Schwerpunkt Bollywood: Shyam Benegal: Zubeidaa (Indien 2000)

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Shyam Benegal: Zubeidaa (Indien 2000)

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Shyam Benegal: Zubeidaa (Indien 2000)
Kritik von Ekkehard Knörer

[Image]

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Shyam Benegal, einem der Väter des indischen Parallel Cinema, wirkt an fremden Elementen hinein, gelingt mit "Zubeidaa" die Erfüllung und die raffinierte Subversion der Form "Bollywood" zugleich. Er arbeitet mit vertrauten Motiven, aber innerhalb einer schmaleren Amplitude der Gefühle und er wirkt Geschlechterpolitik ebenso hinein wie Religionskonflikte und allgemeine Politik. Selten lässt er dem Song & Dance Auslauf, einmal vor allem, ein Liebesgesang in den Bergen, der von atemberaubenden Blicken und Karishma Kapoors Charme lebt, weniger vom Flug der Kamera. Überhaupt ist Benegal offenkundig ein wenig unsicher, was die Bewegung der Kamera angeht. Er übt sich in Zurückhaltung und in die Form Bollywood, die der Film so offenkundig sucht, übersetzt sich das als durchaus charmante Unbeholfenheit. Ein Fremder, der die Sprache sehr gut spricht, nur gelegentlich nach dem passenden Wort sucht.

Die Geschichte dreht dem Betrachter sehr geschickt das Aschenputtel-Motiv im Herzen um. Die Zeit: Die 50er Jahre. Zubeidaa ist eine junge Frau, die von ihrem Vater gegen Widerstand, der nicht nützt, verheiratet wird. Das gibt eine der herzzerreißendsten Szenen, die A.R. Rahmans sehr schöne, sehr süßliche Hochzeitsmusik gegen die Bitterkeit ausspielt, die im Zwang steckt und dem Stolz der Tochter, den der Vater bricht und auch nicht. Benegal jagt, nicht nur hier, Ambivalenz ins Geschehen, wo es in der Konvention eher die Abfolge von Überschwang und Melodram gibt. Es gerät so immer wieder eine Ironie in die Bilder, in die Musik, die hier nicht jubilatorisch illustrieren, sondern gezielt konterkarieren. Der Vater wird ihr den Mann wieder nehmen, weil der nach Pakistan will, wo er herkommt. Moslemin ist auch Zubeidaa, in den abgespaltenen Bruderstaat aber lassen die Eltern sie nicht ziehen. Darauf das Aschenputtel-Kapitel, die zweite Hälfte des Films. Zubeidaa lernt Victor kennen, der Polo spielt und nicht nur Hindu, sondern auch ein Maharadscha ist. Er verliebt sich, er wirbt um sie, er heiratet sie. Ihre Eltern machen zur Bedingung, dass sie den Sohn behalten. Das Land, der Palast: ein Traum. Schon da: die erste Frau des Maharadscha. Zubeidaa ist die Junior Queen, nicht mehr, die Nacht verbringt Victor nicht bei ihr. Die Welt des Traums, das zeigt sich schnell, ist gepflastert mit Regeln des Hofzeremoniells, gegen die nicht anzukommen ist.

Benegal erzählt das alles in einer Art Citizen-Kane- Gedächtnisanordnung, was einerseits etwas umständlich ist. Zubeidaas Sohn, nun etwas mehr als dreißig Jahre alt (es ist ca. 1980), macht sich auf die Suche nach seiner Mutter. Dass sie gestorben ist, als er klein war, das sehen wir in den Eröffnungsbildern, die Beerdigung. Der Palast des Maharadscha ist jetzt ein Luxushotel, von Zubeidaa wollen auch die, die sie kannten, nichts mehr wissen. Nur ihre Konkurrentin von einst, die erste Frau des Mahardscha, erinnert sich freundlich, schenkt dem Sohn alte Bilder. Zugleich aber schenkt der Rahmen dem Film einen schönen Vergeblichkeitston. Die Recherche führt im übrigen schnell ins Bollywood-Studiomilieu, da Zubeidaa für einen Moment eine Karriere im Film offen zu stehen schien. Der McGuffin, das Rosebud des Films, ist die Suche nach einer Filmspule, auf der Zubeidaa zu sehen ist, tanzend. In den letzten Bildern der wiedergefundenen Zeit gelingt die melancholische Versöhnung, des Independent-Filmers Benegal auch mit der Industrie. "Zubeidaa" ist Aneignung einer Form im besten Sinn: ehrlich, kritisch, voller eigensinnigem Beharren auf Ambivalenzen und politischen Motiven, die Bollywood sonst fremd sind.

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