Guillermo del Toro: Blade 2 (USA 2002)

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Guillermo del Toro: Blade 2 (USA 2002)

USA 2002
 

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Prag. Die tiefste Nacht. Und darum der Tod des Lebens
Ein Aufenthalt im Inneren von „Blade 2“

Kritik von Karsten Hertrich

 

Blade 2 – gleich platze ich damit heraus (denn nicht anders wird er uns dargereicht, verabreicht: einer Droge gleich) – ist ein Film der äußeren Aktion, der aber sich abspielt im Innern (dem Körper, dem Herz, dem Geist) von Geschöpfen, ist Ausdruck von Gefühlen.

Drivin‘ thru darkness / Durch die Dunkelheit fahren fast den ganzen Film hindurch, doch zu Beginn auch auf Motorrädern. Wesley Snipes‘ Blade – er ist noch immer der daywalker, also ein dem Tageslicht trotzender Vampirjäger, der doch selber ein halber Vampir ist – Blade schlägt von solchen die reinen Vampire herunter. Ein Ballett auf engem Raum ist das geworden, in den Gassen von Prag, wo in Mission Impossible 2 noch die Weite war und das Motorradduell an einem kalifornischen Strand stattfand.

Zu John Carpenters klassizistischem Dramenfilm Vampires hat Michael Althen geschrieben, es gebe da „eine Ruhe und Klarheit der Bewegungen“, „entschlossene(s), kundige(s) Handeln der Vampirjäger, die Präzision ihrer Arbeit.“ Diese Formulierungen, die damals zu Howard Hawks hin wollten (wie der Profis filmte bei der Erledigung eines Jobs), treffen auch bei Guillermo del Toros Film. Schon in der ersten Auseinandersetzung (allerdings ist die Geschwindigkeit hier deutlich erhöht): Blades Tanz in dem Ballett, in dem er der Star ist und allein er weiß, wo seine vampirischen Mitspieler sich im nächsten Augenblick befinden werden. Eine Zirkelbewegung später: schon steckt in ihnen die silberne Klinge des Samuraischwertes, zerfallen sie – im hellen Licht des letzten Lebenshauchs – zu Asche und zu Staub.

Hell is into them / Die Hölle ist in ihnen und aus Blades Vaterfreund Whistler (gespielt von Kris Kristofferson) muss sie erst herausgetrieben werden. Er war unter die Vampire gefallen, ohne Hoffnung auf die Errettung, welche Blade nun vollbringt. Jetzt, da er wieder unter den Menschen ist, sollen die Vampire plötzlich nicht mehr die Gegner sein: Sie, die doch nur Leidende an einem Virus sind, haben in den Reapern einen neuen Feind gefunden, der, wenn er mit ihnen fertig ist, über die Menschen kommen wird. Deren Retter ist Blade – so sieht er sich unerwartet an der Seite der Bluttrinker gegen die Reaper kämpfen.

Das blood pack neben ihm ist vielfaches Zitat der Filmgeschichte. Eine bunte Schar von Vampiren: isolierte Helden ihrer Welt wie die glorreichen Sieben, und wie diese durch die Verschiedenartigkeit gekennzeichnet (daher sind sie Superhelden); Arbeiter gegen den Feind wie die Jäger in Vampires; und sowieso ein dreckiges Dutzend – das heißt, sie werden weniger von Mal zu Mal. Zwei Jahre sind sie für den Ernstfall trainiert worden. Doch der sah zunächst Blade als Ziel vor. Das bedeutet den Konflikt.

Seinen eigenen Leuten ist jedoch bald ebensowenig zu trauen – zwei Bilder: Whistler hält sich die Hand ganz besonders vors Gesicht – geblendet, was Schmerz erzeugt –, als er an den im gleißenden Licht des Schweißgerätes stehenden Scud herantritt; dieser widmet dem Blut, dass er gerade gespuckt hat, wohl etwas zuviel Aufmerksamkeit. Wir bemerken das, nicht Blade.

