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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Werner Herzog: Fata Morgana (Deutschland 1971)

 

VÖ: 06.07.2004

Anbieter: Kinowelt/Arthaus

Regisseur: Werner Herzog

Darsteller: Laiendarsteller

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DVD-Informationen
Werner Herzog: Fata Morgana (Deutschland 1971)

Fata Morgana kann zu den ungewöhnlichsten Herzogfilmen gezählt werden: Als Inspiration diente dem Regisseur ein Science-Fiction-Roman, der die Beobachtungen Außerirdischer auf der Erde schildert. Nicht das Weltall ist es also, das hier als das "Fremde" beschrieben wird, sondern unsere ureigene Umgebung wird aufgrund der Wahl der Perspektive vom Sinnzusammenhang dekontextualisiert und entfremdet. Seine, wenn man so will, Adaption konzentriert sich nun allerdings nicht darauf, diese Hintergrundgeschichte narrativ zu etablieren, sondern will allein die möglichen Eindrücke jener Außerirdischen in Form eines essayistischen Films gewissermaßen "dokumentieren".

Zu diesem Zweck montierte Herzog zum einen Bilder und filmische Impressionen aneinander, die er bereits früher, am Rande anderer Dreharbeiten, eingefangen hat, und bereiste zum anderen mit einer, wie er auf dem Audiokommentar süffisant einräumt, geklauten Kamera entlegene Punkte der Welt, stets aus der Suche nach gleichermaßen irdischen wie fremd anmutenden Bildern.

Einen mythologischen Überbau erhält dieser zur kontemplativen Versenkung einladende Film durch eine gleichsam biblische Strukturierung in drei Kapitel: "Schöpfung", "Das Paradies", "Das Goldene Zeitalter". Auf der Tonspur lässt Herzog den Film von unterschiedlichen Musiken von beispielsweise Johnny Cash oder Leonard Cohen begleiten, nach deren Vorgaben er den Film zum Teil auch schneidet, oder lässt die Herzog seinerzeit sehr nahe stehende Filmkritikerin Lotte Eisner zu einer Rezitation aus einem Schöpfungsmythos der Maya anheben, die diese mit ihrer unvergleichlich einnehmenden Stimme meistert. In diesem Zusammenspiel aus Ton, Bild und Montage ergibt sich ein zum Teil surrealer, hypnotisch-flirrender Film, der nicht nur seinem postulierten Anspruch voll gerecht wird, sondern auch, wie Herzog im Audiokommentar mit Laurens Straub erläutert, zu seinen persönlichsten und ihm wichtigsten Filmen aus dem eigenen Schaffen zählt.

Auch diese Veröffentlichung der sich zusehends komplettierenden Werner-Herzog-Kollektion kann wieder weitgehend überzeugen. Zwar ist das Bild an manchen Stellen eine Spur zu verrauscht geraten (vor allem die erste Sequenz - eine minutenlange Aneinanderreihung landender Flugzeuge - sticht hier heraus), jedoch legt sich dieser Eindruck mit zunehmender Spielzeit. Die Tonspur ist sehr gut geraten und kann voll überzeugen. Auch der bereits angesprochene Audiokommentar des Regisseurs mit Laurens Straub ist wieder sehr informativ geraten und ist vor allem im Falle dieses auch für Herzogs Verhältnisse recht sperrigen Film eine informative und nützliche Quelle für Erläuterungen zum Film, dem das eingangs beschriebene Konzept in dieser Formulierung nur schwer zu entnehmen ist.

Als Bonusfilm ist diesmal die Dokumentation Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner zu sehen, in der Werner Herzog, der, eigener Aussage nach, selbst gerne Skispringer geworden wäre, den alle Turniere mit seiner Sprungweite sprengenden Skispringer Steiner und dessen Hybris auf die ihm eigene Art portraitiert. Man kann nur spekulieren, ob die Dokumentation mit ihren von Schnee bestimmten Bildern als augenzwinkernder Kontrapunkt zu dem hitzig-flirrenden Hauptfilm gesetzt wurde. Dem Kontext sicherlich angemessener wäre wohl der in der Reihe noch nicht berücksichtigte Die fliegenden Ärzte von Ostafrika als Bonus gewesen, zumal, wie Herzog im Audiokommentar erläutert, einige Bilder aus Fata Morgana während der Dreharbeiten dieser Dokumentation entstanden. Doch sei's drum: Selbstverständlich tut auch diese kleine Unstimmigkeit der Güte dieser DVD keinen Abbruch. Dass Kinowelt/Arthaus auch solche sperrigen, nur schwer vermarktbaren Titel für die nächsten Jahre in zudem überzeugenden Ausgaben verfügbar macht, ist dem Unternehmen ohnehin nicht hoch genug anzurechnen. Dass dies entsprechend honoriert wird, steht zu hoffen.

Thomas Groh

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Technische Details

Bild: 1,33:1

Ton: Deutsch (Dolby Digital 1.0 Mono)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2/PAL
Laufzeit: ca. 73 Minuten

Zusatzmaterial

Bonusfilm "Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner", Audiokommentar des Regisseurs mit Laurens Straub

Weiterführende Links

http:/www.wernerherzog.com