Carlo Lizzani: Requiescant - Sie mögen in Frieden ruhen (Italien 1968)

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Carlo Lizzani: Requiescant - Sie mögen in Frieden ruhen (Italien 1968)

Regie: Carlo Lizzani

Mit Lou Castel, Mark Damon, Pier Paolo Pasolini

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Carlo Lizzani: Requiescant - Sie mögen in Frieden ruhen (Italien 1968)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Die Ur-Szene des Rache-Westerns: alle Anverwandtschaft wird getötet, der Mann wandert ruhelos durch die Wüste, bis er den Täter zur Strecke gebracht hat. Hier sind die Opfer ein ganzes mexikanisches Dorf, der Mann ist ein Kind, das an einen Priester gerät und jede Erinnerung an die per Maschinengewehr begangene Bluttat verweigert. Das Schicksal aber, in Gestalt seiner mit dem Zirkus davongelaufenen, in einem Bordell gelandeten Stiefschwester, ruft ihn, ohne dass er etwas ahnt, an den Ort des Verbrechens, nach San Antonio, wo George Bello Ferguson ein sklavenhalterisch-totalitäres Regime führt und sich, als hätte er zu allem Überfluss noch Nietzsche gelesen, für den letzten Aristokraten der Welt hält.

Der Rächer als Priester-Adoptivsohn hat keinen Namen, bekommt ihn aber sogleich: wenn er tötet, spricht er ein letztes Gebet für seine Opfer, sie mögen in Frieden ruhen, Requiescant. Und er ist, wie zur Rache geboren, ein unfehlbarer Schütze, immer wie in Trance, mit einem Milchbubengesicht. Damit kontrastiert, im Personal, Ferguson entschieden, Mark Damon mit Augenringen wirkt wie aus einem Corman-Horrorfilm in diesen Spaghetti-Western geraten (was kein Wunder ist, er hat zuvor in der "House of Usher"-Verfilmung gespielt) und gleicht Lou Castels schauspielerisches Understatement durch wonnevolles Overacting wieder aus. Es kontrastiert aber auch, mit Requiescants Friedensstifter-Anschein, seine Wut und seine Lust am sadistischen Spiel. Jedenfalls ist es ein seltsames Verständnis von Fairness, mit dem er sich mit dem Handlanger Fergusons in einem Schützenwettbewerb mit umgelegtem Henkerseil misst. Der kommt, natürlich, um, und zwar mit Musikbegleitung.

Die wiederum stammt von einer Partisanenbande von Mexikanern, angeführt von einem befreiungstheologisch aufgerüsteten Priester namens Don Juan - mit aristokratischer Strenge gespielt vom Christo-Marxisten Pier Paolo Pasolini. Gemeinsam, Gott im Herzen (der eine), die Waffe in der Hand (der andere), beseitigen sie den Sklavenhalter. Der Film ist ein Rachedrama in blutigen Stationen. Er versteigt sich immer wieder ins Surreale, etwa wenn mehr als ein Jahrzehnt nach dem anfänglichen Gemetzel die Gebeine (ersichtlich aus Plastik) noch auf dem Schlachtfeld bleichen - und erst bei Wiederherstellung der Gerechtigkeit eingesammelt werden. Der Dekor ist so sehr Kulisse wie die Wege des Plots, die Auftritte der Figuren mit Realismus nichts zu tun haben (wollen). Die Künstlichkeit der Form tendiert in Richtung Theater, aber in satten, leuchtenden Farben, ähnlich wiederum wie bei Cormans Poe-Adaptionen. Nicht im ganzen, aber in einzelnen Szenen, verdichtet sich die Handlung ins Emblematische, die Faszination liegt gerade darin, dass zusammengebracht wird, was nicht zusammenpasst: Italo-Western-Sadismus, marxistische Agenda, Religion und Horrorfilm.

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