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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Takeshi Kitanos Dolls (Japan 2002)

 

Anbieter: Sunfilm Entertainment

VÖ: 07.04.2004

Regie: Takeshi Kitano

Darsteller: Miho Kanno, Hidetoshi Nishijima, Tatsuya Mihashi, Chieko Matsubara, Kyôko Fukada, Tsutomu Takeshige, Yûko Daike, Nao Omori, u.a.

 

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DVD-Informationen
Takeshi Kitanos Dolls (Japan 2002)

Ausgehend von einer Bunraku-Vorführung - einer abstrakten, meist tragischen Form des japanischen Puppenspiels -, die letztendlich den Film auch rahmt, verwebt Takeshi Kitanos Dolls drei romantische und tragische Episoden zu einer kunstvollen, farbensatten Meditation über den Menschen und die Liebe, vor allem aber über deren Verhältnis zueinander. Dabei geht es, wie so oft bei Kitano, um das Trauma der geschlagenen Wunde, die den Verletzten in eine Art solipsistischen Zustand versetzt. Auf die Visualisierung der Verletzung wird diesmal, wiewohl es hie und da dazu sicher Anlass gegeben hätte, verzichtet - dennoch formt sich das Bittere des Besonderen hier zu Kitanos, so auch die eigene Einschätzung des Regisseurs, "brutalstem Film". Zu seinem gleichzeitig schönsten und vielleicht sogar besten obendrein.

Die drei Geschichten sind lediglich Anordnungen, Sprungbretter für weiteres meditatives Gedankenkreisenlassen, die durch ihre oft willkürlich anmutende szenische Verzahnung im Filmverlauf einen Mehrwert erzielen, den eine episodisch kontingente Erzählweise wohl kaum bedingt hätte: Mitunter stellt sich der schöne Eindruck einer langen Malereibetrachtung ein - und in der Tat ist Allround-Künstler Kitano ja auch Maler -, die sich auf Details konzentriert und deren Blick assoziativ durch das Große Ganze reist: Zum einen erzählt der Film von dem jungen Paar Matsumoto und Sawako, das zu heiraten gedenkt. Die Eltern unterbinden die Liaison und drängen zu einer finanzstrategisch gelegeneren Heirat. Die junge Sawako verwindet die Trennung nicht und wandelt von nun an traumatisiert und kaum ansprechbar durch eine Traumwelt. Am Tag der Hochzeit kehrt Matsumoto zu ihr zurück und beide ziehen als mittels eines Seiles aneinander gebundenes, schweigsames Bettlerpärchen durch das kirschblütenreiche Land.

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Weiterhin findet sich in dem Film die Geschichte von Hiro, einem in die Jahre gekommenen Yakuza-Boss, angelegt, der in jungen Jahren seine Freundin im Park zurück ließ, um eine Karriere als Yakuza anzugehen. Bis heute trägt die Freundin samstags ein Lunchpaket in den Park, um dort auf ihren Freund zu warten. Ins Alter gekommen zieht es Hiro in die Grünanlage zurück. Zudem handelt Dolls von Nukuis unabdingbarer Liebe zu dem Teeniestar Haruna Yamaguchi, die er so oft seine Arbeit es ermöglicht auf der Bühne und bei Autogrammterminen sieht. Als Yamaguchi bei einem Unfall ein Auge verliert, sieht Nukui die Zeit gekommen, ihr seine Liebe mit einem Opfer zu gestehen und sich so an die Versehrte anzunähern.

Einem derart farbenprächtigen und behutsam inszenierten Film steht eine sorgfältig gestaltete DVD-Edition gut zu Gesicht, man könnte sogar sagen: Er macht eine solche geradezu notwendig, alles andere wäre seiner kaum würdig. Und glücklicherweise darf man aufatmen: Mit dieser Veröffentlichung hat Sunfilm Entertainment alles richtig gemacht und dem Film eine wunderschöne Ausgabe angetragen, die sich auf dem internationalen Parkett ohne weiteres als Reverenz erweisen kann. Schon äußerlich stellt die Ausgabe eine Zierde für jede private Mediathek dar: Die beiden DVDs finden sich in einer aufklappbaren Box aus stabilem, mattem Karton, die zudem in ihrer ästhetischen Gestaltung der besonderen des Films entspricht und diese somit unterstreicht. Ein ähnlich apart gestaltetes Faltblatt liegt im Innern bei, auf dem sich neben der Kapitelauflistung auch Überlegungen des Regisseurs zu seinem Film und den darin verhandelten Thematiken finden. Die optische Brillanz des Films wird mit einem exzellenten Bild unterstützt, das durch satte Farben, ausgewogenen Kontrast und beeindruckende Schärfe dem Kinoerlebnis sehr nahe kommt. Gleiches gilt für die Qualität der Tonspur, an der sich ebenso keine Schwächen ausmachen lassen. Zwar ist die eigens für die Auswertung auf DVD angefertigte deutsche Synchronisation (im Kino lief der Film OmU) kaum mehr als eine Notlösung, doch ist sie qualitativ noch immer über dem meist recht beklagenswerten Durchschnitt hiesiger Synchronisationen asiatischer Film für den DVD-Markt anzusiedeln. Da die japanische Tonspur obendrein auch in zeitgemäßen Tonformaten vorliegt und die Untertitelung gelungen ist, bleibt sie ohnehin nur zweite Option. Um dem Film eine bessere Bildqualität zu ermöglichen, wurde das reichhaltige Zusatzmaterial sinnvollerweise auf einer zweiten DVD untergebracht: In zahlreichen Interviews kommentieren hier die Beteiligten den Film und den Produktionsprozess, man kann einen Blick hinter die Kulissen werfen und bekommt obendrein einige Eindrücke von hinter den Kulissen des Festivalgeschehens in Venedig angeboten, wo der Film von Publikum und Presse im letzten Jahr frenetisch gefeiert wurde. Einziger, aber vernachlässigbarer Malus der Edition: Der Trailer zum Film, auf der Rückseite Box als Extra angegeben, wurde offensichtlich vergessen - nichts Tragisches also, Schwamm drüber!

Was soll man sagen? Ein wunderbarer Film in einer noch bis ins Detail liebevoll aufbereiteten Edition - wer seine DVD-Regale nur mit Bedacht und mit Blick für Qualität füllt und obendrein noch ein Faible für das japanische oder generell anspruchsvolle Kino hat, für den ist an dieser Ausgabe eigentlich kein Vorbeikommen - eine "Collector's Edition" fürwahr!

Technische Details

Bild: 1,85:1, 16:9 anamorph
Ton: Musik (Dolby Digital 5.1, DTS, Dolby Surround), Japanisch (Dolby Digital 5.1., Dolby Surround)
Untertitel: deutsch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 108 Min.

Zusatzmaterial (auf 2. DVD)

Filmografien/Biografien, Interviews mit Takeshi Kitano (Regie), Yohji Yamamoto (Kostüme), Miho Kanno und Hidetoshi Nishijima (Darsteller), Scenes from the shoot, Venedig Filmfestival 2002

(Thomas Groh)