dark city

***1/2
(R: Alex Proyas)


Der Film bedient sich schamlos bei allen erdenklichen Vorbildern und Vorgängern, von Metro-
polis und Brazil (da mehr) bis Bladerunner (da weniger). Der plot ist nicht revolutionär neu, aber
er denkt innerhalb des Subgenres, in dem er sich aufhält, ein paar Dinge ein bißchen weiter als
andere. Rufus Sewell ist der einsame Held innerhalb einer von Fremden beherrschten Welt der
Finsternis. Er allerdings weiß das zunächst nicht, wir aber haben nach ein paar einleitenden Sätzen
die ein gewisser Daniel Schreber (!), von Kiefer Sutherland gespielter Psychiater, gesprochen hat,
einen Wissensvorsprung, . Er ist derjenige unter den Menschen, der seine Rasse verraten hat und
den Fremden dabei hilft, das Menschliche am Menschen zu erkunden. Das nämlich glauben sie
zu benötigen, um ihrem eigenen Untergang zu entgehen.
Das einzig wirklich Interessante an Plot und Spekulation ist nun die Art des Experiments, das sie
unternehmen. Jede Nacht nämlich um 12 Uhr in dieser taglosen Welt, zur Geisterstunde, nehmen
sie grandiose Veränderungen vor, die sie Tuning nennen. Dazu schicken sie alle Menschen in
bleischweren Schlaf und bauen die ganze Stadt um: das Gebäudekonglomerat unterschiedlichster,
nie aber, das erinnert an Brazil, futuristischer Stile, wird in organisch anmutenden Metamorpho-
sen abgerissen und aufgebaut, verschoben und verzerrt und neu geordnet, bis kein Stein mehr
auf dem anderen steht. Die Metapher führt aber in die Irre, weil dieser Prozeß einer des Wach-
sens ist und nicht des Bauens. Der Zweck dieser Veränderungen liegt nun nicht in sich selbst,
sondern in den Reaktionen der Menschen, die die Veränderungen, darin liegt der Clou, nicht
mitbekommen dürfen, sondern jedesmal in ihr neues wie in ein altvertrautes Biotop erwachen
sollen. Zu diesem Zweck werden ihre Erinnerungen manipuliert und an den immer aufs Neue
ganz anders und neu grauenden Tag angepaßt. So können sie im naiven Glauben an die Realität
ihres Daseins als die Versuchsobjekte der Fremden ihr typisch menschliches Verhalten an den
auf immer dunklen Tag legen.

Rufus Sewell ist der einzige, der sich gegen diese Manipulation, die ihm eine Mordserie ins Gedächt-
nis schieben will, zu wehren vermag. Als neugeborener, gedächtnisloser und damit in dieser Welt
unhinterfragten falschen Erinnerns evolutionär bevorteilter Neuer Mensch wird er zum Widersacher
der Manipulateure und beginnt die Suche nach der hellen, heilen und wahren Wirklichkeit, die er
in einer traumhaften Strandlandschaft, Shell Beach, vermutet. Bei dieser Suche gelangt er ans Ende
der Welt von Dark City, ein Plakat von Shell Beach, und bricht durch die Mauer ins unbekannte
Dahinter.
Damit ist, das spricht für den Film, die Erlösung noch nicht bewerkstelligt. Eine Erlösung im engeren
Sinne, dergestalt nämlich, daß das Ganze sich nur als Alptraum erweist, gibt es nicht. Gegen den
Film spricht, daß er ein zweitbestes aller möglichen Happy Endings unverdrossen doch noch ins
Werk zu setzen beginnt. Das führt zum einen zum so erwartbaren wie überflüssigen Showdown -
zum anderen aber dazu, daß der Held mit seinem Wissens- und Fähigkeitsvorsprung (er kann näm-
lich ebenfalls tunen) nun selbst zum größten Manipulator wird und die Welt von Dark City mit allen
Bewohnern einer ebenfalls nicht bewußten Zwangsbeglückung unterwirft und alles so arrangiert, daß
er die Frau, die er liebt, bekommt ,plus Strand, plus Sonne. Die Frage stellt sich dem kritischen Be-
trachter (wohl aber nicht dem Film), ob die erblühende Bright City nicht ein erzwungenes richti-
ges Leben im falschen sein muß. Das wäre ein düsteres Resümee und eine Parabel auf einen Verhäng-
niszusammenhang, wie ihn die Frankfurter Schule nicht totaler beschrieben hat. Diese Lesart aber
legt der Film nicht nahe

Besucher Nr.

seit dem 25.10.1998

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