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Im Kwon-Taek: Who and Why? (Wae Guraetdeonga, Korea 1975)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Etwas, nein: vieles kommt sich hier in die Quere. Die politische Botschaft vom Widerstandswillen der Koreaner gegen die japanische Besatzung und der durchgehende Rückgriff auf Suspense-Momente. Die gewiss unsubtile, aber oft doch sehr wirkungsvolle Inszenierung, die auf Stilisierung setzt, Fischaugen, schräge Winkel, suggestive Tonspur – dagegen die doch plumpe Direktheit der Darsteller, das Kreuz und Quer von Handlungen, die den Film an keiner Stelle eigentlich zur Ruhe kommen lassen.

Faszinierend der Beginn: Eine mit präzise zupackenden Einstellungen in Ton und Bild gesetzte Hinrichtung. Was daraus folgt, ist freilich der überflüssige Suspense-Subplot einer Rachegeschichte. Ungewöhnlich der Inszenierungsstil von Im Kwon-taek: Blockartig, könnte man sagen. Mit Blick auf die Komposition kadriert, den Raum in einen Effektraum umorganisierend, in dem der Held, ein koreanischer Doppelt- und Dreifachagent, dem es allein ums Geld geht, sein Auskommen finden muss. Er laviert zwischen den Blöcken, Im jagt ihn, meist rennend, dann sich versteckend, dann den Prügeln sich unterwerfend, durch seine Raumblöcke. Die durchweg synchronisierte Tonspur zischt und peitscht und klappert dazu. Ton-Geboller aus nicht lippensynchronen Mündern unterstreicht, ja was? Die Blöcke schieben sich übereinander, Gewalt, Karikatur, Fluchten durch Gassen und zwischendurch ein Blick auf den späteren Großmeister Im: eine Beerdigung, die keine ist.

Der Held, zwischen den Fronten, ist im Grund eine faszinierende Figur. Dann aber bekommt sie eine Backstory. Der Sohn benötigt das Geld, um aufs College zu gehen. Und der Held, ein Schlawiner zuvor, den man für seinen Listenreichtum, aber nicht für die moralische Haltung bewundern kann, erlebt eine Wandlung ins Patriotische. Nicht dafür aber bezahlt er mit dem Leben. Quer schießt messerscharf der Revenge-Plot. Im stellt den Blick auf den Kopf, Strafe muss sein, für den Verräter, Absolution für den Täter mit dem richtigen Motiv. Ein Toter spricht, vom Hund zum Wolf geworden (das ist das überdeutliche, unermüdlich wiederholte Gleichnis für koreanischen Freiheitsdrang), seinen Mörder frei: Der entkommt, kopfunter, wie in vielen Passagen immer wieder der Film, ins mutmaßlich unfrewillig Komische.

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