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Liu Hao: Chen Mo und
Meiting (China, D 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer |
zum Asien-Schwerpunkt |
Chen Mo und Meiting leben in Peking, zuhause fühlen sie sich
hier aber nicht. Chen Mo ist vom Land in die Stadt geflüchtet, voller
Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben, Meiting ist die Tochter einer
während der Kulturrevolution in die Provinz zwangsumgesiedelten Familie,
sie lebt nun, wieder in Peking, von kärglichem Lohn in einem Frisiersalon
- das übrigens ist wörtlich zu nehmen, in einem kleinen Verschlag
neben dem Geschäftszimmer sind die Betten der Angestellten. Der Zufall
führt Meiting mit Chen Mo zusammen, er drückt ihr eine Kiste Blumen
in die Hand, die er soeben geklaut hat, und rennt weiter. Trotz aller
ungünstigen Umstände kommen die beiden sich näher, als Meiting
ihren Job verliert, zieht sie zu Chen Mo. Er haust in einer bitterkalten
Kabine, auf winzigem Raum, gelegentlich kommt die Vermieterin vorbei und
erhöht die ohnehin überteuerte Miete.
Gemeinsam richten sich die beiden in diesem Loch ein kleines Nest
ein, bemuttern sich gegenseitig, Sex aber haben sie nicht, ein kleiner
gestohlener Kuss und noch einer, mehr ist nicht drin. Ob das den Konventionen
des Kinos (und noch dieser Art von low-budget Independentfilm) geschuldet
ist oder den Konventionen der chinesischen Gegenwartsgesellschaft, ob es
allein mit der speziellen Unschuld der Figuren zu tun hat: das lässt
sich vom gemütlichen Kino aus nicht beantworten. Ohnehin kommt man bei
einem Film dieser Art mit den eigenen Bewertungskriterien ins Schwanken:
klar ist das holprig erzählt, manchmal unbeholfen, der Handkamerastil
wiederum ist finanzielle Notwendigkeit einerseits und künstlerische
Absicht andererseits. Unschätzbar ist ein solcher Film dennoch: der
Einblick ins Leben der Tagelöhner und Unterprivilegierten von Peking
ist, gerade an den Rändern der Bilder, in den zufällig eingefangenen
Alltagsszenen aufschlussreich und von dokumentarischer Kraft.
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