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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Ryuhei Kitamura: Heat After Dark (Japan 1998)

 

Anbieter: Asian Film Network

VÖ: 05.04.2004

Darsteller: Shigeru Izumiya, Shinichi Suzuki, Atsuro Watabe

 

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DVD-Informationen
Ryuhei Kitamura: Heat After Dark (Japan 1998)

Kurz vor dem Kinostart von Ryuhei Kitamuras Aragami Ende April (und pünktlich zur Sicherstellung von Ryuhei Kitamuras Versus durch Polizeibeamte in einer bayerischen Videothek) legte das Asian Film Network mit Heat After Dark den ersten filmischen Gehversuch des längst zum Kultregisseur avancierten Japaners auf DVD vor. Seit seiner geekigen Splatterrevue Versus, die auf Festivals für volle Säle und entsprechend ausgelassene Stimmung sorgte, ist Kitamura weltweit unter Splatterfreaks und Videonerds ein fester Begriff. Das mag vor allem damit zusammenhängen, dass er als Regisseur "auf Augenhöhe" mit seinen Fans ist: Seine Filme zeugen sichtlich von seiner Begeisterung für laute, schnelle und knallige Genreware. Wo aber beispielsweise Tarantino diese verdichtet und beinahe schon essayistisch verhandelt, gefällt Kitamura sich meistens schon darin, die Pulp-Traditionen lediglich fortzusetzen - wenn auch ambitioniert und technisch auf der Höhe der Zeit des zugrunde liegenden Produktionsrahmens. Entsprechend sind seine Filme gestaltet: Meist spulen sie auf begrenztem Raum eine personelle Anordnung ab, die auf den knalligen Effekt hinkonstruiert ist. So treffen in Versus Gefängnisflüchtlinge und Gangster in einem Wald aufeinander, der unglücklicherweise in ihm begrabene Leichen als Zombies wieder ausspuckt. In Aragami treffen sich zwei Samurai in einem Tempel, von denen der eine ein des Lebens überdrüssiger Kriegsgott ist, der nur im Kampf dahingehen möchte. Und in Heat After Dark trifft man sich schließlich für eine Geldübergabe in einem abgelegenen Gebäude in den Wäldern, die unweigerlich in eine breit angelegte und mit allerlei Skurrilitäten angereicherte Schießerei mündet.

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Mit knapp 50 Minuten Spielzeit fällt Kitamuras Debüt eigentlich schon in die Kategorie "Kurzfilm", die angehenden Regisseuren nicht selten als Fingerübung und experimentelle Spielwiese dient. So ist auch Heat After Dark eher als formale Stilübung anzusehen, in der Situationen des Actionfilms auf ihre knallige Inszenierbarkeit hin abgeprüft werden. Nicht jeder Moment ist dabei gelungen, manches zeugt noch von der relativen Unerfahrenheit der Filmemacher, doch sind andere Auflösungen wiederum ohne Zweifel bildoptisch elegant und formal gewitzt gestaltet. Der zuweilen an düsterer australischer Ethnomusik orientierte Score tut sein übriges, um eine hitzige, aufgeladene Grundatmosphäre zu etablieren. Alles in allem ein nicht in jeder Hinsicht überzeugender, aber sichtlich ambitionierter Film, dessen Veröffentlichung auf DVD für Freunde von Kitamuras Schaffen eine bislang schmerzliche Lücke in der Mediathek adäquat zu füllen weiß.

Die Zeiten, in denen dem Asian Film Network von vielen Freunden des asiatischen Kinos mangelhafte Veröffentlichungen vorgeworfen wurden, können wohl allerspätestens mit dieser DVD als beendet angesehen werden. Schon für die äußerliche Gestaltung hat man sich große Mühe gegeben: Die Edition erscheint im schön anzusehenden und stabilen Pappschuber, der zudem nach asiatischem Modell - Vorder- und Rückseite sind also für hiesige Verhältnisse "vertauscht" - konzipiert wurde. Inwiefern der Film, wie ein Aufdruck verrät, in der "Tradition der Novelle [sic!] Vague" steht, ist zwar zumindest mir nicht ersichtlich, da mir keine Parallelen zum Kino der französischen Autorentheoretiker aufgefallen wären, doch sollte das nicht weiter stören (und vielleicht habe ich auch einfach nur eine Begriffsbildung verpasst). Rein qualitativ gesehen kann die DVD ohne weiteres rundum überzeugen: Das Bild ist gut anzusehen und besticht vor allem durch seinen exzellenten Transfer und entsprechend störungsfreies, detailscharfes Bild. Auch der Ton gibt keinen Grund zur Lage, allenfalls die Untertitel haben es fürs entspannte Kucken im O-Ton eine Spur zu eilig und blitzen zuweilen etwas zu schnell wieder aus dem Bild. Die Extras sind nicht sensationell, reichen aber über übliche obligatorische Dreingaben hinaus: Ein ausführliches Making-Of erläutert Entstehungsgeschichte und -prozess, in den zahlreichen Trailern kann man sich fröhlich durch das interessante Programm von Asian Film Network klicken und dabei vielleicht noch den einen oder anderen unbekannten asiatischen Film entdecken.

Alles in allem: Eine schöne und rundum gelungene Veröffentlichung. Wenn die damit selbstgelegte Messlatte in Zukunft nicht unterschritten wird, stehen uns von AFN wohl noch einige mehr als bloß interessante Veröffentlichungen ins Haus!

Technische Details

Bild: 1,85:1 Letterbox
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Japanisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: deutsch, englisch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 55 Min.

Zusatzmaterial:

Making Of, Original Kinotrailer, Trailershow

(Thomas Groh)