Filmfestival Rotterdam 2002

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31st International Film Festival Rotterdam 2002
Bericht von Sebastian Selig

 

h'artcore
 
 Startseite1. und 2. Tag - 3. und 4. Tag - 5. und 6. Tag - 7. und 8. Tag

Tag 1

(eigentlich Tag 3 des Festivals, aber 8 Tage mussten leider reichen)

Music Video Director in Focus: Michel Gondry

Fantastische Compilation des vor allem mit seinen sechs Björk Videos (Human Behavior, Army of Me, Bachlorette, Yoga, Hyber Ballad und Isobel) bekannt gewordenen Videokünstlers. Gondry´s Clips sind geschlossene kleine Traumwelten, in denen sich immer wieder neue Türen öffnen, dabei die Protagonisten aber immer wieder zurückwerfen bzw. in ewig variierenden Wiederholungen gefangen halten. Hierfür verwendet er meist aufwendige Computereffekte, die Bilder begehbar werden lassen bzw. einfrieren. Für den Rolling Stone Clip Like a Rolling Stone erfand Gondry ,die später in MATRIX eindrucksvolle Verwendung findende, eingefrorene Explosion, die von der Kamera umkreist, also quasi begangen werden kann. Durch die hier gezeigte Zusammenstellung wurde deutlich wie geradezu obsessiv Gondry sein Thema der angestrebten totalen Bildkontrolle und die damit verbundene Aufhebung alles Fassbaren mit so unterschiedlichen Künstlern wie Massive Attack, Beck, Chemical Brothers u.a. konsequent auf die Spitze zu treiben versteht. Gespannt schaut man daraufhin seinem (in Rotterdam leider nicht gezeigten) Kinodebüt HUMAN NATURE entgegen, welches auf einem Skript des BEING JOHN MALKOVIC-Autors Charlie Kaufmann beruht.

The French New Wave

Ebenfalls eine Music Clip-Compilation, die den Focus auf die in den letzten Jahren so erfolgreiche New French House-Bewegung richtet. Hier wird viel mit Typographie und Collagetechniken gespielt. Am eindrucksvollsten vielleicht in Alex Gophers charmanten The Child oder dem Cassius Clip 99 von Alex & Martin, in welchem sich ein rotgekleideter Superheld durch 60er Jahre-Trash-Collagen boxt.

h` artCORE (Deutschland 2001 / Regie: Aguirre Morgenstern)

Mitternachtsvorführung unter Anwesenheit des Regisseurs, der wahre Höllenqualen zu durchstehen schien und trotz des vereinzelten Zuspruchs am Ende am liebsten das Weite gesucht hätte. War aber auch irgendwie verständlich, zeigt der Film doch nichts weiter als ihn selbst mit seiner Freundin beim Liebesakt. Die Erzählstruktur schien dabei dem Muster gängiger Hardcore-Ware zu entsprechen, so beginnt der Film mit einer ca. 15 minütigen Einstellung des Schwanzes von Herrn Morgenstern, an dem (mir erschien es eher lustlos) ausdauernd gelutscht wird. Der künstlerische Ansatz vermittelt sich dabei vor allem durch verfremdende Zeitlupeneffekte, eine schattenhafte Bildauflösung sowie das stetige Elektrogrollen auf der Tonspur. Ein gleichsam mutiger wie ermüdender Film, der sich thematisch als Vorbote für die anderen europäischen Filme dieses Festivals erweisen sollte.

Tag 2:

Le Pornographe (Frankreich, Kanada 2001 / Regie: Bertrand Bonello)

Die Franzosen scheinen gerade eine besonders große Freude bei der Demontage ihrer Alt-68er zu empfinden, wobei die hier gezeigten Selbstentblößungen eines alternden Hardcore-Regisseurs mit künstlerischen Hippieidealen nie ganz deutlich werden lassen ob dies nicht vielleicht sogar unfreiwillig geschieh. Gespielt wird dieser vertrottelte Alt-Intellektuelle von dem großen Godard- und Nouvelle Vague-Helden Jean-Pierre Léaud mit ganz großen Wim Wenders-haften Hippiegesten. Seit dem großartigen IRMA VEP wurden die ehemaligen Helden des französischen Autorenkinos nicht mehr derart der Lächerlichkeit preisgegeben. Beinahe schon ein Klassiker ist die Szene, in welcher der Regisseur seine Hauptdarstellerin dazu überredet den Samen ihres Partners zu schlucken, um damit ihrer Liebe Ausdruck zu verleihen. Oder gar die köstliche politische Episode mit seinem Sohn, der sich aus Protest gegen die unreflektierte, globale Medienkommunikation einer Bewegung an seiner Universität anschließt, die ihrem Protest mit einem Schweigegelübde Ausdruck zu verleihen sucht.

