Roger Avary: Die Regel des Spiels  (USA2002)

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Roger Avary: Die Regel des Spiels  (USA2002)
Kritik v
on Thomas Reuthebuch

Bret Easton Ellis zu verfilmen wurde bereits mehrfach mit unterschiedlichem Ansatz und unterschiedlichem Erfolg versucht. Roger Avery, der vor allem als Pulp Fiction Ko-Autor zu Ruhm und Ehre kam und mit "Killing Zoe", einem durchgeknallten "Caper-Movie", 1994 sein Regiedebüt gab, unternimmt den Versuch, die Essenz von Ellis Romanen, in diesem Fall "Rules of Attraction", quasi eins zu eins auf die große Leinwand zu bringen. Es gibt in "Die Regel des Spiels" Momente, in denen das auf atemberaubende Weise gelingt, um kurz darauf in ernüchternder Vorhersehbarkeit zu ersticken, die den Film leider viel zu nahe ins direkte Umfeld überdrehter Teeniekomödien à la "American Pie" rückt.

Wie im Roman stehen im Mittelpunkt der Handlung, die sich bis auf zwei Szenen ausschließlich im Mikrokosmos eines amerikanischen College Campus abspielt, der drogendealende Ladykiller Sean Bateman (James van der Beek), die träumerische Lauren (Shannyn Sossamon) und der bisexuelle Paul Denton (Ian Sommerhalder). Während der Pressetext konsequent an den Realitäten des Films vorbei von “abartig attraktiven Menschen auf der Überholspur des Lebens spricht”, handelt es sich vielmehr um die exemplarische Darstellung perspektivloser junger Leute, die im allabendlichen Partysumpf ihre Angst vor dem Erwachsenwerden ertränken, wegficken, zudröhnen. Avery findet für diesen beängstigenden Zustand auch eine stilistische Entsprechung, indem er die narrative Struktur des Films durch geloopte Sequenzen wie ein scratchender DJ aufbricht, hin und herschiebt und durchaus kunstvoll in ein zeitliches Kontinuum einbettet. Konkret: Szenen werden wie im Videorekorder abrupt angehalten, zurückgespult, um sich dann mit einem perspektivischen Wechsel erneut in eine andere Richtung zu entfalten. Ein spannender Einfall, der nicht nur die Stagnation der Figuren auf den Punkt bringt, sondern, auch durch die rückwärtslaufende Tonspur, eine atmosphärische Entsprechung verzerrter Wahrnehmung bedeutet. Zwischen diesen Bruchstellen entwickelt sich dann aber eine im negativen Sinn konventionelle Teeniegeschichte, frei nach dem Motto: A liebt B liebt C liebt niemanden. Wenn D dann A liebt, bleibt nur noch der Suizid.

Dieser Widerspruch, so möchte man meinen, mag Teil des Konzepts sein, ja sogar des Setups der Figuren selbst, die zwischen hyperaktiven Rauschzuständen und zutiefst deprimierender Ausweglosigkeit oszillieren. Irritierend ist dabei jedoch, dass Avery offensichtlich der dem Stoff immanenten Leere nicht ausreichend kommerzielles Potential zuzutrauen scheint und die Handlung durch allerlei Späße auflockert, die deutlich auf ein Collegefun-affines junges männliches Publikum abzielen. Zugegeben, es ist schwer den Stillstand von Ellis Protagonisten zu dramatisieren, zumindest wenn man dabei auf etablierte filmische Verfahren des Erzählfilms zurückgreift. Umso ernüchternder ist es, einem Autorenfilmer bei der Arbeit zuzusehen, dessen Wahl der (stilistischen) Waffen auf eben diese Einsicht hinweist und der sich dennoch dem Diktat massenkompatibler Aufbereitung beugt - beugen muß (?).

Sicher liegt das Mißlingen über weite Strecken des Films auch an den Darstellern, die durch die Bank nicht in der Lage sind, die aufgekratzte Zwiespältigkeit ihrer Figuren spürbar zu machen. Erst wenn relativ spät im Film Kip Pardue als Victor auftaucht, und, zunächst von der Regie durch eine waghalsig rasante "Europe in 10 Days" Sequenz gejagt, in einem Diner sitzend, genau diese bis dorthin schmerzlich vermißte Qualität erfühlbar macht, ahnt man, was mit einer anderen Besetzung möglich gewesen wäre. Die Diskrepanz zwischen spannenden inszenatorischen Einfällen, die durchaus als filmische Entsprechung Ellis-spezifischer Erzählstrukturen (meisterhaft demonstriert im vielleicht stärksten Ellis-Roman "The Informers") durchgehen, und den langweilig abgearbeiteten Liebeleien, wäre dann sicher weit weniger augenfällig gewesen, und vielleicht hätte es nur dieser vergleichsweise kleinen Veränderung bedurft, um aus "Rules of Attraction" ein kleines Meisterwerk zu destillieren.

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