Rezensionen: Marcus Hammerschmitt: Target

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Autor

Marcus Hammerschmitt

geb. 1967.

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REZENSION

Marcus Hammerschmitt: Target

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Über den unglücklichen Ausgang der Expedition, die in Target geschildert wird, wird man von Beginn an nicht im unklaren gelassen. Das Szenario ist die postkatastrophische Erinnerung des einzigen Überlebenden, des Ich-Erzählers, der kein Mensch ist, sondern eine Maschine mit aufprogrammiertem Menschenprofil. Beinahe die technifizierte Variante eines allwissenden Erzählers, in ständigem Austausch mit den Expeditionsteilnehmern wie dem Bordcomputer, daher - zunächst jedenfalls - ständig in der Lage, aufgrund der Messwerte zu beschreiben, was in den einzelnen vorgeht. Darüber hinaus als Maschine mit Bewusstsein einer Doppelreflexion fähig: auf die Programmiertheit des eigenen Profils, auf die vom Profil produzierten Gefühle, die zugleich auf Abstand gehalten werden.

Die Allwissenheit per Austausch von Messdaten gerät an ihr schnelles Ende angesichts der Rätsel, die der zu erforschende Planet Target aufgibt. Unbewohnt und scheinbar unbelebt, große Gebiete trostloser Steppe, vor allem aber: der Wald. In dessen Innerem ein Krater, mit dessen Untersuchung die Expedition beginnt. Der Roman beschreibt im wesentlichen den Aufstieg der Crew aus diesem Krater, die Konfrontation mit Produkten des Waldes, die das Schiff wie die Menschen attackieren. Die Bedrohung des Lebens ist noch einmal gesteiger, dass sie vom Nicht-Kategorisierbaren ausgeht, von Entitäten, die metaphorisch als Gewölle, Schnecken, Eidechsen/Spechte etc. benennbar, aber in ihrem Wesen nicht begreifbar sind, deren Ursprung unklar bleibt, die Intentionen zu haben scheinen, ohne dass der ‚Autor' dieser Intentionen fassbar würde. Vielleicht ist es der Wald, der kommuniziert und tötet - aber mit dieser Einsicht wäre wenig gewonnen, er bleibt als defiguriertes Wesen unadressierbar. Die Folgen für die einzelnen wie für den Zusammenhalt der Gruppe sind fatal, es kommt zu Auseinandersetzungen und unkontrollierbaren Ausbrüchen.

Erzählt ist die Geschiche dieses desaströs endenden Ausflugs auf den Planeten Target nüchtern, vorwiegend im Protokollton des einzig Überlebenden, der seinem Ende entgegendämmert. Die Sätze sind kurz, klar, präzise, der Reiz ergibt sich ganz aus dem rätselhaften Geschehen, den gerade durch ihre Nüchternheit plastischen Schilderungen, nicht aus dem Versuch, das Rätsel sprachlich zu steigern oder einholen zu wollen. Am poetischsten (in keinem schlechten Sinne) das Ende, die Schilderung eines merkwürdigen Traums, der so offen deutbar bleibt wie der Roman selbst, dessen Faszination sich der Präzision der Bilder verdankt, nicht den Bedeutungen, mit denen man sie aufladen könnte.

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