5/22/2004

Diederichsen bei der Filmzentrale

Bei der immer unschätzbarer werdenden Filmzentrale wird nach und nach kein geringer Teil des Filmkritik-Gesamtwerks von Größen wie Georg Seesslen und Diedrich Diederichsen archiviert. Hier ein paar Ausschnitte aus jüngeren Diederichsen-Neuzugängen:

Manchmal sind die Leute doch wirklich zu und zu reflexhaft. Wie Lara Croft jetzt nochmal so richtig zum Thema der Feuilletons und aller möglicher organischer Kulturwissenschaftler wird, ist genauso altmodisch wie die sechsundfünfzigste Rückkehr der Big-Brother-Diskussion durch das französische Loft-Äquivalent, auf das zu allem Überfluß natürlich Baudrillard den ersten Voyeurismus-Vergleich-Stein werfen muß, obwohl doch jeder weiß, daß Menschen, die wissen, daß man ihnen zusieht, unmöglich zu Objekten von Voyeuren werden können. [hier]

In E.T. hat der Humanismus scheinbar gesiegt, aber die Menschlichkeit des Außerirdischen hängt auch unmittelbar mit seiner Bereitschaft zusammen, wieder nach Hause zu wollen. Er ist wie wir, denn er hat wie wir eine Heimat (mit einer Telefonnummer). [hier]

So rekonstruiert sich Harris einen Künstler, der selbst noch da die Kontrolle hat, wo er nun gerade mit voller Künstlerverantwortung beschlossen hat, ein wenig von ihr abzugeben. Künstlerische Kompetenz als atemberaubende Akrobatik des Pinselschwungs. Nur so kann Harris sich etwas naiv erklären, daß Pollock das Genie war, das er beschlossen hat zu zeigen. [Pollock, hier]

Als würde nicht Larry Clark jede einzelne Verworfenheit ihrer mißratenen Sprößlinge ästhetisch und transgressionsbegeistert genießen, mithin vermutlich auch billigen und weit über das aus realen Pubertäten gekannte Ausmaß von Verworfenheit hinaus ausmalen. [Kids, hier]

"Monsoon Wedding" ist nicht der erste im Westen (oder globalen Norden) erfolgreiche Film von Nair, und daher soll er nicht nur von der Versöhnung einer vom globalen brain drain etwas diasporisch verstreuten indischen Oberschichtfamilie erzählen, sondern mit dieser Erzählung die Programmkino-kompatible, anspruchsvolle Seite der indischen Filmindustrie mit der globalen Seite versöhnen: Bolly- und Hollywood vermählen. [hier]

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