Genjirou Arato: Akame 48 Waterfalls (Japan 2003)

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Genjirou Arato: Akame 48 Waterfalls (Japan 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Amagasaki: Die Hölle, das steht schon am Bahnhof. "Ihr, die ihr hier eintretet", Dante. Ein älterer Herr mit langem blonden Haar, ist das Vergil? Nein, einen Führer gibt es nicht, wenngleich Höllenqualen der sanften Art: Ikushima, der tagein, tagaus Fleisch auf Spieße spießt und damit seinen Lebensunterhalt verdient. Der Ort, an dem er landet, ein Höllenort, kein Höllenort, eine Unterwelt, ein Zwischenraum der nicht erklärten Seltsamkeiten. Ein Altar vor dem Haus, die Nutte nebenan, die beim Sex Bahnhofsnamen ruft, der Mann mit den langen blonden Haaren gegenüber, ein Meister-Tätowierer, dem es wichtig ist, dass er Schmerz bereitet bei der Ausübung seiner Kunst. Seiko, die Chefin, die zu Besuch kommt und, vor allem, Aya, die Verführerische mit dem Bruder, der ein Gangster ist, wenngleich, vielleicht, ein gutmütiger. Seiko, die ihre Tätowierung weggebrannt hat, Aya, die sie auf dem Rücken trägt und hasst. Kalavinka, eine Figur aus dem Mythos, die mit der Stimme Buddhas singt. Stigmatisierungen und kleine Proben für Ikushima, der in die Abläufe des Hauses, der Unterwelt, in die er geraten ist, hineinverwickelt wird.

Es geht also, womöglich, um die Konstitution eines Raums. Limbo, aber mit einem Ausweg in die Erlösung, und sei er geträumt. Der Traum zu Beginn, ein kleiner Junge, der einen Schmetterling jagt und an den tosenden, berühmten Wasserfällen von Akame auf einem Felsen zwischen Gischt landet. Der Film wird, als wäre er ein Traum, der unterbrochen wurde und zuende geträumt werden muss, dahin zurückkehren. Auf dem Umweg durch den Raum, den Limbo-Raum, der allerdings, bei aller Unerklärtheit, kein Raum der Geheimnisse ist, die es aufzuklären gälte. Auch Ikushima ist, bei aller Unerklärtheit, in merkwürdiger Weise geheimnislos. Einmal besucht ihn ein Freund aus seinem Vorleben (in dezidierter Weise ist das Leben in Amagasaki tatsächlich ein Nachleben und wie in Kore-edas After-Life wird es um den einen Moment gehen, am Ende, der das Leben gelohnt haben wird), und wir erfahren, dass Ikushima ein Autor war und dass es eine Frau gegeben hat, mehr nicht. Die Erklärung aber enttäuscht nicht, denn sie nimmt der Figur ein Geheimnis, ohne eine zusätzliche Dimension hinzuzufügen. Ikushima ist und bleibt auch mit dieser Vorgeschichte eine leere Figur von vollendeter Passivität. Er ist geradezu definiert, es könnte sein Name sein, als der, der nicht weiß, wie ihm geschieht.

So bleibt ihm, in aller Konsequenz, eine Entwicklung versagt. Aya will ihn mitnehmen, zu den Wasserfällen, in den Tod, zurück ins Bild dieses Traums, mit dem der Film beginnt. In langen, den schönsten Minuten des Films, folgt die Kamera Ikushima und Aya auf dem Pfad entlang der Wasserfälle. In einer Nische des Raums, der Zeit, der Realität sind zum Picknick noch einmal alle Protagonisten versammelt, Aya aber und Ikushima klettern, laufen durch das Rauschen und Zischen, begleitet von einer gerade in der Steigerung der Naturgeräusche denaturalisierten Tonspur, hinauf zu den Wasserfällen, deren Bild schon zu Beginn, dann noch einmal als Poster im Schließfachraum des Bahnhofs zu sehen war. Eine Welt eigener Gesetze entwirft "Akame 48 Waterfalls", verzeichnet aber sind sie nirgends, die nicht, die die Durchlässigkeiten zwischen den Räumen regeln, und auch nicht die, die die Verknüpfungen steuern, die sich in Motivketten wie der rund um das Thema der Tätowierung manifestieren. Der Höhepunkt ist dann eine Serie von Rätselbildern, die sich der direkten Auflösung ein letztes Mal entziehen. Der hieros gamos aber als pathetische Feier eines nicht zu übertreffenden Glücks ist nicht das Ende (und damit löscht der Film gleich wieder den Kitsch, mit dem die Bilder zuvor aufgeladen schienen): Aya und Ikushima fahren mit der S-Bahn zurück in die Stadt, sie verschwindet, als wäre sie nie gewesen. Du bist hier am falschen Ort, bekommt Ikushima, der Mann ohne Eigenschaften, ein ums andere Mal gesagt. Er lässt es sich sagen, unternimmt aber nichts. An der Leere dieses subjektlosen Subjekts zerschellen alle Eindeutigkeiten: Ein Höllenort, Limbo, das Paradies oder nur eine merkwürdige Liebesgeschichte? Das Offenbleiben dieser Fragen macht "Akama 48 Waterfalls" zu einem großen Film.

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