Filmbuch: Cameron Crowe: Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?

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Cameron Crowe: Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?

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Wie man zur Legende wird

Cameron Crowe fragte Billy Wilder

Von Torsten Gellner

Billy Wilder (*1906) gehört jener Generation europäischer Regisseure an, die das Europa der 30er Jahre in Richtung Hollywood verließen und dort Karriere machten. Erste Erfahrungen im Film sammelte Wilder bereits während seiner Reporter-Zeit in Berlin, als er zusammen mit Fred Zinnemann, Robert und Kurt Siodmak „Menschen am Sonntag"(1929) realisierte. 1933 ging der Jude Wilder nach Amerika, fasste dank seiner europäischen Kontakte schnell Fuß und arbeitete für Ernst Lubitsch als Drehbuchautor (Ninotschka, 1939). Der große Lubitsch sollte für den noch unbekannten Wilder ein lebenslanges Vorbild werden, davon zeugt noch heute das berühmte kleine Schild in Wilders Büro: „Wie hätte Lubitsch es gemacht?"

Die Hollywoodperiode, die 1981 mit der schwarzen Komödie „Buddy Buddy" ein würdiges Ende fand, muss nicht näher dokumentiert werden. Klassiker wie „Manche mögen's heiß", „Das Appartement" oder „Sunset Boulevard" gehören in jede gut sortierte Filmsammlung und stellen eindrucksvoll Wilders universalistisches Genie unter Beweis. Sein filmisches Repertoire umfasst den Film Noir ebenso wie das Drama oder die turbulente Komödie.

Wer bislang etwas über dieses Regietalent wissen wollte, der sah sich entweder Schlöndorffs „Billy, how did you do it?" (1992) an oder nahm Hellmuth Karaseks ebenfalls interview-basierende Wilder-Biographie zur Hand. Nun also eine neue Publikation zum Thema, die schon im Titel die Nähe zu dem wohl berühmtesten Filmbuch aller Zeiten, Truffauts „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" sucht: „Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder" von Cameron Crowe („Jerry Maguiere", „Almost Famous"). Das Konzept ist ähnlich, junger Regisseur trifft auf Regielegende, um fragend herauszufinden, wie man zur Legende wird. Anders als seinerzeit Truffaut geht Crowe allerdings weit weniger methodisch vor, überlässt die Gesprächsführung weitgehend seinem Gegenüber, verliert sich bisweilen in unpassenden Fragen, doch glücklicherweise gibt es noch Billy Wilder mit seinem ausgeprägten anekdotischen Talent. Wie war das nochmal, als Lubitsch in den Armen einer Prostituierten starb? „Er hatte es mit der Dame gemacht und dann ging er ins Badezimmer. Dort passierte es. William Wyler und ich gehörten zu den Sargträgern, und als wir gingen, sagte ich: ‚Was für eine Schande, kein Lubitsch mehr.' Und dann sagte er etwas Besseres. Er sagte: ‚Schlimmer noch, keine Lubitsch-Filme mehr.'"

Der reichhaltig bebilderte Interviewband lebt allein von Wilders Erfahrungsschatz und Wortwitz. Cameron Crowe dagegen wirkt oftmals etwas hilf- und planlos und kann offenbar nicht auf teilweise wirklich überflüssige Erläuterungen verzichten, die den Leser darauf hinweisen, wenn Mr. Wilder ein Pfefferminz lutscht oder sein linkes Bein zur Brust führt (da Crowe selbst die Physiotherapiesitzungen des nunmehr 95 Jahre alten Wilders begleitet hat). Also ist die im Titel suggerierte Annäherung an Truffaut und Hitchcock nicht wirklich gelungen. Dennoch werden nicht nur Fans des Regisseurs auf ihre Kosten kommen, denn nur selten bieten sich dem Leser so lebendige Einblicke hinter die Kulissen der Traumfabrik.

Cameron Crowe: Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?
Aus dem Amerikanischen von Rolf Thissen.
Diana Verlag, München 2000.
372 Seiten, 78 DM.
ISBN 3-8284-5031-8

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