DUELL - ENEMY AT THE GATES                       FESTIVAL   BERLINALE 2001  WETTBEWERB      

[Image]
zur Berlinale-Startseite


BERLINALE 2001

Aktuelle Berichterstattung
von Sascha Rettig

Schwarzes Brett: Lesermeinungen


zur Jump Cut-Startseite

DUELL - ENEMY AT THE GATES

Info

Deutschland, Großbritannien, 2000, 129 min
Regie: Jean-Jacques Annaud
mit Joseph Fiennes, Jude Law, Rachel Weisz, Ed Harris

Duell - Enemy at the Gates ist der teuerste je in Europa produzierte Film (180 Millionen Mark). Gedreht wurde fast ausschließlich auf dem Studiogelände Babelsberg.

Wladimir Kaminer berichtet von den Erlebnissen von Komparsen des Films. (FR, 7.2.)

offizielle Website


KRITIKENSPIEGEL

JUMP CUT KRITIK von Sascha Rettig

Es ist ein unglaublich aufgeblasenes Projekt, dieses "Duell". Der Regisseur ein Franzose, die Hauptdarsteller aus England und Amerika, der Drehort Berlin und Umland und zwei Drittel der rund 180 mio. Mark Budget stammen aus Deutschland. Und das alles für ein Werk, das trotz einiger aufwendiger Kriegszenarios daran scheitert, den Wahnsinn und die Unnötigkeit des Krieges deutlich zu machen, in dem es sich größtenteils auf das Duell zweier Scharfschützen konzentriert. Zu Beginn dieses Epos', das eigentlich zu weiten Teilen gar keines ist, gelingt es noch, im Zuschauer ein Gefühl der Erschütterung hervorzurufen. Russische Truppen werden über die Wolga und direkt in eine verheerende Kriegsschlacht gegen deutsche Soldaten geschickt. Es findet ein regelrechtes Massaker statt: Massen von Männern sinnlos abgeknallt, abgetrennte Körperteile, Blut, Panik und Angst in den Augen der jungen Soldaten. Vor dem Hintergrund installiert Regisseur Jean-Jaques Annaud seine Geschichte. Es ist eine Heldengeschichte, obwohl es in Stalingrad keine Helden gab, sondern nur Opfer und Verlierer. Doch der "Held" Vassili Zaitsev (Jude Law) ist kein self-made-hero. Er wird aufgebaut von Offizier Danilov (Joseph Fiennes), der für Russland eine desaströse Niederlage befürchtet und glaubt, er könne mit einer Heldenfigur die Truppenmoral stärken. Natürlich ist Annaud so clever, den Scharfschützen Zaitsev nicht als strahlenden Helden zu präsentieren. Zaitsev hinterfragt seine Heldenrolle und ist, immerhin, mit einigem Zweifel ausgestattet. Auch verliebt sich Zaitsev in die gleiche Frau (Rachel Weisz) wie Danilov, was dessen Heldenpläne fast zum Scheitern bringt.

Sowieso muß man es Annaud zu Gute halten, daß er keine Nazi-Karikaturen vorführt und nicht so strikt zwischen Gut und Böse unterscheidet. So erschießen russische Offiziere gleich zu Beginn Soldaten aus den eigenen Reihen, weil diese vor dem Deutschen Kugelhagel fliehen wollen, oder es werden Zivilisten, die aus Angst die Stadt verlassen wollen, gewaltsam zurückgehalten. Auch Zaitsevs direkter Gegner, Major König (Ed Harris), ist kein Dämon, sondern trägt durchaus menschliche Züge, wenngleich er auch ein Negativheld ist und bleibt. Auch beeindruckt der Film mit dem Ausstattungs- und Statistenaufwand, der für ihn betrieben wurde. Bis zu 800 Statisten gleichzeitig kämpfen mit bleichen Gesichtern in Schlamm, Gräben und Ruinen. Aber trotzdem: "Duell - Enemy at the Gates" hat den Fehler, sich auf das kleine, intime und titelgebende Duell zu reduzieren, anstatt vor dem geschichtlichen Hintergrund in epischer Breite auf schmerzvolle Weise von den Schrecken des Krieges zu erzählen. Das Duell kann den verheerenden Kämpfen in Stalingrad, bei denen mehr als 2 mio. Menchen starben, nicht gerecht werden, und so verpufft dieser Film auf erschreckende Weise.

FAZ

Zeit

taz

SZ

FR

Aber daß der französische Regisseur, wie geschehen, sich so ungeniert jedem nur denkbaren Klischee überantworten würde, hätten auch die schlimmsten Vorurteile nicht für möglich gehalten. Hans-Dieter Seidel Annauds Film ist zur Hälfte ein Western, zur Hälfte ein Liebesdrama, und je wichtiger die Drehbuchgeometrie wird, desto gleichgültiger scheint die Schlacht selbst - sie dient nur noch als stark dramatische Kulisse für heldische Bewährungsproben. Enemy at the Gates ist eine Pille mit Wirkstoffkombination und Rußüberzug gegen Aufpreis. Merten Worthmann noch keine Kritik Zwischen epischer Breite und intimer Rivalität, zwischen Liebesgeschichte und Weltkriegshistorie zerfällt der Film zu einem großen, ungeheuerlichem Nichts.
Michael Althen
Obgleich versierter als Vilsmaiers Landser-Schinken und weitgehend aus russischer Perspektive erzählt, ist das jedoch nur mäßig spannend.  Peter Körte

.
SCHWARZES BRETT