Scherpunkt Asien: Hirokazu Kore-eda: After Life (Japan 1998)

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After Life

Regie: Hirokazu Kore-eda

Informationen zum Regisseur

Kritik zu Maborosi

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Hirokazu Kore-eda: After Life (Japan 1998)
Kritik von Ekkehard Knörer

 [Image]

zum Asien-Schwerpunkt

Informationen zum Regisseur

Gleißendes, wenngleich milchiges Licht, der Blick hinaus, der nichts offenbart, Schemen betreten das Gebäude, erkundigen sich beim Pförtner, das Haus ist ein wenig heruntergekommen, eine alte Schule vielleicht. Junge Menschen, die durch die Gänge gehen, einen Raum betreten mit einem Tisch, an dem eine Befragung stattfinden wird. Eine Behörde, das wird schnell klar, ihre Funktion beginnt man nach dem ersten Gespräch mit einer alten, sehr freundlichen Frau zu begreifen: "Sie wissen, warum Sie hier sind." - "Ja." - "Sie sind gestern gestorben." - "Ja." - "Herzliches Beileid." - "Vielen Dank." Sie verneigt sich leicht und lacht etwas schüchtern.

Die Gruppe junger und alter Leute, die nach und nach eingetrudelt ist in dieser stillen, ganz ungeschäftigen Behörde, hat ihre letzte Reise angetreten. Nun stehen sie vor einer ihrer folgenreichsten Entscheidungen, sollen genau eine Erinnerung aus ihrem Leben auswählen, einen Moment, von dem sie wünschen, er möge verweilen, für immer und ewig. Diese Erinnerung nun, Detail für Detail (rückblickend imaginiertes Detail für Detail) wird am Ende des einwöchigen Aufenthalts verfilmt werden, ganz Low Budget, ohne Special Effects, aber die Leute, vielleicht weil sie sehen und erleben, was sie sehen und erleben wollen, werden glücklich sein mit dieser Re-Inszenierung ihres schönsten Moments. Sie werden ihn mitnehmen, als einzige Erinnerung, ins Nach-Leben, das im Kino-Saal, während der Vorführung, beginnen wird.

Diese Geschichte erzählt Hirokazu Kore-edas Film After Life - und er erzählt sie im glatten Widerspruch zu den Konventionen, mit denen Hollywood eine solche allegorische Vorgabe mästen würde. Kore-eda kommt vom Dokumentarfilm und das merkt man auf Schritt und Tritt. Viele der Darsteller sind Laien, viele der Erinnerungen (der Laien wie im übrigen auch der professionellen Schauspieler) sind "authentisch", sichtlich nicht auf Rührungseffekte hin zurechtgelegt, ja zum guten Teil: schlicht und einfach banal. Auch die Kamera, die viel still hält in langen Einstellungen, liebt vor allem Talking Heads, es ist, hier und auch sonst nicht, fast kein narrativer Luftzug in diesem Film zu spüren, der die eine Woche, in die er die allmähliche Verfertigung der ewigen Erinnerung packt, ohne Hast abschreitet.

Gegen das Dokumentarische gearbeitet sind einzig die Geschichten, die er über das Personal der Behörde erzählt, einen jungen Mann und eine junge Frau vor allem, die an ihrem Job leiden, in dem sie nur gelandet sind, weil sie dasselbe Problem haben wie zwei der Neuankömmlinge: sie konnten oder wollten sich nicht für eine Erinnerung entscheiden. Der Zug, den der Film in diesem Zweig bekommt, ist der einer Erlösung, ich hatte das Gefühl, dass das die Stelle ist, an dem das dokumentarische und das Spielfilmmaterial sich nicht recht mischen wollen, an der After Life aneinandergestückelt wirkt, nicht ineinander gewebt.

Genauer, gelungener sind die Beobachtungen am Banalen. Der ältere Herr etwa, der sich Videokassetten, einen riesigen Stapel, als Erinnerungshilfe kommen lässt, weil ihm so gar nichts Besonderes aus seinem Leben einfällt. Die Ausschnitte, die man sieht, Szenen einer arrangierten Ehe, die Partner nach Jahrzehnten mehr oder weniger zusammengerauft, mehr nicht, belegen, dass er vermutlich recht hat. Es war kein aufregendes Leben. Sanft wird ein junges Mädchen davon abgebracht, die Ewigkeit in Disneyland zu verbringen, ein junger Mann weigert sich entschieden, sich auf eine einzige Erinnerung festlegen zu lassen. Der Film lässt all das unkommentiert. Der Mangel an Zuspitzung, die Überlänge mancher Einstellung machen einem die Zeit gelegentlich lang, aber für Szenen wie die, in der eine alte Frau ihrer jungen Erinnerungsdarstellerin ein paar halb vergessene Tanzschritte beizubringen versucht, für solche Szenen lohnt es sich, ihn zu sehen.

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