Theater Corner: Ester Salomon & Xavier Le Roy: Giszelle (Podewil, August 2001)

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Theater Corner
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Giszelle

Konzept/Choreografie: Xavier Le Roy
Tanz/Choreografie: Eszter Salomon

Xavier Le Roy und Eszter Salomon: Giszelle

August 2001
Berlin, Podewil (Tanz im August)

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Ester Salomon & Xavier Le Roy: Giszelle (Podewil, August 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Eszter Salomons von ihr und Xavier Le Roy choreografiertes Solo hat zwei Teile, durch die Pause und auch den Stil klar voneinander getrennt. Der erste Teil, ironisch Giszelle genannt, ist ein fortlaufendes Stück, dessen Gesamtthema man am besten als Ausstellung von Übergängigkeit beschreiben könnte: es geht um Übergänge zwischen verschiedensten Posen, Szenen, Ausdrücken, Bewegungen. Thematisch ist dabei viel, vielleicht allzuviel geboten. Der Übergang vom äffischen zum menschlichen Gang, Charcotsche Hysterie-Pose, klassisches Ballett, laszives Herumliegen, männliches Pinkeln, Moonwalk und Breakdance, hin und her und kreuz und quer wird das entwickelt und - ohne musikalische Begleitung - ineinander überführt, unterbrochen nur durch kurze Ansagen der Tänzern: „Black" - „Lights". Die Abfolge läuft auf wenige Minuten extremer Steigerung zu, in denen nur noch Ausschnitte, Versatzstücke des entwickelten Vokabulars kurz angedeutet werden, aufleuchten, sich rasant aneinander reihen - und sich durch Anähnelung im Handumdrehen zu faszinierenden Kombinationen fügen. Darauf dann extreme Drosselung, Herunterfahren des Tempos in Zeitlupe. Salomon tanzt das überaus virtuos, es ist ein großes Vergnügen, ihr zuzusehen: eine Minimalisierung der Posen-Bandbreite jedoch wäre wohl sinnvoll gewesen.

Der zweite Teil trägt dann eine ganze kokette Palette von Titeln, die darauf hinauslaufen, dass es sich hier um Überreste, Fragmente, Nicht-Zu-Ende-Gedachte Bruchstücke aus Giszelle handelt. Das scheint eher ironische Geste als treffende Beschreibung, denn dieser zweite Teil ist von durchaus eigenständiger Machart - und hier wird Le Roy seinem Ruf gerecht, der Choreograf getanzter Theorie zu sein. Was vorgeführt wird, ist ein Stülpen von Inwendigkeit nach Außen und zurück, ein Ausstellen des Kleid(ungs)-Anteils am Subjekt. Im Mittelpunkt weniger die Solotänzerin Salomon als eine riesige hässliche Plastiktasche. Daraus holt Salomon Krücken, aus denen später die Beine einer Puppe werden, die sie aus einer zweiten Kleiderhaut und Zweitperücke, aus denen sie sich erst selbst schält, zusammenbaut. Zwillings- und doppelgängerhaft stehen dann die Puppe und die Tänzerin an der Wand, die reglose Tänzerin und ihr unbelebtes Double. Danach begibt sich Salomon selbst in die Tasche, Reisverschluss zu und kugelt als merkwürdiges Taschentier über die Bühne. Sie streckt irgendwann den Kopf wieder raus, der komischste Moment. Was dann noch folgt, ist sozusagen der Chill-Out, zehn Minuten hochvirtuos geschlenkerte Ausstellung von nichtvirtuosem Getanze.

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