele schöne Bilder, aber auch viel zu viele zu schöne.

Wunderbar eine Szene, in der Yan und Ma ihre Habe in großen Taschen und rhythmisch synchron durchs Macao bei Nacht transportieren. Auch sonst leuchten die Gassen und Küchen, die Treppen und Wände in pittoreskem Schummer, aber das macht noch keinen Wong Kar-wei. Zudem hat die von Charlie Lam geführte Kamera den unseligen Hang, die effektbewusste Perspektive der effektiven vorzuziehen und filmt aus dem Kühlschrank, aus einem Ofen durch züngelnde Flammen und immer wieder auch von genau da, wo eigentlich die Wand hinter Sofa sein müsste.

Zwischen Verfolgung von Korruption und Rückblenden in private Vergangenheiten streut Pang in grüner Schrift auf schwarzem Grund einen Countdown zur Übergabe Macaos. Der Zusammenhang zwischen Privatem und Politischen bleibt insgesamt dennoch Behauptung. So ist „Isabella“ zwar von Anfang bis Ende sympathisch, bald aber nur noch eine Stilübung in melancholischer Manier. Ein bisschen langweilig, aber gepflegt. Ein bisschen oberflächlich, aber mordsmäßig elegant.

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