.

.


    

F
reeFind

Wonder Boys

USA 1999
Regie: Curtis Hanson. Mit Michael Douglas, Frances McDormand, Tobey Maguire

Kritiken
Die Kritiken zu den neuen Filmen

Aktuelles
Newsletter, die neuen Filme der Woche, News

Archiv
Alle alten Kritiken in der Übersicht

Lexikon der Regisseure

Kurz & Knapp
(kleines Lexikon kurzer Kritiken)

Linx
(zu allem, was im WWW mit Film zu tun hat)

Mitarbeit
Jede/r ist zur Mitarbeit an JUMP CUT eingeladen

Werbepreise
Günstig werben in JUMP CUT


STRATO Partner Programm

Wonder Boys - Curtis Hanson

.

.

Douglas überzeugt in 'Wonder Boys'

Es fällt nicht leicht, einen Michael-Douglas-Film sehen zu wollen, da er so ungefähr die letzten 20 Jahre damit verbracht hat, weniger wirkliche Charaktere als -ismen zu spielen, als Reflex des jeweiligen Zeitgeists, als Verkörperung der gerade neuesten Themen der amerikanischen Medien.

Er ist die Misogynie gewesen (Eine verhängnisvolle Affäre), ebenso wie homophob (Basic Instinct), der Kapitalismus (Wall Street) und der Ausländerhass (Black Rain).

Er war die Stimme von Millionen Amerikanern, die so universelle Fragen stellen wollten wie: 'Ist es ein Verbrechen, ein selbstbezogener Weißer zu sein?' (Falling Down) und 'Warum müssen selbstbezogene weiße Jungs immer die hilflosen Opfer sexueller Verfolgung sein? (Enthüllung) und 'Wäre Melanie Griffith nicht die perfekte Undercover-Agentin, um die Nazis zu infiltrieren?' (Shining Through)

Man ist also überrascht, wann immer er entspannt und  erfreulich kompetent in seinen Rollen aufgeht. So geschehen in The American President (Alternativtitel: 'Und noch ein selbstbezogener weißer Mann') und jetzt erneut in Wonder Boys.

An Warnsignalen fehlt es auf den ersten Blick nicht. Douglas spielt Grady Tripp, einen etwas verschlampten Professor für Creative Writing, der seine besten Tage hinter sich hat. Eine seiner begabtesten Studentinnen ist eine reizende Studienanfängerin, die von Katie Holmes gespielt wird und ein Zimmer in seinem Haus mietet und sich, seinen aufrichtigen und vorsichtigen Zurückweisungen zum Trotz, in ihn verliebt.

Man will diese Entwicklung fast schon abtun als weiteren Eintrag in Douglas' wachsendes Oeuvre von Fantasie-Filmen über wunderschöne junge Frauen, die schlechtgelaunte ältere Männer damit quälen, dass sie sich in sie verlieben. Dann erinnert man sich daran, dass er im wirklichen Leben gerade dabei ist, Catherine Zeta-Jones zu heiraten, und vielleicht sind diese Filme in Wahrheit dokumentarische Darstellungen der Probleme schlechtgelaunter älterer Männer.

Aber ganz egal - dieser Film hat den Geschmack und die Zurückhaltung, um Tripp nicht zu einer Lester Burnham/Humbert Humbert/Michael Douglas-Figur zu machen und belässt die Studentinnenverliebtheit im Subtext, da, wo sie auch hingehört.

Tatsächlich ist Wonder Boys überhaupt ziemlich zurückhaltend und für eine Komödie mit einem Gewehr, einem toten Hund, einem Transvestiten und einem Pelzkragen-Jacket, das Marilyn Monroe gehörte, ist das keine geringe Leistung.

Tripp ist ein ausgebrannter Kiffer, dessen erster Roman ein Hit war, der jetzt aber mit seinem zweiten zu keinem Ende findet - eine 2600-Seiten-Monstrosiät. Sein Verleger (Robert Downey Jr.) ist gerade in der Stadt und drängt ihn, das Buch endlich zu vollenden.

Außerdem hat ihn seine Frau verlassen, seine Geliebte (Frances McDormand) ist schwanger und außerdem die Frau des Dekans der Englisch-Fakultät.

Als wäre das nicht genug, findet er sich in dieser außergewöhnlich seltsamen Nacht mit James (Tobey Maguire) konfrontiert, einem Studenten, talentierten Schriftsteller und Fan von Celebrity-Selbstmorden, der so wenig sozial eingestellt ist, dass man es auch Autismus nennen könnte - 'Vielleicht bin ich einfach ein klein wenig traurig heute abend', jammert er und klingt wie Rain Man mit Studentenausweis.

