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Der mindfuck als postmodernes Spielfilm-Genre

Ästhetisches Irritationspotenzial und dessen subjektive Aneignung untersucht anhand des Films THE OTHERS

Von  Alexander Geimer

 

Den vollständigen Text zum Ausdrucken im .doc-Format gibt es hier.

 

1 Der postmoderne Film?

 

In der Filmwissenschaft gehen bekanntlich die Meinungen darüber, wo und ob überhaupt die "Filmgespenster der Postmoderne" (Rost / Sandbothe, 1998) zu finden sind, weit auseinander. Der postmodernen Theorievielfalt entsprechend, können Filme aus verschiedenen Gründen als ‚postmodern' bezeichnet werden - so bspw. "wegen ihres expressiven Designs, ihrer popkulturellen Zitate, ihres gesellschaftlichen Kontextes, ihrer Thematik, Atmosphäre oder Erzählweise" (Eder, 2002: 9f.). Wenn auch kein Konsens vorliegt, so liegt doch der Schwerpunkt der meisten kanonisierten Bestimmungsmerkmale auf ästhetischen Innovationen, also der Fokussierung eines neuen ‚Wie' des filmischen Erzählens und weniger des ‚Was'. Die Betonung der ‚Oberfläche' bedeutet dabei keine ‚Oberflächlichkeit', vielmehr interessieren die intertextuellen Verweisstrukturen und Mehrfachcodierungen postmoderner Werke, etwa in den Formen des Pastiche, als der Kunst des Imitats und Zitats, oder der Bricolage, als der bewussten Zusammenführung einer Vielzahl von Bedeutungskontexten in ästhetischen Strukturelementen.

Angesichts der Vielfalt an ästhetischen Bestimmungsmerkmalen des postmodernen Films meint auch Schreckenberg: "Auf die Frage, was denn die Postmoderne von der Moderne unterscheide […] kann man hinsichtlich des Films nur mit dem Verweis auf Einzelphänomene antworten, nicht auf eine durchgängig zugrunde liegende Theorie" (Schreckenberg, 1998: 119). Dem Forschungsstand entsprechend soll diesem Aufsatz keine Großtheorie des postmodernen Films zugrunde liegen, welche jegliche ästhetischen Phänomene des Films einbezieht. David Bordwell fasst griffig, wenn auch etwas polemisch, die Fragwürdigkeit der Praxis des Nachweises einer umfassenden filmwissenschaftlichen Theorie (wie bspw. Angelehnt an Marxismus, Psychoanalyse, Semiotik oder eben Postmoderne) mit der folgenden Bastel-Anleitung: "Setze eine Großtheorie voraus, wähle prägnante Beispiele und ignoriere Gegenbeispiele, selbst wenn diese zahlreich sind und eindeutig zu ersteren in Widerspruch stehen" (Bordwell, 1998: 37). Bei einer solchen deduktiven Überformung des empirischen Materials ist stets sicher gestellt, dass sich der Geltungsanspruch jedweder ‚Theorie' behaupten lässt. Anstatt eines solchen ‚großen Wurfs', geht es mir um ein relativ begrenztes und zunächst spezifisch empirisches Phänomen, welches sich auf der inhaltlichen und strukturellen Ebene der Narration vieler aktueller Filme findet. Dieses empirische Phänomen, das ich für eine spezifisch postmoderne Genre-Erscheinung halte, hat ein beachtliches Irritationspotenzial für Zuschauer und stellt eine erhebliche Herausforderung in Rezeption und Aneignung der Filme dar. Dieses Irritationspotenzial soll im Folgenden genreanalytisch erläutert werden. In Anschluss daran wird ein Ausblick auf die tatsächliche Umgangsweise Jugendlicher mit einem Vertreter des Genres gegeben, wie sie sich in Film-Nacherzählungen dokumentiert.

zu Teil 2

 

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