Vincent Gallo: The Brown Bunny (USA 2003)

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Vincent Gallo: The Brown Bunny (USA 2003)

 

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Vincent Gallo: The Brown Bunny (USA 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Was man sieht, bedarf der Erklärung und dass man am Ende erst sie bekommt, ist ein grandioser Zug. Kein Twist, keine Überraschung, die aus dem Nichts kommt und über einen herfallen will, sondern die klare, nüchterne, schmerzhafte Erkenntnis: Darum. Natürlich.

Ein Mann auf seinem Motorrad, ein Rennen, die Nummer 77, die Kamera folgt, der Ton bleibt immer wieder aus. Dann: Der Mann packt das Motorrad in seinen Kombi. An einer Tankstelle eine junge Frau. Violet. Come with me, sagt er. Und please. Zweimal. Please. Please. Wie Vincent Gallo in dieses Please einen Schmerz legt, eine Verzweiflung, die so leise ist, dass sie einem fast auch entgehen könnte. Die Verletzung bleibt namenlos, ganz lange. Violet. Come with me. Violet steigt in seinen Wagen, sie küssen sich, dann steigt sie aus. Der Mann, sein Name ist Bud, fährt weiter, durch Städte, über Straßen, two-lane blacktop. Seltsam verfärbtes Licht fällt durch die Windschutzscheibe. Vincent Gallo von der Seite, Vincent Gallo von hinten, der Schmutz auf der Scheibe, Straßen über Straßen. Filmen als Fahren, darunter liegt Musik, sanft und pathetisch.

Besuch bei den Eltern, Daisys Eltern mit dem braunen Kaninchen. Wer Daisy ist? Das kann ich nicht sagen, jetzt noch nicht, denn der Film sagt es nicht, jetzt noch nicht. Eine Szene vollständiger, rettungsloser Trostlosigkeit. Der Vater nimmt nicht Teil am Gespräch, diese Welt ist nicht mehr seine Welt. Eine Welt, aus der man fallen kann und vielleicht ist auch Bud, den Vincent Gallo spielt (aber er spielt ihn nicht, er spielt ihn, als spielte er ihn nicht) aus ihr gefallen, versucht nur zurückzufinden oder auch nicht, indem er fährt und fährt. Dann hält er an, ein Rastplatz, eine Frau an einem Tisch, er zieht eine Cola aus einem Automaten, er geht an der Frau vorüber, er dreht sich um, setzt sich zu ihr. Sie küssen sich, Worte fallen nicht. Dann fährt er weiter. Ihr Name ist Lily. Violet, Lily, Daisy.

Der Mann fährt, der Schmutz der Scheiben, immer wieder Überblendungen von einer Straße in die nächste, und auch: Abblenden, sanft, nicht abrupt, ins Schwarze. Er ist in einer Stadt, an jeder Kreuzung fragt ihn eine Nutte, ob er Lust hat. Er lehnt ab, auch als Rose ihn fragt. Dann fährt er um den Block, nimmt sie doch mit, er will nicht mit ihr schlafen. Er bezahlt sie, sie steigt aus dem Wagen. Violet, Lily, Rose, Daisy. Dann kommt er an, das Haus ist verlassen, er hinterlässt eine Nachricht für Daisy, nimmt ein Zimmer in einem Motel. Zeit vergeht. Dann kommt Daisy, sie entschuldigt sich, sie hatte keine Zeit sich zurechtzumachen. Sie fleht ihn an, sie nicht zurückzuweisen. Sie bläst ihm einen, es ist alles zu sehen und doch nicht wahr. Er dreht sich danach auf dem Bett zur Seite, verzweifelt, er weint, er verflucht sie. Es wird keinen Trost geben, keine Erlösung, das wissen wir spätestens jetzt, denn wie in düstere, regenverhangene Dämmerung fällt die Erklärung wie ein Blitz. Nun steht alles in großer Klarheit da: Es wird keinen Trost geben, eine Ende nur, das kein Ende ist: Vincent Gallo von der Seite, freeze frame, Schluss.

Ein ganz großer Moment und man wird davon halten dürfen, was man will, mitten im Film. Der Mann packt in der Salzwüste von Salt Lake, im Nichts und Nirgendwo, sein Motorrad aus dem Kombi, steigt auf, fährt geradewegs ins Weiße hinein. Erst folgt die Kamera ein wenig, dann bleibt sie zurück, hält nur das Verschwinden fest, den Moment des Übergangs. Erst haften die Räder noch auf dem Weiß, dann gerät das Motorrad in eine Zone der Spiegelung, des Flirrens, das Motorrad schwebt wie im Nichts. Was diesem Bild alles Metaphysische austreibt (wenn man will), ist der sachliche Schnitt, der folgt. Die Fahrt mit dem Kombi geht einfach weiter, Straßen über Straßen und die Erlösung bleibt aus, bis zum Ende.

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