Schwerpunkt Hong Kong: Ann Hui: Song of the Exile (Hongkong 1990)

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Ann Hui: Song of the Exile (Hongkong 1990)

 

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Ann Hui: Song of the Exile (Hongkong 1990)
Kritik von Ekkehard Knörer


 zum Hong-Kong-Schwerpunkt

Ein Film vielfacher Bewegungen. Aus der Fremde. In die Fremde. In die Heimat. Rückkehr. Ankunft. Aufbruch. Eine Tochter kehrt zurück, aus England nach Hongkong, zu einer Schwester, die dort heiratet, um bald nach Kanada aufzubrechen. Die Mutter verlangt, zwanghaft fast, nach Anpassung der Tochter: das rote Kleid, die Dauerwelle. Wir sind eine Familie. Der Vater aber ist tot, lange schon, und die Rückblenden zeigen, dass von festem Zusammenhalt nie die Rede sein konnte. Was die Tochter nie wusste, was einen ersten Riss ins Selbstverständnis bringt: die Mutter stammt aus Japan. Hongkong ist ihr ebenso Exil gewesen wie das China ihrer Schwiegereltern, bei denen die Tochter die ersten Jahre verbracht hat. Vaterlos, kein Mutterkind, im Gegenteil.

Die Tochter begleitet ihre Mutter bei der Rückkehr ins Japan ihrer Jugend. In der Fremde, die nicht zuletzt eine sprachliche ist, kommt sie der Mutter näher. Die Fremdheitserfahrung wird zum Spiegel, in dem die Tochter, wie zum ersten Mal, die Mutter zu sehen bekommt, als Fremde, die ihr in dieser Brechung vertraut wird. In geschickter Weise vollzieht der Film diesen Prozess nach. Der Beginn wiegt den Betrachter mit dem erzählenden Tochter-Ich, dem er anvertraut wird, in Sicherheit. So wird auch die Unsicherheit identifikatorisch mitvollzogen. Was für eine Frau ist die Mutter? Und wie die Tochter erfährt, was ihre Mutter erfahren hat, schlägt die Abneigung des Betrachters um, unter dem Blick der Tochter, in Verständnis. Erfahrung scheint das zentrale Thema des Films. Zur Erfahrung der Mutter drängt er die Tochter und in der Erfahrung, die auch der Betrachter mit dieser Erfahrung als Nach-Vollzug macht, lernt er, was es heißt, eine Erfahrung zu machen. Sich ausgesetzt zu sehen in eine Situation. Der Fremde ausgeliefert zu sein und den Fremden. Sprachlos zu sein und desorientiert. Die gemeinsame Erfahrung führt, wie von selbst, Erklärungen mit sich und diese bringen, wie von selbst, Verständnis hervor.

Ann Hui forciert dabei nichts. Knapp und unter Umgehung aller Sentimentalitäten setzt sie ihre Akzente. Im Zweifel hält die Kamera Abstand und durchweg weiß sie, was sie will. Die Rückblenden werden schwach markiert: auch in ihnen findet Annäherung statt. Es ist die Gebrochenheit der Erfahrung der Fremde, die immer auch eine Erfahrung der Versicherung im Erinnern ist, die den Film zusammenhält. Es gibt keine kategorialen Unterschiede zwischen Erinnerung und Gegenwart. Der Film kennt nur eine Bewegung, die in sich vielfach ist. Eine Bewegung, die nicht zur Löschung der Spaltung führt, die die Erfahrung des Exils ist. Die Löschung als Leugnung wäre Pathologie. Stattdessen geht es, ganz humanistisch, um Akzeptierenlernen. Die Mutter kehrt mit der Tochter, die ihr Leben nach dieser Erfahrungslektion weiterführen wird, zurück in die Fremde, die ihre Heimat geworden ist. Diese Doppelung schlägt der Film als Lösung vor, unter Verzicht auf Reinheitskonzeptionen: die Fremde als Heimat, die Heimat als Fremde. Erst im Nachvollzug der Erfahrung wird die Tochter zur Gesprächspartnerin der Mutter, deren Blockaden sich so erst lösen können. Die eine lernt nun von der anderen: und sei es, sich zurückzuhalten. Ein Film wie eine Therapie, gewiss. Aber ohne Aufdringlichkeit, klug und souverän.

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