Jump Cut
Klassiker

Startseite -  Inhaltsverzeichnis - Klassiker - Archiv - Links - Forum - Mail

 

Männer wie wir: Adrien Brody (I)

Von Ulrike Mattern

Auf der Leinwand wurde er von „King Kong” an die Wand gespielt. Im Heimkino übernimmt Oscar-Preisträger Adrien Brody in dem Psychothriller „The Jacket“das Zepter.

Manche Filme laufen nicht mehr im Kino, sondern landen direkt auf der Silberscheibe. Nach seiner Premiere auf dem Filmfestival in München im letzten Jahr hoffte man vergeblich auf den angekündigten Deutschlandstart des rätselhaften Gothic-Thrillers „The Jacket“.

Darin wird der während des Irak-Kriegs 1991 schwer verletzte Jack Starks (Brody) nach einer Mordanklage in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der behandelnde Arzt (Kris Kristofferson) steckt Jack in eine Zwangsjacke, lässt ihn bei vollem Bewusstsein in ein Schubfach sperren, ähnlich dem in einer Leichenhalle. Bewegungsunfähig und panisch vor Angst durchlebt Jack Albträume, in denen er sich in der Zukunft bewegt und versucht mit Jackie (Keira Knightley) Einfluss auf sein Schicksal zu nehmen.

Weder namhafte Produzenten (George Clooney, Steven Soderbergh) noch Starbesetzung schienen Garanten für eine Kinoauswertung hier zu Lande. Das ist bedauerlich, denn das virtuos montierte Filmmaterial kommt nur auf der Leinwand entsprechend zur Geltung. Immerhin führt der Künstler John Maybury Regie („Love is the Devil: Study for a portrait of Francis Bacon”,1998). Auf der DVD gewährt er Einblicke in den „Jacket”-Look und offenbart gegen die Making-of-Konvention, dass die Besetzung des weiblichen Hauptparts mit Keira Knightley auf Wunsch der Finanziers zu Stande kam („Ich wollte sie nicht haben.”)

Dominiert wird die Story von dem in New York geborenen Schauspieler Adrien Brody, der hier sein Image als „rebellischer Außenseiter” kultiviert. Für die Darstellung eines um sein Leben kämpfenden Klavierspielers im Warschauer Ghetto („Der Pianist“) erhielt er 2003 den Oscar. Davor war der heute 32-Jährige durch Rollen aufgefallen, die neben der Spur lagen und denen er mit seinem schlacksigen Körper clownesken Charme verlieh: z.B. 1999 als strippender Punk unter Mordverdacht in Spike Lees „Summer of Sum” oder 1997 als ungelenker Bestatter in der dümmlichen Komödie „Leichenschmaus zum Hochzeitstag“.

An der Seite von Andie MacDowell hatte Adrien Brody in „Harrison’s Flowers“ ausdrucksstarke Momente als Kriegsfotograf; politisch engagiert war sein Filmcharakter auch in „Brot und Rosen“ von Ken Loach (beide 2000). Einen romantisch ambivalenten Part übernahm Brody ein Jahr später in der Gangster-Ballade „Love the Hard Way” des Münchner Regisseurs Peter Sehr. Wie der Autor Jack Driscoll in „King Kong” hockt auch der Ganove Jack in diesem preisgekrönten Liebesdrama in einem fensterlosen Verschlag – und schreibt. Als Nächstes ist Adrien Brody an der Seite von Penélope Cruz als Stierkämpfer zu sehen. Mal sehn, welche Facetten er einem Matador abringt.

Suchen
 
Google
Web Jump Cut