Und Tripp ist nicht gerade der Vertrauensdozent, dem man seinen verwirrten Sohn anvertrauen möchte. Als James klagt, dass die Leute wie einen Freak behandeln, antwortet Tripp mit der anerzogenen Sensibilität eines professionellen Mentors: 'Naja, du bist ein Freak, James.'

Ein Hund stirbt, verschiedene Dinge werden gestohlen, seltsame Leute beginnen, Tripp zuhause aufzusuchen, und er findet sich auf einem lächerlichen und pikaresken Trip durch die düsteren Straßen Pittsburghs wieder. Regisseur Curtis Hanson behandelt das alles mit der selben werktäglichen Straightness, die er auch in L.A. Confidential einsetzte - die schlechte Nachricht ist, dass er es auch mit demselben Sinn für Komik behandelt, den er in L.A. Confidential an den Tag legte.

Während Michael Chabons Roman ein lakonisches und angenehm unverbundenes Durcheinander ist, geht Hanson die komischen Seiten von Wonder Boys so an, dass er sie entweder ignoriert oder verunsichert übertreibt und die Aufmerksamkeit darauf lenkt

Die Geschichte mit dem Hund und dem Transvestiten ist besonders ungeheuerlich; es wird Zeit, dass jemand einmal ein Seminar für Hollywood-Regisseure anbietet darüber, dass totet Haustiere und große Männer in hochhackigen Schuhen als solche noch keine tolldreiste Komödie machen.

Und Subtilität ist nicht Hansons stärkste Seite. Ein Zoom auf Douglas' verwittertes Gesicht und darunter Neil Youngs 'Old Man', das ist ein klares Beispiel dafür.

Zum Glück hat Hanson fähige Darsteller auf der Habenseite. Zwar haben Mc Dormand und Holmes Rollen, die nicht viel mehr als Stereotypen sind, weibliche Reize, auf die Tripp dann reagiert, aber ihr beträchtliches schauspielerisches Vermögen wird dennoch deutlich. Downey - der fit wirkt, als habe man ihm im Knast viel Gelegenheit zum Workout gegeben - ist herrlich komisch, gibt serienweise solipsistische Scherze und ziselierte Einzeiler von sich. Und Maguire ist wunderbar undurchsichtig, ein Außenseiter, der seine Lügen spinnt, als wären Wahrheit, Akzentuierung und Interpunktion einfach überflüssig.

Aber Douglas trägt den Film. Hansons Zurückhaltung verhindert, dass er mit den offensichtlichen Scherzen zu viel Spaß hat, aber vielleicht führt genau das dazu, dass die weniger wichtigen Dialoge so lustig sind.

Es müsste einen besonderen Oscar dafür geben, dass man mit einem Satz wie 'Bei mir ist es 8 Uhr 15 - aber ich glaube nicht, dass das stimmt' heftige Lacher produziert.

Wonder Boys hat seine Fehler. In manchen Momenten zieht er sich. Das letzte Urteil des Films über Tripps Kifferei und Verschlamptheit wirkt verkrampft, als hätten die amerikanischen Drogenbeauftragten und die Friseursinnung Tritte vors Schienbein gegeben.

Und durchwegs legt Hanson eine Furchtsamkeit bei seinem still anarchischen Thema an den Tag, einen Konservatismus, der sich sogar in der Werbekampagne für den Film zeigt. Warum zeigt das Plakat einen freundlichen und onkelhaften Douglas wie auf einem Umschlagfoto, wenn er die meiste Zeit des Films mit einer Strumpfmütze, ausgebeulten Jeans und einem zerlumpten rosa Morgenmantel zubringt?

Zum Glück setzt sich Tripps chronische Verantwortungslosigkeit immer wieder durch und besudelt den sonst so sauberen Films mit erfreulichen Schmutzflecken. Er ist verletzt, als Holmes seine ausufernde Fiktion mit den Worten kritisiert: "Es liest sich, als hättest du an keiner Stelle irgendwelche Entscheidungen getroffen' - aber sie bringt das Problem von Tripps Leben auf den Punkt. Er mäandert durch den Film, häuft eine zunehmende erschreckende Menge von Krisen und an jeder Wegbiegung entscheidet er sich wie nebenbei für die verkehrteste und am wenigsten hilfreiche Option.

In den Händen von Michael Douglas aber wird das zu einer durch und durch amüsanten Reise.

.

Weiter Pfeffinger-Kritiken:

MAGNOLIA

Urteile amerikanischer Kritiker bei Rotten Tomatoes:

81% positiv!