Sie alle sind schön anzusehen, im Gegensatz zu den Reapern, die mir vorgekommen sind, als wäre vom alten Nosferatu noch eine Zombieversion denkbar. Den Weltverschiebern der Dark City sind sie ähnlich (das war ein anderes dunkles Drehbuch von David S. Goyer, der auch The Crow geschrieben hat). Sie sind außerdem alle gekleidet wie Penner – die kläglich Mächtigen. Ein reiner Nosferatu, das ist das Oberhaupt der Vampire: Er hat die pure weiße Haut, die Glatze und die demutsvollen Bewegungen. Sein Darsteller – del Toro treibt weiter Kinospiele mit uns – ist Deutscher wie Max Schreck (in Murnaus Klassiker) und Kinski (in Werner Herzogs Film).

… more than ever / mehr als jemals … Auf Körperinhalte haben wir gefasst sein müssen. Aber nicht allein das Blut des ersten Films, nein: die schlimmsten Innereien aus Alien, Species und den Mangas. Doch zurück zum Schönen – Die Vampire, die sich küssen, haben vorher eine Rasierklinge in den Mund genommen.

Dann nimmt die Tragödie ihren Lauf. Der Vater, der gleichsam Oberhaupt seiner Familie wie der gesamten Vampirwelt ist – der König. Seine Tochter, die eine Rebellion gegen ihn anfängt, weil ihre Liebe dessen gefährlichstem Gegner gilt. Ihr Bruder, der ebenso rebelliert, nachdem er vom Vater hintergangen wurde, weil dieser – um allen Vampiren zu helfen – das Wohl seiner Familie aufs Spiel setzte und ein gefährliches Experiment wagte. Eine Intrige, die geführt wird gegen den, der doch nur helfen wollte: Der böse Geist greift, von hinten, den guten an. Und schließlich Verrat an allen Fronten.

Um die mutterlose Familie mit dem Göttervater herum gibt es die Schergen (ebenso die Helden), wie wir es wissen von den Theaterwerken des antiken Griechenland und denen, die in deren Tradition stehen. Ein Bild daraus (dort wird es zumindest evoziert, hier explizit gezeigt): das Schlachtfeld. Und aus all dem die Summe: das Drama.

Dennoch springen die Vampire umher gleich dem neuen Spider-Man und bewegen sich die Reaper nach Art der Affen auf Tim Burtons neuem Affenplanet. – Das Zusammentragen von disparaten Stilelementen schafft dem ungeachtet einen einzigartigen Film. Dazu Drehs in den Katakomben von Golems Stadt: Prag. Die Schnitte sind gegen die Bewegung geführt und in diese hinein: Es entsteht Dynamik auf engstem Raum – reine Implosion: ein vertikales Ereignis. Und immer (es ist mir beim Sehen so gegangen), wenn ich denke – z.B.: Hey, da fehlt doch Kristofferson! Ein Schnitt und er ist im Bild.

Blade out of blood / Blade aus dem Blut … Er taucht auf, wie die Monstren zu Tage treten in Apocalypse Now oder in The Cell. Das meint: Hier wie dort ist der einfache Prozess des Auftauchens (aus einer Flüssigkeit; was einem Bild von der [Wieder-]Geburt gleichkommt) überaus ästhetisch gefilmt, was den Gedanken erlaubt, hier werde entweder ein Monster kreiert oder eben –: ein Held, gewaschen wie einst Siegfried, doch da war kein Eichenblatt.

Und –
Lässt er sie vom Blute kosten,
Dass davor sein eignes war, doch –
Kann nichts tun und kann nichts wenden:
Die Liebe er ans Licht verliert.

Und jetzt kommt ein Knick: O wundervoller Pathoskrieg! Und ach: Einmal – in diesem Dunkel überall! – ist die Leinwand weiß …

Das noch – Der Film ist der Kick. Er enthält drei der trauerschönsten Liebestode des Kinos, jemals.

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