Diese Woche starten zwei romantische Komödien, in der
die Liebe (fast) alle Hindernisse überwindet, aber nur in einem Fall
die Hochzeitsglocken läuten
Mit der Liebe ist es so eine Sache. Entweder sucht man nach ihr, hat sie
gefunden oder will sie möglichst schnell wieder aus den Augen verlieren.
In dem mit dichterischer Freiheit gesegnetem Universum des Kinos verlaufen
diese emotionalen Phasen ungleich spektakulärer als in der realen Welt.
Das belegen in dieser Woche zwei neue Komödien: "Couchgeflüster"
fährt mit Meryl Streep und Uma Thurman zwei Stars im Doppelpack auf,
und "Ein Trauzeuge zum Verlieben" setzt mit weniger bekanntem Ensemble am
Drehort London auf britischen Charme à la "Vier Hochzeiten und ein
Todesfall".
Dass die Liebe zwischen zwei Menschen, sei sie nur groß genug und reinen
Herzens empfunden, alle Hindernisse überwindet, gehört zu den
universellen Mythen, von denen das Genre der romantischen Komödie lebt.
Dass gerade das, was so gar nicht zusammenpasst, in Wahrheit
zusammengehört, nährt die Illusion, dass jeder Topf seinen Deckel
finden könnte. So stehen Filme, die sich als frische Fische in dem
randvollen Mythen-Pool tummeln, immer wieder vor der Herausforderung, dem
Genre Neues hinzuzufügen oder Bekanntem wenigstens eine andere
Interpretation abzuringen.
Wenn einem Film weder das eine noch das andere gelingt, sieht er wie jetzt
im Fall von "Ein Trauzeuge zum Verlieben" wie ein trauriges Abziehbild seiner
erfolgreichen Vorbilder aus und - bleiben wir bei den Fischen im Pool -
müffelt abgestanden. Der Plot klingt schon vertraut: Ein unter einer
Schreibblockade leidender Schriftsteller verliebt sich auf einer Party in
eine Unbekannte. Die Dame ist aber vergeben. Sie wird einen Kumpel von ihm
heiraten. Und Olly, so heißt der gescheiterte Autor, soll dessen Trauzeuge
sein.
Regisseur Stefan Schwartz und Produzent Neil Peplow haben Erfahrung mit
Komödien. Ihr Debüt "Shooting Fish", eine temporeiche, skurril
ausgestattete Dreiecksgeschichte mit Kate Beckinsale und Stuart Townsend,
war 1997 ein Achtungserfolg. Die schwarze Komödie "Lang lebe Ned Devine!",
die Peplow ein Jahr später produzierte, entwickelte sich mit ihrem
schrulligen Ensemble überraschend zu einem Hit. "The Abduction Club
- Entführer & Gentlemen" (2002), bei dem erneut Stefan Schwartz
Regie führte, reichte daran nicht mehr heran und nahm vorweg, was bei
der aktuellen Arbeit des Duos zu Tage tritt: Die beiden kennen sich im Genre
aus und räubern bei filmischen Vorbildern.
Das führt dann dazu, dass "Ein Trauzeuge zum Verlieben" wie ein Klon
von "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" wirkt und einen Geschmack
hinterlässt wie eine Kräckermischung aus "Notting Hill" und "Bridget
Jones", aber niemals deren kapriziösen Biss erreicht. Jeden Moment erwartet
man, dass Hugh Grant durchs Bild stolpert und sieht als Nebenfiguren Anna
Chancellor und Simon Callow, die kleine, feine Schlüsselrollen in "Vier
Hochzeiten und ein Todesfall" inne hatten. Stuart Townsend verkörpert
den schusseligen Softie Olly als Grants alter Ego und gibt alle guten Gags
an den quietschfidelen Murray ab. Seth Green, der diesen schrägen Vogel
überzeugend spielt, ist der einzige Lichtblick in dem lieblos
zusammengeschusterten Film.
Es wäre also eine traurige Woche für Liebhaber romantischer
Komödien, wenn nicht zugleich "Couchgeflüster" starten würde.
Darin verliebt sich die 37-jährige Karrierefrau Rafi (Uma Thurman) Hals
über Kopf in den 23-jährigen David (Bryan Greenberg). Nicht nur
die Differenz an Jahren ("Meine T-Shirts sind älter als du") führt
zu Komplikationen. In allen Details schildert die frisch Verliebte ihrer
Therapeutin (Meryl Streep) ihren sagenhaften Sex mit dem Jungspund, ohne
zu ahnen, dass sie vor dessen Mutter sitzt. Mit Sprachwitz, Speed und gutem
Timing für abwegige Verwicklungen saust die Komödie auf ihr
ambivalentes Ende zu und sucht sich, mit dickem Schmunzeln, eine wohl
temperierten Nische bei den frischen Fischen im Mythen-Pool des Genres.
zur Jump Cut Startseite |