Carla Despineux, Verena Mund (Hg.): Girls Gangs Guns. Zwischen Exploitation-Kino und Underground

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Daten zum Buch

Carla Despineux, Verena Mund: Girls, Gangs, Guns. Zwischen Exploitation- Kino und Underground. Schüren Verlag 1999
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Klappentext
Renommierte Autorinnen gehen der Frage nach, welche Frauenbilder in den billigen Low-Budget Filmen transportiert werden. Das auf den ersten Blick erstaunliche Ergebnis: In diesen Filmen ist Raum für nicht mainstream-konforme Frauenbilder. Kommerzielle Nischenproduktionen wie Exploitationfilme bieten tatsächlich auch die Gelegenheit, bestehende Genres und Klischees zu erweitern, zu verändern oder zu ironisieren.
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Carla Despineux, Verena Mund (Hg.): Girls Gangs Guns. Zwischen Exploitation-Kino und Underground
Kritik von Dagmar Hotze

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Auf den ersten Blick scheint es, als könnten B-Movies, Low-Budget- und Exploitation-Filme keine differenzierte Betrachtungsweise hinsichtlich gesellschaftlicher Verhältnisse bieten. Doch schon nach einmaligem Sehen eines solchen Films, gleich welchen Sub-Genres, ist das erstaunliche Ergebnis: sie können, und wie! Den Beweis treten die Filmwissenschaftlerin Carla Despineux und die Filmkritikerin Verena Mund, als Herausgeberinnen des Sammelbandes Girls, Gangs, Guns an, dem eine mehrtätige Veranstaltung im Kölner Filmhaus während der Feminale 1999, vorausging.

Das Buch widmet sich unter anderem dem Exploitation-Kino und versucht, eine Verbindung zu feministischen Underground-Filmen und feministischer Popkultur herzustellen und spürt dem „Lesben-Hype" nach, der in us-amerikanischen Spielfilmen zeitweilig grassiert. Die sogenannten „Community"-Erfahrungen von Frauen, stehen im Mittelpunkt der Aufsätze: rebellisches Außenseitertum, gepaart mit Gewalt und einer die „Genderfrage" betonenden Sexualität, stiften die identitätsbildenden Merkmale eines weiblichen Selbstbewusstseins, das aktiv ist: crazy, sexy und cool. Dabei geht es um Utopien und Lebensentwürfe, von der kleinsten Freundinnen-Zelle bis zur komplexen Street-Gang.

Zu Beginn des Buches bekommt der Leser einen Überblick über die theoretische Debatte der feministischen Filmtheorie und -kritik, die sich im Laufe der Jahrzehnte stark wandelt und seit den 80er Jahren von einer dogmatischen Haltung abweicht, zugunsten einer sehr viel differenzierten Sichtweise der Geschlechterrollen. Daran anschließend beschäftigt sich die feministische Filmwissenschaftlerin Pam Cook, mit der Regisseurin Stephanie Rothman, die mit ihren Exploitation-Filmen The Student Nurses (1970) und dem Women-in-Prison-Film Terminal Island (1973) dafür sorgt, dass sich dieses Subgenre nicht zur vollkommenen Männerdomäne auswächst. Die engagierte Einzelkämpferin entstammt der Talentschmiede von Roger Corman, dem König des B-Movies, dessen Firma New Line die Filme produzierte. Sie zeigt, wie viele Möglichkeiten Frauen haben, dass, als „sexistisches Männerkino", verrufene Genre zu unterlaufen und es für ihre eigenen Zwecke einzusetzen. Rothmans Filme wenden sich radikal gegen das darin transportierte Bild der Frau, als langbeiniges, blondes Dummchen. Bei ihr übernehmen Frauen den aktiven Part. Sie sehen sexy aus, bedienen sich oftmals einer rüden (männlichen) Sprache, begeistern sich für Auto- und Motorradrennen und können mit Maschinengewehren umgehen, wie ihre Kolleginnen im Hollywood-Kino mit dem Staubsauger.

Besonders kommt dies in den Blaxploitation-Filmen zum Ausdruck, die Annette Weber analysiert. Die farbige Schauspieler Pam Grier, verkörpert darin perfekt das Ideal der Revolutionärin in den 70er Jahren. In ihrer Rolle als Coffy (1973) gelangt sie zu Starruhm. Auch in anderen Filmen sind Griers Figuren Antipoden zur Disziplinierungsmaschine. Der pure Hedonismus spiegelt sich in ihnen wider: gut aussehen, Spaß und Sex haben. Switchblade Sisters (Die Bronx-Katzen, 1973) ist vielleicht der Höhepunkt dieser Subversion. Der Regisseur Jack Hill bietet hier eine mit allen Wassern gewaschene Mädchentruppe auf, die bereitwillig jedem, der sie auch nur etwas provoziert, eine Kostprobe ihrer Cool- und Cleverness gibt. Sie gehen keiner Schlägerei oder einem Shoot-out aus dem Weg. Jack Hill ist es auch, der, erstmalig in der Filmgeschichte, Afroamerikaner gegen weiße Amerikaner kämpfen lässt. Etwas zu kurz kommt leider die unvergessliche Tura Satana, die den Filmen von Russ Meyer (auch bei Frauen) zu Kultstatus verhilft.

Die zweite Hälfte des Buches beleuchtet die Girl Culture in ihrer ganzen Breite. Es zeigt sich, dass die Geschichte der Jugendkultur keine explizit männliche mehr ist, sondern über viele Generationen eine spezifisch weibliche Lebens- und Ausdruckswelt geschaffen hat. Skate- und Hip-Hop-Girls stellen kein Novum dar, junge Frauen bezeichnen sich selbst als Hot Pussies und frönen ihrer eigenen Sexualität. Die britische Filmemacherin Bev Zalcock geht auf die Gender-Codes ein, in dem sie die Underground-Filme der 60er mit den Bad-Girl-Filmen der 60er vergleicht und einige Merkmale herausarbeitet und deutliche Parallelen und Fortführungen erkennt. Dem imaginären Bild der Lethal Lesbians ist das letzte Kapitel gewidmet. Darin zeigt die ehemalige Kuratorin des Sundance Film Festivals, B. Ruby Rich, wie sich das filmische Bild der Tod bringenden Lesben, das sich meist durch die Zentralität eines Frauenpaares definiert, von den Anfängen der Filmgeschichte bis in die 90er Jahre gewandelt hat.

In der deutschen Filmbuchlandschaft ist diese Publikation einzigartig und lässt einen schwachen Funken der Hoffnung aufkommen, dass weitere Projekt dieser Art folgen werden. Frei von jeglichem Dogmatismus gehen die Autorinnen mit ihren Themen um und skizzieren genau, welche enormen Wandlungsprozesse das Bild von Frauen in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. Leider finden sich hier ausschließlich amerikanische Filme, die sicherlich quantitativ die größte Anzahl bilden, doch etwas über „unsere" Uschi Obermaier hätte man(n) sich schon gewünscht.

Für alle die noch mehr über Bad Girls erfahren möchten hier noch ein weiterer Lesetipp:

Bev Zalcock, Renegade Sisters, 187 Seiten, mit zahlr. Abb., Creation Books, ISBN 1-871592-92-5, ca. DM 42,-

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