DVD-Informationen bei Jump Cut

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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Michael Almereyda: Nadja (USA 1994)

 

Anbieter: Arthaus / Kinowelt Home Entertainment

VÖ: 24.02.2004

Regie: Michael Almereyda

Darsteller: Elina Löwensohn, Peter Fonda, Suzy Amis, Galaxy Craze u.a.

Aus der Jump-Cut-Kritik:

"Einzelne Einstellungen sind, auch wenn sich ein rechter Zusammenhang am Ende nicht ergeben will, famos: Nadja, die einmal, ohne sich zu bewegen, auf die Kamera zurast, unscharf im Hintergrund, rennend, aber kaum vorwärts kommend, ihre Verfolger. Überwältigend immer wieder die schiere Schönheit der Aufnahmen, die gleichwohl auf allen tieferen Sinn verzichtet. Virtuos auch der Einsatz der Musik, alternative rock, der zur Entstehungszeit fast noch der letzte Schrei war, so schroff wie lieblich. All das freilich, zuletzt, vielleicht doch nicht mehr als Selbstgefälligkeiten, die sich im Moment ihrer sofortigen Wirkung erschöpfen."

 

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DVD-Informationen
Nadja (USA 1994)

"Sie braucht ständig neue Opfer. Und sie ist stets auf der Suche nach sexuellen Abenteuern. Die attraktive Transsylvanierin Nadja musste ihr Jagdrevier auf New York ausweiten. Männermordend tingelt die Vampirin durch das Nachtleben. Dort trifft sie auf die verheiratete Lucy, die sich auf ein erotisches Abenteuer mit ihr einlässt. Lucy gerät dabei immer mehr in den Bann der schönen Blutsaugerin, die sie mir ihrer übermenschlichen Vampirkraft süchtig macht. Doch Lucys Mann und der seltsame Onkel Dr. Van Helsing, der bereits Nadjas Vater Dracula gepfählt hat, setzen gemeinsam zur Jagd auf den Lady-Vamp an ..." (Quelle: Klappentext)

Ob Trey Parker und Matt Stone wohl diesen bereits 1994 entstandenen Film im Hinterkopf hatten, als sie ihrem Cartman in South Park folgende Zeile in den Mund legten: "Independent films are those black and white hippy movies. It's about gay cowboys eating pudding." ? Man weiß es nicht, doch der Gedanke ist nicht ohne Reiz. Zwar muss man auf puddingverzehrende Viehtreiber, die in der Einsamkeit der Steppe ihre aufknospende Sexualität entdecken, leider verzichten, dafür aber gibt es lesbischen Vampirsex unterm Weihnachtsbaum in Brooklyner Studentenwohnungen, gefilmt im pixeligen Webcam-Style. Vorerst ja auch nicht schlecht, möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Michael Almereydas Film ist vor allem eine eher uninspirierte Aneinanderreihung gängiger Mid-90ies-Independent-Erkennungsmerkmale mit entsprechendem Kunstwillen im obigen Sinne: Schwarz-weiß, gelegentlich grob pixelig, allerlei Überblendungsspielereien, die außer zu einem guten Portfolio der Beteiligten zu nichts führen, im postmodern-urbanen Milieu angesiedelt, viel etablierte Independent-Musik auf der Tonspur und eine Spielhandlung, die im us-amerikanischen Sprachgebrauch gerne als hilarious bezeichnet wird.

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Gerne wäre man also ein Midnite Movie klassischer Tradition gewesen und es sei auch überhaupt nicht angezweifelt, dass der Film in einem heruntergekommenen New Yorker Hinterhofkino mit schäbigen Sitzen, viel Whiskey im Blut und einer Packung Zigaretten zur Hand gewiss Wirkung zeigt. Auf dem gepolsterten Sofa des Heimkinos aber mag die bemühte neo-gothische Camp-Stimmung nicht so recht aufkommen. Alles bleibt prätentiös, bemüht, innerhalb des selbstgewählten Koordinatensystems des Independent Film schon fast erschreckend konventionell. Da hilft auch ein Gastauftritt von David Lynch, der auch als Executive Producer verantwortlich zeichnet, als trotteliger Polizist und Peter Fondas skurril-entrückte Interpretation des Van Helsing als langhaariger urbaner Hippiefreak (ein Typus, den man heutzutage wohl eher drug trippin' auf Goa-Festivals in freier Wildbahn antreffen würde) nichts: Der Kultfaktor bleibt schmal.

Die DVD ist leider auch nur mäßig. Die Bildqualität ist zufriedenstellend, insofern diese angesichts der zahlreichen Bildverfremdungen überhaupt von Belang ist. Der Ton ist solide, wobei der fehlende Originalton wirklich nicht zu verzeihen ist: Auch wenn die Synchronisation mit professionellen und bekannten Sprechern aufwartet und entsprechend gelungen ist, hätte man sich Peter Fondas hektisches und überdrehtes Spiel doch gerne im Original angehört. Auch David Lynchs Kurzauftritt wäre im Original Pflicht gewesen - schade! Extras gibt es, vom obligatorischen Trailer mal abgesehen, keine. Bei dieser schmalbrüstigen Veröffentlichung entsteht der Eindruck, als hätte Kinowelt selbst nicht so recht an ihren Film geglaubt. Kann man's verübeln?

Technische Details:

Bildformat: 1,85:1 (4:3 Letterbox)
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: -
Regionalcode: 2

Zusatzmaterial:

Trailer

(Thomas Groh)