ein perfekter mord

(r: andrew davis - usa 1998)

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So befriedigend wie traurig ist, daß, wenn ein an Subtilitäten aller Art herzlich wenig
interessierter Regisseur wie Andrew Davis  sich daran macht, ein Hitchcock-Remake
zu inszenieren, genau das herauskommt, was man vermuten würde: nichts Vernünftiges
nämlich. Das Original heißt 'Dial M for Murder' war von Hitchcock 1953 als schnör-
kelloses Kammerspiel nach einer Theatervorlage gefilmt worden. Was das Studio
damals geritten hat, das Ganze als 3D-Experiment drehen zu lassen, hat allerdings noch
nie jemand verstanden - und es klingt nach einem Zusatzbonus, den der neue Film viel
nötiger hätte.

Das Grundgerüst der Handlung ist übernommen worden, allerdings mit einschneidenden
Veränderungen an entscheidenden Stellen. Es will ja durchaus einleuchten, daß man die
einst von Grace Kelly als eingeschüchterte und den Manipulationen ihres Mannes  hilflos
ausgelieferte Hausfrau gespielte weibliche Hauptfigur heute so nicht mehr in Szene setzen
kann. Aber was tut man-Gwyneth Paltrow ist jetzt die in so gängigen Sprachen wie Serbisch
und Arabisch (von Spanisch und Französisch schamvoll zu schweigen) beschlagene UN-Su-
perfrau, schön, tough und letztlich umso törichter, wenn sie an zwei Männer gerät, die ihr an
den Geldbeutel und im Zweifel gar ans Leben wollen. Letzteres hat bereits mit der zweiten
Veränderung zu tun; denn während im Original der Liebhaber eine nette, aber ziemlich blasse
Nebenfigur war und der (unsanft verhinderte) Mörder über eine etwas aufwendige Konstruk-
tion mit dem Vorleben des auf Mord sinnenden Ehemannes verknüpft worden ist (immerhin
kam Hitchcock so zu seinem diesmal Foto-Cameo), hat man die beiden Figuren nun kurzer-
hand quasi zusammengelegt - freilich muß aus diesen Plotgründen eine bloß erzähltechnisch
notwendige Stellvertreter-Mörderfigur erfunden und aus der Gleichung sofort wieder raus-
gekürzt werden. Jedenfalls ist der Liebhaber nun zugleich der schäbige Abkassierer und Heirats-
schwindler - und das haut psychologisch einfach nicht hin, oder hätte wenigstens eines besse-
ren Schauspielers als des Schönlings Viggo Mortensen bedurft.

Ansonsten hat man sich damit begnügt, alles ein wenig aufzublasen. Das Kammerspiel etwa
nimmt nun viel New Yorker Raum ein, Michael Douglas zitiert seine Rolle als abstürzender
Finanz-Hai aus 'Wall Street' und mehr Blut fließt auch. Letzteres darf man ruhig als Allegorie
des Scheiterns dieses Films nehmen, denn dieser Überschuß und Überfluß fügt der Vorlage
außer Quantität nichts hinzu, und so geht das dauernd. Beibehalten, aber vergröbert, hat man
die Aufmerksamkeit auf jede Menge kleiner (Schlüssel)Objekte, Schals, Schlüssel, das Tele-
fon. Das weist die Macher immerhin aus als brave Schüler des Meisters. Aber wie das mit
braven Schülern so ist. Sie langweilen ziemlich bald und produzieren nichts als schales Kunst-
handwerk.

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