Patricia Rozema: Mansfield Park

(USA/GB 1999)

Rezension von Ekkehard Knörer

Ihr letzter Film, „When Night is Falling", zeigte, dass Patricia Rozema die Eleganz in den Bildern und der Kitsch im Herzen sitzt. Das Ergebnis war ambivalent. Mit der Wahl von „Mansfield Park" als nächstem Projekt hat sie, wie man sieht (und sich auf jeden Fall ansehen sollte), eine gute Wahl getroffen. Das Drehbuch hat sie nach Vorgaben des Romans, aber auch, kluges Sakrileg gegen allzugroße Werktreue, unter Einbezug von Tagebucheinträgen und Briefen der Autorin Jane Austen, selbst verfasst. Durch Witz, Charme und Boshaftigkeit des Originals ist das Pathos aufs Maß akkurat richtiger Dosierung gemildert. Die Eleganz ist geblieben.
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Mansfield Park erzählt die übliche Austen-Geschichte einer Verheiratung mit Hindernissen, aber bekanntlich ist stets weniger das Ende interessant, das alle Beteiligten an ihren sozial, moralisch und partnerkompatibilitätstechnisch korrekten Platz verweist. Im Gegenteil: nur der Weg dahin, stets ein Teil leicht verblendete Arroganz der Heldin (besonder schlimm etwa in Emma) und ein Teil herzerfrischende und scharfzüngige Aufmüpfigkeit (darauf hat sich Rozema hier konzentriert), lohnt die Lektüre, resp. den Kinogang. Ohne Frage hat die Regisseurin ihre Protagonistin Fanny Price ins Herz geschlossen, erzählt das Ganze als Aschenputtel-Geschichte mit eindeutig verteilten Sympathien.
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Erfrischend der filmische Schwung, mit dem Rozema ihre Erzählung angeht. Von Anbeginn wird klar, dass sie keine Lust hat, sich auf die (immer auch vorhandene mikrokosmische) Muffigkeit der Vorlage einzulassen. Gleich am Anfang darf die Kamera fliegen, dann noch zweimal, stets an der richtigen Stelle, stets im Bund mit dem Übermut von Fanny Price. Wunderbar, wie bei der ersten Führung durch Mansfield Park die Handkamera denkbar subjektiv der Heldin folgt, eigensinnig und gescheucht zugleich. Eine gelungene szenische Auflösung folgt dann der nächsten: herrlich, wie ironisch Rozema mit einem Schwenk von rechts nach links oder auch von oben nach untern ihre Figuren in Beziehung setzen kann, wie unprätentiös und schlüssig sie Blickhindernisse und Spiegel zu inszenieren vermag. Dazu Darsteller (als einzige, nur anderweitige, Berühmtheit: Harold Pinter), denen der Spaß ins Gesicht, in jede Geste und jede Bewegung geschrieben ist. Ein beinahe perfekter Film, gäbe es nicht, vor allem gegen Ende hin, Längen, die dann vermutlich doch dem Wunsch, möglichst viele Handlungselemente aus der Vorlage zu übernehmen, geschuldet sind.  Dennoch: Mansfield Park ist ein fast ungetrübtes Vergnügen.

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