Robert Rodriguez und Kevin Williamson sind damit bekannt geworden, daß sie zeitgemäße Updates je eines anderen Genres abgeliefert haben. Williamson hat mit 'Scream' dem Horror- film eine gehörige Dosis offener Selbstreferentialität injiziert, Rodriguez ist es mit 'From Dusk Till Dawn' (with a little help from Quentin Tarantino) gelungen, Splatter mainstreamfähig zu machen. Beides verdient die Aufmerksamkeit, die es bekam - nur: richtig gute Filme waren beide nicht.

Ein richtig guter Film ist auch 'The Faculty' nicht geworden, obwohl beide, Rodriguez wie Williamson, mit ihren Pfunden wuchern. Man könnte auch sagen: genau dieser Film war von den beiden zu erwarten. Die Helden, stereo- oder prototypes Highschool-Personal, sind randvoll mit den entsprechenden Popkultur-Referenzen und vermögen das Vorbild zu benennen, sobald es Filmwirklichkeit wird: Invasion of the Body Snatchers. Der Jugend- lichen-Protagonisten-Sixpack ist, vermutlich, der amerikanischen High-School-Gegenwart identifikationsheischend abgekuckt, vom ausgegrenzten Nerd zur arroganten Cheerleaderin. Die Sympathie liegt eindeutig auf Nerd-Seiten (nicht umsonst hat der Nerd of Nerds Harry 'Aint-it-Cool-News' Knowles seinen raumfüllenden Einsatz), erträumt wird, gar nicht so viel anders als in 'Independence Day', das Zusammenwachsen zur verschworenen, angesichts der Bedrohung und des notwendigen Mißtrauens spieltheoretisch ausbalancierten Gemein- schaft. Filmemachen als Wunscherfüllung, als Rache des Nerds am glatten, dummen, erfolg- reichen White Trash, dem er auf der High School ausgeliefert war. Solche Sublimation auf möglichst direktem Wege ist in den Trash-Genres Horror/Science-Fiction/Splatter natürlich am rechten Ort, wird aber den Geschmack des Infantilen nicht los. Robert Rodriguez ist der richtige Regisseur für solch umstandslose Wunscherfüllung. Der direkte Weg ist sein Metier. In seinen Filmen ist alles Oberfläche, nichts Latenz. Die Be- drohung ist von der ersten Prolog-Sekunde an präsent, die Regie geht sogleich in die Vollen ihres Effektarsenals. Das Prinzip ist der Schock, genauer gesagt: die Schock-Serie, die Produktion von heftigen Adrenalin-Ausstößen beim Zuschauer. Um Charaktere, Story, Atmosphäre wird sich eher notdürftig gekümmert - und da kommen die von Williamson als Versatzstücke rübergereichten Versatzstücke aus recycletem Erzähl- und Figuren- material gerade recht. 'The Faculty' ist eine Film-Maschine, die entlang bewährter, durch Selbstreferenz nur unwesentlich modifizierter Muster vor sich hintuckert und in schöner Regelmäßigkeit zu voller Kraft hochgefahren wird: mit lauter Musik, heftigen Schnitten, blutigen special effects. Wer diese Art eher roher Gewalt zu schätzen weiß, wird mit 'The Faculty' gut bedient. Ein Exempel filmischer Sophistication ist das alles aber nicht.

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