Einer der lustigsten Filme dieses Festivals, der wie nahezu jeder andere hier gesehene europäische Film, in den Sexszenen, dem aktuellen Hardcoretrend folgend alles zeigt.

From Hell (USA 2001 / Regie: Albert & Allen Hughes)

Vielleicht der einzige Film des Festivals, den man als große Big Budget-Hollywoodproduktion bezeichnet kann. Die düstere, visuell ungemein beeindruckende Jack the Ripper-Adaption der Hughes-Brüder überrascht jedoch vor allem bei der Darstellung von Armut und Ausweglosigkeit durch beinharte Konsequenz. Johnny Depp, der hier Drogen einwerfen darf wie seit FEAR & LOATHING IN LAS VEGAS nicht mehr. An seine Seite haben die mit MENACE II SOCIETY bekannt gewordenen Brüder durch die Bank interessante Nebendarsteller aufgefahren. Allen voran Ian Holm macht als schwarzäugiger Chirurg mal wieder eine gute Figur (wo spielt der den gerade überhaupt nicht mit?).

Music Video Director in Focus: Spike Jonze

Hier bekam man endlich einmal die Gelegenheit die zahlreichen Arbeiten dieses Allroundtalents in gebündelter Form sehen zu können, wobei man wohl endgültig nicht mehr umhin kommt ihn als einen der vielschichtigsten und talentiertesten Filmemacher unseres Jahrzehnts zu würdigen. Der Mann scheint einfach alles zu können, egal ob er mit smoother Scorssese-Kamera dem tanzenden Christopher Walken durch eine Hotellobby folgt (Fatboy Slim/Weapon of Choice), Björk ihr Musicaldebüt ermöglicht (It´s oh so quiet), perfekte End-Siebziger-Actionfilmpersiflage zelebriert (Sabotage von den Beastie Boys) oder nur mit einer Videokamera bewaffnet Dogmaprinzipien mit Leben füllt (Praise You/Rockafella), natürlich vor den Jungs in Dänemark.

Bei Spike Jonze scheint sich viel aus einer jungenhaften Begeisterung zu entwickeln, wie sie sich auch durch die von ihm co-produzierte MTV-Serie Jackass zieht. Nach BEING JOHN MALKOVICH darf man um so gespannter sein, in welche neuen Richtungen er sich hinbewegen wird.

Zur Being-John-Malkovich-Kritik bei Jump Cut
         Eintrag Spike Jonze im Auteur-Lexikon

Time Code – Remix (USA 2001 / Regie: Mike Figgis)

Was im Vorfeld wie ein mäßig interessanter Pflichttermin erschien, entpuppte sich im nachhinein als eine der packendsten und interessantesten Erfahrungen auf diesem Festival. Figgis erzählt seinen Film in vier 90 minütigen (Video-)Kameraeinstellung ohne einen Schnitt. Die Leinwand fungiert als vierteiliger Splitscreen, so dass die Geschichte auf simultan ablaufenden Bildebenen erzählt werden kann, indem mal die eine Erzählebene, mal die andere, über die Steuerung des Tons hervorgehoben wird. Dies fand in Rotterdam live statt, sprich: Mike Figgis himself saß vor der Leinwand an einem Mischpult und mixte den Ton und spielte auch manchmal mitgebrachte Musik ein. Was sich jetzt vielleicht eher anstrengend und experimentell anhört, erwies sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase als wunderbar stimmiges, in höchstem Maße unterhaltsames Erlebnis. Neben den herausragenden Schauspielleistungen von Stellan Skarsgård, Jeanne Tripplehorn, Holly Hunter, Julian Sands, Kyle MacLachlan und sogar Salma Hayek, versteht Figgis es auf das perfekteste Komik und Drama miteinander zu verknüpfen. Als Zuschauer hat man bei dieser Anordnung natürlich, sehr viel stärker noch als beim konventionellen Erzählkino, die Möglichkeit seinen eigenen visuellen Remix herzustellen. Auf die DVD, bei welcher es möglich sein wird auch die verschiedenen auditiven Erzählebenen zu steuern, darf man gespannt sein.

Zur Timecode-Kritik bei Jump Cut

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