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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Kenji und Kenta Fukasaku: Battle Royale 2 (Japan 2003)

 

Anbieter: Kinowelt
VÖ: bereits erschienen (Verleih), 24.08.2004 (Handel)
Regie: Kenji und Kenta Fukasaku
Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Ai Maeda, Shûgo Oshinari, Ayana Sakai, u.a.

 

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DVD-Informationen
Kenji und Kenta Fukasaku: Battle Royale 2 (Japan 2003)

Im Jahr 2000 drehte Kenji Fukasaku mit Battle Royale einen Film, der binnen kürzester Zeit internationalen Kultstatus erlangte und vielleicht sogar seine Wiederentdeckung als Pulp-Regisseur der 60er und 70er Jahre vorantrieb. Das Sequel konnte der alte Mann des japanischen Genrekinos nicht mehr fertig stellen: Kenji Fukasaku erlag im Januar 2003 noch während der Drehzeit seiner schweren Krankheit. Sein Sohn Kenta stellte den Film fertig.

Auch in der Welt von Battle Royale sind drei Jahre vergangen: Die Fronten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen haben sich verschärft, der Konflikt ist zugespitzt. Um den Überlebenden des ersten Teils Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) hat sich eine Schar an Widerstandskämpfern zu einer paramilitärischen Organisation zusammengeschlossen und den Erwachsenen offen den Krieg erklärt: Von einer Insel aus werden massive Terroranschläge geplant und umgesetzt. Unterdessen wird eine neue Gruppe Jugendlicher in eine neue, verschärfte Runde des Spiels geworfen: "This time it's war!", so die beim Wort genommene tagline des Films. Doch die Jugendlichen fallen den Terroristen in die Hände und schließen sich, nach viel Hin und Her, der Gruppe an. Unter den Battle-Royale-Jugendlichen: Die Tochter von Kitano, der im ersten Teil sein Leben lassen musste. Sie sinnt auf Rache ...

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Battle Royale 2 findet auf technisch höchstem Niveau statt, das Filme dieser Gattung derzeit wohl erreichen können. Der betriebene Aufwand ist deutlich höher als beim ersten Teil, der sich auf kleinere Scharmützel und Auseinandersetzungen konzentrierte. Hier hingegen wird (zumindest zu Beginn) ein Szenario entworfen, das in Auflösung und Intensität der Landung am Omaha Beach aus Spielbergs Saving Private Ryan nachempfunden ist.

Damit allein lässt sich indes noch kein Film von immerhin zwei Stunden Laufzeit bewältigen. Und leider verschwurbelt sich der Film zusehends in ein unausgegorenes Gebräu aus Action, Drama und offen politischem Pamphlet, ohne dabei aber auf irgendeiner Ebene überzeugen zu können. Im Gegenteil: Seine zum Teil plakativen, zum Teil recht wirrköpfigen Statements vermitteln ein undurchdachtes, ressentiment-verhaftetes und naives Weltbild, das mit Antiamerikanismus der schmierigen Sorte gut umschrieben ist: Unverhohlen werden da in einem Fort zwischen den glorifizierten Film-Freiheitskämpfern Parallelen zu islamistischen Gruppierungen entwickelt, auf ikonografischer Ebene wird der Anschlag auf das World Trade Center wiederholt und zu einem notwendigen Schlag gegen Unterdrückung und für Frieden und Freiheit umgedeutet - die Toten verschwinden gnädigerweise in der alles überblickenden Totale, die Menschenverachtung dahinter ihrerseits in einer pathostriefenden, gutmenschelnden Rede. Nichts wird dabei gebrochen: Dem Film ist es mit seinem Programm denkbar ernst.

Auch auf narrativer und dramaturgischer Ebene hat der Film mit einigen Volten seiner Macher gegen ihn zu kämpfen: Viele Charakterentwicklungen sind allenfalls zu erahnen, manches ist schlicht nicht mehr nachvollziehbar. Gerade in Verbindung mit seinem ideologischen Projekt entwickelt sich hier eine Penetranz, die den Zuschauer zum bloßen Anschauen und Abnicken verdammt. Kurzum: Ein Ärgernis, und vor allem eine handfeste Enttäuschung. Nach dem zwar auf ideologischer Ebene nur mäßig durchdachten, zumindest aber als Actionfilm gut funktionierenden ersten Teil, stellt BR2 allenfalls eine Demontage des weltweit eingeheimsten Ruhms und ärgerlicherweise auch einen sehr schalen Schluss einer an aufregenden und bemerkenswerten Filmen gewiss nicht armen Filmografie dar.

Die DVD ist immerhin rundum gelungen: Bild und Ton sind, wie von einem Film dieses Datums zu erwarten, exzellent. Vor allem der wuchtige Ton sollte die Hand stets in der Nähe des Verstärkers halten, ist man von sensiblen Nachbarn umgeben. Das Zusatzmaterial wurde komplett auf eine zweite DVD verteilt: Über Sinn und Zweck der Dreingaben - Aufnahmen von der Premiere in Tokyo, unkommentierte Eindrücke von den Arbeiten und ähnlich zum Teil motivationsloses mehr - mag man sicher streiten, doch findet das reichhaltig vorhandene Material unter Freunden des Films sicher viel Zuspruch.

Erfreulich ist, dass der Film, scheint's, ungeschnitten vorliegt: Das ist nicht selbstverständlich, da hier über weite Strecken grafisch wesentlich härter zuwerke gegangen wird als noch im Vorgänger, der seinerzeit zunächst nur in einer geschnittenen Version auf den Markt gebracht werden durfte und erst in jüngster Zeit von Marketing ungeschnitten veröffentlicht werden konnte.

Technische Details

Bild: 1,78:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch (dts, Dolby Digital 5.1), Japanisch (Dolby Digital 5.1)Untertitel: Deutsch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 127 Minuten

Zusatzmaterial:

Bonus-DVD: Behind the Scenes, Eröffnungsfeier, Casting-Aufnahmen, Interviews, Kamera-Test, Trailer

(Thomas Groh)