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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Olivier Assayas: Demonlover (Frankreich 2002)

 

Anbieter: EuroVideo
VÖ: 29.04.2004 (Verleih), 01.07.2004 (Kauf)
Regie: Olivier Assayas
Darsteller: Connie Nielsen, Gina Gershon, Chloë Sevigny, Charles Berling, Jean-Baptiste Malartre, Dominique Reymond, u.a.

Jump-Cut- Kritik zum Film:

"Landet die Heldin in der Folterkammer des Realen? In einer realen Folterkammer? Die Heldin, und das ist ihre Zerstörung - landet in einer Zone der Ununterscheidbarkeit, die Assayas im Strudel der Narration eröffnet hat. Angeschlossen sind die offensichtlichsten Lüste, zutiefst abgrundlos. "Demonlover" ist ein Trademark. Die Kreise der Hölle sind geschlossen zum endlosen Band."

 

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DVD-Informationen
Olivier Assayas: Demonlover (Frankreich 2002)

Mit Demonlover veröffentlicht Eurovideo einen international auf Festivals gefeierten und weltweit vieldiskutierten Film, für den sich hierzulande dennoch kein Kinoverleih erwärmen konnte. Das ist nicht nur deshalb schade, weil der Film als zeitgenössischer Kommentar zur Medienwelt ohne weiteres die gleiche inhaltliche wie filmische Güte wie weiland Cronenbergs Videodrome (Kanada 1983) entwickelt, sondern auch, weil dem somit hierzulande publikumslosen Film eine allenfalls mittelmäßige DVD verpasst wurde, die in jedem Detail nur auf schnelles Cash-In abzuzielen scheint, dabei dem Rang des Films als soon-to-be-Klassiker jedoch kaum gerecht wird.

In Form von kaum durchdringbaren Netzwerkstrukturen und personellen Konstellationen entfaltet (oder codiert?) Demonlover auf verstörende, oft meditative Art und Weise die Geschichte (oder gerade eine solche nicht?) eines intriganten Aufstiegs und langen Falls einer hochrangigen Angestellten eines Medienkonzerns, der im Aufkauf von Rechten und Lizenzen japanischer Sex- und Gewaltanimes seine Position auf dem Weltmarkt ausbaut. Am Rande einer Dienstreise bringt sie in Erfahrung, dass der zukünftige Geschäftspartner des Konzerns in eine Reihe dubioser interaktiver Folter- und Snuffwebsites involviert ist und gerät dabei selbst zunehmend in einen Sog aus Medieninterferenzen, ökonomischen Zusammenhängen und daraus resultierenden persönlichen Intrigen, die sie - wie der Zuschauer - kaum mehr souverän zu überblicken in der Lage ist. Humiliation at your fingertips ...

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Olivier Assayas hat mit Demonlover ohne weiteres ein Meisterwerk des Genrefilms geschaffen, das Fragen zur (medialen) Zeit geschickt aufgreift und in beunruhigende Bilder gießt. Gerade auch für die Film-, Kultur- und Medienwissenschaft dürfte sich der Film in absehbarer Zeit zum gefundenen Fressen für umfangreiche und spannende Analysen erweisen. Umso ärgerlicher ist es, dass man sich bei Eurovideo, wie's scheint, allein auf spekulative Aspekte des Films verlassen hat und ihn mit Slogans wie "Obszön und pervers: So hart kann das Internet sein." oder "Eine brutale Mischung aus Sex und Intrigen" mit entsprechendem Blick aufs eindeutige Segment vermarktet. Der Ruch des schmierigen Videothekenprodukts, den eine solche Strategie umgibt, findet auch auf qualitativer Ebene Entsprechung: Zwar ist die Synchronisation für eine Videopremiere einigermaßen passabel geraten, doch bleiben Bild- und Tonqualität bestenfalls Mittelmaß, wenn überhaupt: Die Farben sind über weite Strecken recht blass geraten, was man jedoch mangels Vergleichsmöglichkeit noch als Stilmittel verbuchen könnte. Allerdings bleibt das Bild während der ganzen Spielzeit recht milchig und leidet zuweilen auch an transferbedingter Blockbildung. Auf deutsche Untertitel hat man trotz anderslautender Angaben auf dem Rückcover verzichtet: Ein kaum verzeihlicher Fauxpas, da von flächendeckend vorhandenen Französischkenntnissen hierzulande kaum ausgegangen werden kann. Der deutsche Ton leidet zudem an einer wenig vorteilhaften Abmischung, wohingegen der französische Originalton wesentlich authentischer und dynamischer ausfällt - wer kein Französisch kann, schaut (bzw. horcht) mangels Untertitelung dennoch in die Röhre. Außerdem hat man die gekürzte R-Rated-Fassung des Films auf die Scheibe gepackt: Die imdb und andere Quellen sprechen dem Film eine Laufzeit von etwa 129 Minuten zu; selbst unter Berücksichtigung des PAL-Speedups (etwa 2 Prozent) bleibt eine eklatante Differenz von mehreren Minuten zu der auf Festivals gezeigten und vom Regisseur intendierten Schnittfassung zu verbuchen. Außer Werbung für andere Filme aus eigenem Hause befinden sich auf der DVD keine weiteren Extras - die Verkaufsversion mag sich darin allerdings vielleicht noch von der vorliegenden Leihversion unterscheiden.

Fazit: Ein echtes Ärgernis. Nachdem schon die Regionalcode1-DVD aus Kanada laut Reviews aus Übersee in keiner Weise überzeugen konnte, hat man auch hier die Möglichkeit, diesem vollkommen zu Unrecht untergegangenen Film eine qualitativ angemessene Präsentationsform zu verpassen, nach Strich und Faden ungenutzt vorbeiziehen lassen. Eine Empfehlung für den Film selbst sei von ganzem Herzen ausgesprochen, somit auch zähneknirschend bis auf weiteres für diese Ausgabe, doch bleibt zu hoffen, dass dem Film eines Tages noch eine sorgfältigere Veröffentlichung angetragen wird.

Technische Details

Bild: 2,35:1 anamorph
Ton: Deutsch, Französisch (je DD 5.1)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 116 Min.

Zusatzmaterial:

In der Verleihfassung keine, Angaben zur Kaufversion leider nicht möglich.

(Thomas Groh)