Daniel Eisenberg: Something More Than Night (USA 2002)

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Daniel Eisenberg: Something More Than Night (USA 2002)
Kritik v
on Ekkehard Knörer

 

"Something More Than Night" ist kein Dokumentarfilm und kein Essay, keine Sinfonie der Großstadt und keine Avantgarde. Und doch von all dem etwas. Was er zeigt, sind Szenen aus dem Nachtleben Chicagos. Die Einstellungen sind weitgehend statisch, die Beobachterposition legt Wert auf ihre Unaufdringlichkeit. Was gefilmt wird - ohne jeden Kommentar - sind zumeist öffentliche Räume: Wartehallen, Tankstellen, Straßen. Eine Zugbrücke, ein Diner, eine Werkhalle der Schwerindustrie, der Flughafen. Die Kamera bleibt unbeteiligt, was sie einfängt, sind nicht Schauspiele, sondern alltägliche Szenen, an denen das einzig Unzufällige das ist, dass sie festgehalten werden. Gar nicht zufällig jedoch sind die Kadrierungen, von unten oft, von außen meist, vom Rande her. Was man sieht, hat fast ausnahmslos einen Zug ins Fotografische: in der Präzision des Blicks, in der ganz unaufdringlichen Schönheit des Gezeigten. Es gibt keinerlei narrative oder zeitliche Linearität in der Abfolge - man sieht, in den Kinosessel gebannt, die bewegten Bilder einer Ausstellung.

Und, auch das ein gewichtiger Unterschied, den realen Ton zur realen Zeit, die Ausschnitt ist aus einem Kontinuum, das die Hintergrundvorstellung des Ganzen bleibt. Gelegentlich gibt es etwas wie abgeschlossene Szenen - etwa, wenn das Herunterlassen der Zugbrücke bis zum Ende dokumentiert wird -, in der Regel aber scheinen Anfang und Ende der Bilder wie beliebige Setzungen. Auszüge aus dem Leben der Stadt, die nichts erschöpfen, die auch ihr möglichstes Tun, die Anblicke, die sich bieten, keiner deutlich spürbaren Struktur zu unterwerfen. Der Ton, stets original vom Standpunkt der Kamera aus aufgenommen, verstärkt den Eindruck des Unvollständigen, denn er geht eigene Wege: vor allem dann, wenn, was oft geschieht, durch Scheiben hindurch in geschlossene Räume gefilmt wird, aus denen kein Ton herausdringt. Zu den künstlich beleuchteten Szenen der Innenräume steht das Großstadtrauschen mit Sirenengeheul und Straßenlärm, zufällig eingefangenen Gesprächsfetzen in reizvollem Kontrast. Es situiert den absolut synchron aufgenommenen Ton an anderer Stelle als das Bild, der Natur der Sinneswahrnehmung - akustischer Nah- und optischer Fernsinn - ganz gemäß und gerade dadurch die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung lenkend, die einem der Film nicht vorschreibt, der er einen aber sehr buchstäblich aussetzt.

Es versteht sich von selbst, dass auch im Räumlichen jede Kontinuität, jede eindimensionale Vernetzung der Bilder zum Stadtporträt vermieden wird. Was man vielmehr sieht, ist eine Art generischer Großstadt-Raum aus - mit dem französischen Soziologen Marc Augé gesprochen - "Non-Lieus", Nicht-Orten, die als unspezifische Orte fast reiner, nicht mit Notwendigkeit spezifischer Funktionalität eher Allerweltsorte sind, als dass sie Chicago als Stadt-Individuum kenntlich werden ließen. Betrachtet wird das mit distanziertem Interesse, von aller Gesellschaftskritik oder auch nur explizitem Kommentar hält sich Eisenbergs Film fern. Er ist in der Form weit weniger streng als James Bennings nicht ganz unverwandte "Porträt"-Projekte - näher auch an der Dokumentation im hergebrachten Sinn. Einer Dokumentation aber, die die Reflexion ihres Blicks so implizit wie unabweisbar leistet.

Und ein Bild gibt es, das in seiner Privatheit ganz herausfällt aus der Reihe: ein schlafender Junge, gefilmt mit dem liebenden Blick, der Verdacht legt sich sehr nahe, eines Vaters.

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