Theater: René Pollesch: Frau unter Einfluss

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René Pollesch: Frau unter Einfluss (frei nach John Cassavetes)

(Prater, Berlin, Juni 2001)

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Man sitzt im Wüstensand, es ist wirklich staubig, vor einem das Blockhaus, seitlich ein Fernseher und auf der anderen Seite eine große Leinwand. Auftritt drei Frauen, Sophie Rois, Cordelia Wege, Annekathrin Bürger und es geht los. Man spricht Texte, die Pollesch-Texte sind, gelegentlich zarten Bezug auf die Cassavetes-Vorlage nehmen, aber im wesentlichen den üblichen Pollesch-Obsessionen folgen. WWW-Slums, nächste Runde. Die These, wenn man eine extrahieren wollte, liefe darauf hinaus, dass der Globalkaptitalismus längst durch die Ritzen des Privaten gedrungen ist, Sex und Kapital, in der Öffentlichkeit und in der eigenen Wohnung, alles dasselbe: Geld und Soziales durchdringen sich, das Emblem dafür: das Internet. Das Dingsymbol fürs Internet, hier, auf der Bühne: der Notebook-Carton. Auf den wird geschossen.

Das mit der These aber ist von vorneherein problematisch. Der Endlostext mit viel Zwischenmusik (guter) läuft auf nichts Bestimmtes hinaus, deliriert mal, verliert sich an die drei Stimmen, auf die er beinahe beliebig verteilt ist. Manchmal kommt es zu Pointen, fast zufällig, ein Subjekt des Sprechens, auf das sich eine Aussage als festhaltbare verengen ließe, gibt es eher nicht. Wiederholungen stattdessen, man wird die Rede von der sozialen Dimension, so wenig konkret sie wird, nicht so schnell wieder los, nach diesem Stück. Auch nicht die Erinnerung an den komischen Höhepunkt der Frau unter Einfluss: Sophie Rois die die Mutter und den Clown der Kompanie gibt, mit viel Ketchup im Gesicht in einem sehr hübsch inszenierten Dialog zwischen Einspielfilm und Direktübertragung. Big Brother wird dabei zwar auch angespielt, passt selbstverständlich irgendwie auch mit rein ins Konzept, mehr ist damit aber nicht.

Wie es los ging, geht es dann einfach weiter. Auftritt drei Frauen, ins im Staub sitzende Publikum geballerter Text, Umzieh- und Musikpausen, Schüsse auf den Notebookcarton. Rote Vorhänge in den Blockhausfenstern, die nichts nutzen, es gibt ja die Live-Übertragung (sehr komisch gleich am Anfang auch die hysterische Kinderverfolgungsjagd mit gezückter Pistole). Weil es nicht anders geht, wird auch irgendwann Gena Rowlands mit ihren Spaghettis herbeizitiert, außerdem, von ganz woandersher, ein alter Defa-Film, in dem Annekathrin Bürger die Hauptrolle spielt, als Hostess. Eine sehr volksbühneske Einlage gegen Ende mit Kokainkonsum und einem flotten Dreierfick, der Sinn des Ganzen hat sich bis dahin aber schon arg verflüchtigt. Das Stück ist kurz genug, dass man den Spaß nicht verliert. Dass er bei den meisten Pointen schnell verpufft, lässt sich aber auch nicht leugnen.

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