Jon Jost: Angel City (USA 1976)

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Jon Jost: Angel City (USA 1976)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Kein PI-Film, gewiss nicht, auch kein Spielfilm, sondern ein Patchwork in 12 als Countdown durchnumerierten Kapiteln. Es beginnt, anders - hier wird man schon aufmerksam - als der gewöhnliche Detektivfilm mit den Köpfen von Stalin, Mao, Hitler, Mussolini und der Aussage, dass die Autokratie eine im 20. Jahrhundert weit verbreitete Regierungsform sei. Schön. Dann sehen wir eine Serie von Stills, eine Frau, die später als Leni Riefenstahl einen Monolog über Hitler halten wird, der ein Baby von ihr wollte. Klingt nach simpel gestrickter Ideologiekritik? Ist es, ohne spezifische Zielrichtung übrigens - und das macht die Sache schon wieder weniger schlimm.

Die Frau, die Leni spielt, ist - in der lose entwickelten Kriminalfiktion des Films - Gloria, die Leiche, die in Kapitel 10 (wie gesagt: zählt von hinten nach vorne) über den Rand des Swimmingpools hängt. Einst ein leichtes Mädchen, Playboy-Centerfold (man erzählt das so nach aus Gewohnheit, obwohl es schon als Plot selbst und Vorgeschichte im Film bloß ein schlechter Witz ist), in das sich der multinationale Industrielle Del Rue, Film, Finanzen, weiß Gott was alles, verliebt, das er kauft, das er zum Filmstar machen will. Was scheitert. Aber das spielt - bis auf die Ideologiekritik wieder - keine nennenswerte Rolle. Die Kamera verfolgt den Detektiv Frank Goya, wie der Maler, der von sich erzählt und Fotos in die Kamera hält, Polaroids in Farbe, Observationsmaterial, Indizien in Rot und Blau. Der nächste schlechte Witz, aber es folgt ein aus diesem Kontext sich verselbständigendes Farbgewitter.

Lange Zeit gerät der Mordfall ganz aus dem Blick. Ein Hubschrauberflug über die hingestreckte Stadtlandschaft von Los Angeles, vom Ozean her. Darüber liegt ein Voice Over, das in poetischer Diktion die Landschaft besingt oder auch statistisch Wissenswertes zu LA verkündet (hier kann wirklich keiner mehr umhin, an Godard zu denken, Nana S., nur zum Beispiel). Kaum merklich (man muss schon mit Standbildschaltung nachsehen) Inserts in Schrift, die nur als Blitz durchs Bild zuckt. Da steht: pattern. Später, als auf den Hubschrauberflug eine Autofahrt folgt (selbes Strickmuster, wenn man so sagen will, diesmal aber mit unterbrochener Hippie-Gitarrenmusik), lautet das Insert: structure. Der Film redet, im metafiktionalen Palimpsest, von Dingen, auf die er nicht gerade gesteigerten Wert legt. Beide Fahrten der Kamera enden, mehr oder weniger, in Hollywood, als Schrift im Bild: die berühmten Lettern in den Bergen, zum einen, Verkehrsschilder mit Pfeilen zum anderen. Damit hat der Film als solcher natürlich nichts am Hut. Als Satire, bestenfalls.

Noch metafiktionaler wird es, wenn der Detektiv Goya im roten Hemd über das Erzählen einer Kriminalgeschichte räsonniert und beim Philosophieren über das Erzählen von Geschichten, ja: Geschichte schlechthin landet. Am Swimmingpool, da befindet sich die zweite Leiche. Wer sie ist und warum sie da rum liegt: interessiert doch kein Schwein. Aus dem Off liest der Detektiv Neuigkeiten über den Plot vor, dessen Erzählung er so obstru-, destruiert. Wie alles zusammenhängt. Nichts hängt zusammen. Jedenfalls nicht, wie man's erwarten würde. Zuvor hatte sich das Filmbild mit weißen Puzzleteilen gefüllt, wir wissen nichts, sagt der Detektiv, Zero, dann aber kehrt das Bild zurück, aus dem er dann verschwindet. Dieses Verschwinden kehrt wieder, als Trick fast am Ende. Überhaupt das Ende: Schwarzbild. Dann, weiß auf schwarz: Start. Schwarzbild. Dann: The End. Wir sind jetzt klüger als zuvor.

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