Filmkritik: Karate po polsku / Karate auf Polnisch (Wojciech Wojcik, Polen 1982)

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Karate po polsku / Karate auf Polnisch (Wojciech Wojcik, Polen 1982)

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Karate po polsku / Karate auf Polnisch (Wojciech Wojcik, Polen 1982)
Kritik von Ekkehard Knörer

 


 

Director Info


Dies ist der erste Spielfilm des 1943 geborenen Wojciech Wojcik. Er hat zuvor als Regieassistent und seither vor allem für das polnische Fernsehen gearbeitet, in den letzten Jahren aber wieder mit Regiearbeiten auf sich aufmerksam gemacht, die gleichfalls eher aus dem Westen bekannten Genres zuzuordnen sind: The Last Mission (2000), There and Back (2002). Erhältlich sind sie mit englischen Untertiteln auf der allerdings etwas bedenklich dilettantisch aussehenden amerikanischen Shopping-Site 1-World Festival of Foreign Films.

 

Ein Western, im Grunde. Zwei Großstädter aus Warschau, Piotr und Mihal, geraten aufs Land, eine Kirche anzumalen. Ein großes Fresco, viel schwarzer Hintergrund, eine Engelsverkündigung im Blakeschen Stil. Der Pfarrer geht auf Kur, überlasst ihnen das Pfarrhaus, sie richten sich ein, sie spielen Karten, sie sitzen herum. Das Dorf begegnet ihnen mit Misstrauen erst, dann mit Gewalt. Eine Dorfgang provoziert, versenkt später das Auto im See. Als Piotrs Frau (Freundin?) Dorota dazukommt und sich freizügig gibt, wirft die Gang lüsterne Blicke durch das Uferschilf. Zwischen Piotr und Mihal kommt es zu Spannungen, Dorotas wegen: Mihal zieht sich zurück in die Natur, an den See, ins Auto, als Piotr und Dorota nebenan miteinander schlafen. Und Piotrs wegen, der sich nicht zur Wehr setzen will. Mihal wird böse verprügelt, im fairen Duell mit dem Anführer der Dorfbande vor der Wirtschaft. Die Kamera zeigt es nicht, das Duell, sie spart sich die Konfrontation auf für das Ende, an dem der Konflikt eskalieren muss.

Lange aber eskaliert in "Karate Polish Style" gar nichts. Die beiden erst, dann mit Dorota zu dritt, sitzen ganz slacker-like am See, quatschen, reden, schweigen, schauen aufs Wasser, wo die Vögel sich versammeln, schauen in den Sonnenuntergang. Dazwischen malen sie in der Kirche, es gibt Versöhnungsversuche mit der fiesen Bande. Piotr gibt sich heiligmäßig. Piotr nämlich ist hier, aus dem Western nach Masuren transponiert, der Revolverheld. Sein Revolver sind seine Karatekünste und er weigert sich sie anzuwenden. Er muss sich beweisen, Dorota wirft es ihm immer wieder vor, dass er seine innere Wut überwinden kann. Er lässt die Dinge geschehen, um sich und den anderen zu zeigen, dass er sie geschehen lassen kann. Eine merkwürdige Übung in Zen-Buddhismus, mit verstohlenen Ausbrüchen gelegentlich.

Es liegt über und unter den Bildern des Films, in denen nicht viel Kunst, aber viel Sinn für ihre Ökonomie steckt, eine Bedrohung von Beginn an. Die Langsamkeit ist die Langsamkeit des Spaghetti-Western, die Dorfbande ist brutal, gemein, hinterhältig ohne allen Glamour. Kaputte Existenzen, bösartig um der Bösartigkeit willen. Der Dorfpolizist macht als Sheriff eine tragikomische Figur. Piotr und Mihal fischen sein Auto aus dem See. Die Dorfautorität als Witzfigur (es ist das Polen des Jahres 1981, muss man annehmen, die Zeit unmittelbar vor Verkündung des Ausnahmezustands). Über die Maßen effektiv, wenngleich es gewiss Geschmackssache ist, ist der Soundtrack, synthesizerartig pulsierend, Vangelis light im Grunde, aber merkwürdig passend zu den seelischen Abgründen, die sich in der freien, schönen Natur auftun und immer weiter auftun werden, bis zu einem Ende, das dem der finstersten Spaghetti-Western in nichts nachsteht.

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