Phillip Noyce: Der stille Amerikaner  (USA 2002)

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Phillip Noyce: Der stille Amerikaner  (USA 2002)
Kritik v
on Ekkehard Knörer

 

Klar ist hier nichts, nur dass es Fronten gibt. Zwischen den Franzosen als Kolonialisten, den vietnamesischen Kommunisten und dann, die Theorie aus dem Buch zur terroristischen Praxis gemacht, dem General, der sich von den Franzosen als einstigen Verbündeten löst, mit Hilfe der Amerikaner, des einen, des stillen Amerikaners im besonderen, Alden Pyle. Zwischen den Fronten sitzt Thomas Fowler, ein alter Mann, der Korrespondent der London Times, um elf beim Tee am Anfang des Films, oder genauer, zu Beginn des Flashbacks, der der Film die meiste Zeit ist. Passiert ist, in der heillosen Gegenwart, die den Rahmen gibt (um am Ende davonzueilen in eine unheilvolle Zukunft), ein Mord, Alden Pyle ist tot, der Film, als Flashback, berichtet, wie es dazu kam. Beim Tee vor dem Hotel Continental im Zentrum Saigons wie im Auge des Taifuns, der der Krieg ist, sitzt Fowler, der Augenzeuge, der sich die Fronten vom Leib halten will. Damit ist es vorbei in dem Moment, in dem er Pyle die Hand schüttelt, die Welt, in der er sich eingerichtet hat, zerbricht, auch wenn er es nach und nach erst merkt.

Zur Welt, wie Fowler sie sieht und sich zurechtgemacht hat, gehört Phuong, die vietnamesische Schönheit, die er aus dem Bordell gerettet hat und - an eine streng katholische Frau im fernen England gebunden - doch nicht erlösen kann in die Ehe (so sieht er das und der Film, scheint es, mit ihm. Zu den Dingen, die nicht wirklich klar werden, gehört jedoch die Frage danach, wie der Film sieht, was Fowler sieht - und auch, ob er da auf Eindeutigkeit überhaupt hinauswill.) In diese Erlösungs-Lücke springt, nicht faul, Pyle, der stille, der freundliche, der in scheinbar humanitärer Mission ins Land gekommene Amerikaner. Als gentlemen's agreement plant er die friedliche Eroberung Phuongs, in der Hand, als Trumpf, das Heiratsversprechen. Sie sagt nein und dann macht Fowler, der an ihr hängt wie an seinem Leben, aus Verzweiflung den Fehler, durch den er sie verliert. Ineinander geschlungen sind Politik und Liebe, das eine niemals das Alibi des anderen, sondern aneinander geknüpft in einer Kette allegorischer Entsprechungen. Die gerettete Unschuld, die nun noch zu erlösen ist und Pyle deckt im Privaten die Karten auf, die er in der Politik verdeckt hält. Als schließlich, zuletzt, diese Kette in sich verdreht und verknotet ist, löst Fowler sie mit einem einzigen Akt tiefster Ambivalenz. Er ergreift Partei und sei es für sich selbst und opfert den Mann, der ihm das Leben gerettet hat. Das Kissen des guten Gewissens, auf das dieser Akt, dessen Motivationen nicht ausformuliert werden, gebettet wird, ist ein seltsamer Moralismus der Anschauung. Der Schurke, den Pyle sich zum Verbündeten als dritte Front gesucht hat, mordet Unschuldige, vor aller Augen. Fowler verkauft das als guten Grund zum (geduldeten) Mord, der ihm anderweitig sehr zupass kommt.

Von Graham Greene übernimmt Noyce das Ich und präsentiert zu den Worten, die nicht ohne Melancholie die Lage erläutern, ein erstes, zutiefst orientierendes Bild, die Boote im Hafen von Saigon, dahinter das Feuer der Kanonen. Abrupt schwenkt die Kamera dann auf die Leiche, die Leiche Pyles. Um ihn als sein größtes Geheimnis kreist der Film, Pyle, der schlechte Tänzer, der Agent im Schafsgewand, der naiv ist und über Leichen geht, missionarisch entschlossen, das Land zu retten mit Ideen, die er aus Amerika mitgebracht hat, Pyle, das Schaf im Schafsgewand, entschlossen, Phuong für sich zu gewinnen, weil er glaubt, dass er sie liebt. Parallel zum Verlauf der politischen Fronten entwirft Greene und ihm hinterher der Film einen Begriff vom Verhältnis Amerikas zu England als dem einer unmöglichen Freundschaft, zum Scheitern verurteilt als Missverhältnis aus missionarischem Eifer und einer Form melancholischer Lebenserfahrung, die am Ende von Zynismus kaum mehr zu unterscheiden ist. Noyce scheint gewillt, sich Fowlers Perspektive anzuschmiegen, in vielen subjektiven Einstellungen, im Verzicht auf offene Parteinahme auch und balanciert mit den wunderbar eleganten und doch unaufdringlichen Bildern Christopher Doyles die Atmosphäre aus zwischen Rekreation einer trügerisch friedlichen Welt und Beschwörung einer Bedrohlichkeit, die jederzeit zur Explosion führen kann. So sitzt die Ambivalenz dem Film - ohne dass man je wüsste, wie genau er selbst es weiß - in Mark und Bein.

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