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Patrice Leconte: Confidences Trop Intimes (F 2003)

Kritik von Ekkehard Knörer

 

Von allen Arten, keine Affäre zu haben – und beinahe doch – haben sich M. Faber (Fabrice Luchini) und die Frau, die einmal bei ihm klingelt – und ihn gar nicht meint – eine der aparteren ausgesucht. Was sie nämlich will und zunächst auch gefunden zu haben glaubt, ist ein Psychoanalytiker. Was sie freilich gefunden hat – ohne es zu wissen – im freundlichen M. Faber, ist ein Steuerberater. Ihm nun erzählt sie von ihrer häuslichen Malaise, dem Mann, den sie – aus Versehen - fast totegefahren hat, dem Mann, der keinen mehr hochkriegt, dem Mann, der sie aufgefordert hat, es doch mit einem anderen zu treiben. Keine große Affäre, keine kleine Affäre, überhaupt keine Affäre – jedenfalls im engeren Sinne – entspinnt sich nun zwischen Anna und M. Faber, aber doch eine Beziehung eigener Art, zwischen Gesprächstherapie und Lebensberatung, zwischen Flirt und Beichte.

Prima Prämisse also, Patrice Leconte legt musikalische Fährten zu Hitchcock, es wäre also der Boden bereitet für ein Kammerspiel ganz eigener Form. Die Probleme beginnen mit dem ersten Schritt, den der Film tut hinaus aus der Zweierbeziehung, die ihn tragen könnte und tragen müsste. Weil sie das aber nicht tut, weil dem Drehbuch im Grunde nicht viel einfällt zu Übertragung, Gegenübertragung, Begehren und Intimität, hat es Nebenfiguren hinzugefügt, denen vor allem eines ins Gesicht geschrieben steht: ihre Überflüssigkeit. Also gibt es eine Ex-Geliebte von M. Faber und deren neuen Geliebten und die alte Liebe vagabundiert abseits des eigentlich interessanten Geschehens durch die Geschichte.

Noch viel schlimmer ist die Art, in der "Confidences trop intimes" mit Fabers Sekretärin umgeht: auf ihre Rechnung gehen nur die billigsten Lacher, die umso fataler sind, als sie den labilen Kern der Liebesgeschichte, die hier doch recht eigentlich erzählt wird, verraten. Der Film hat kein Vertrauen in seine Figuren, auch kein Vertrauen in seine Konstellation, da hilft das Zirkulieren verschiedener Objekte (ein Feuerzeug in auffälligster Manier) nichts, da helfen diverse Vor-, Nach-, Zusatz- und Spiegelgeschichten nichts. Der Film verliert sich im Niemandsland, starrt in die großen Augen des dauerkonsternierten Fabrice Luchini, der einzig in einer allerdings auch nicht sonderlich motivierten Tanzeinlage aus der Rolle fällt. Das ist hübsch, mehr nicht. Und der Film starrt auf die wie immer wunderbare Sandrine Bonnaire, der man das Geheimnis noch abnimmt, das ihre Figur nicht hat.

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