Thomas Vinterberg: It's All About Love  (USA 2003)

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Thomas Vinterberg: It's All About Love  (USA 2003)
Kritik v
on Ulrike Mattern

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Im kalten Herzen Amerikas

Im Sommer 2021 sterben die Bewohner New Yorks an Schwermut. Leichen liegen auf der Straße. Es schneit im August. In Uganda setzt die Schwerkraft aus. Elena und John treffen sich in der amerikanischen Metropole, um ihre Ehe zu beenden.

Der Kontrast könnte nicht größer sein. Regisseur Thomas Vinterberg legt für seine erste Hollywood-Produktion die Handkamera beiseite und bricht die zehn Gebote des Dogma-Manifests, das er 1995 mit seinem Kollegen Lars von Trier veröffentlichte. Statt an Originalschauplätzen, ohne künstliches Licht und Requisiten zu drehen, reiste der Glamour in Gestalt von Stars wie Joaquin Phoenix, Claire Danes und Sean Penn nach Dänemark und ins schwedische Trollhättan.

In den Kulissen eines Filmstudios - kreiert vom Produktionsdesigner Ben van Os, der den Filmen von Peter Greenaway barockes Flair verlieh (z.B. „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“) -, auf einem Parkplatz und in der U-Bahn in Kopenhagen entstanden die Szenen, die in New York spielen sollten. Das Panorama der Stadt wurde anschließend digital ein- und nachgearbeitet.

Dem Sciencefiction über eine Welt am Abgrund und zwei Liebende, die versuchen, am Rande ihre Balance zu halten, schadet dieser formale Kunstgriff nicht. Er offeriert die Aneignung und entzieht sich ihr gleichzeitig - Ähnliches ist inszeniert, Vertrautes ein Trugschluss oder nur bestens kopiert. Konsequent entwirft Thomas Vinterberg zusammen mit Kameramann Anthony Dod Mantle die Antithese zum ersten Dogma-Werk „Das Fest“: Alles, was echt ist, bleibt außen vor. Radikaler lässt sich das puristische Konzept nicht auf den Kopf stellen.

Der Einsatz technischer Mittel, der in den Dogma-Filmen durch Reduzierung Platz für Authentizität schuf, führt in der Umkehrung der Methode - der bewussten Überdosierung von Technik, Ausstattung und Action - zu einem Vakuum, in dem die Schauspieler wie irritierte Träumer durch die Sets trudeln. Dass dies hin wieder übertrieben grell oder akademisch langatmig gerät, wird nicht nur den Kritikern eines Kinos der Illusionen aufstoßen.

Das Luxushotel, in dem die geheimnisvolle Eiskunstläuferin Elena ihren Mann empfängt, wirkt wie ein schwankendes Geisterschiff. Die schneeweißen Limousinen, die das Paar und ihre Begleiter durch die Straßen fahren, pflügen wie lautlose Eisbrecher durch New York. Hindernisse, wie überall verstreute Leichen, werden seltsam unbeteiligt übersehen. The show must go on. Elena, die zarte Eisprinzessin, mag nicht mehr Schaulaufen. Drei Klone sollen sie ersetzen. Auf diesen Einfall muss man kommen.

Die Gefahr, in der sich die Welt und die sich wieder Liebenden schweben, baut sich langsam auf: Klimastürze, Epidemien, genetische Manipulation und ein Verbrechen. Das Ende erinnert an eine andere große Liebesgeschichte, die gar nicht gut ausging. In „Titanic“ hatte Rose alias Kate Winslet im eisigen Meer aber bessere Karten, und dass das Schiff untergehen würde, wussten alle, die ein Kinoticket lösten. Auch John schützt uns als Erzähler mit der Ankündigung seines bevorstehenden Todes vor der Torheit, bei einem Film mit dem verheißungsvollen Titel „It’s all about Love“ auf ein Happy End zu hoffen.

Auf ihrer Flucht durch eine tief verschneite Winterlandschaft, die vorgibt, in Polen zu liegen, erfrieren Elena und John. Marciello (Sean Penn), unentwegt um die Welt fliegender Passagier in einem Jumbo-Jet in Reihe 21, spricht die letzten Worte auf die Mailbox seines Bruders John: „Es dreht sich alles um die Liebe.“ Da sind die beiden Unglücklichen schon vom Schnee verweht. Viel Pathos für einen Regisseur, der mit einem puristischen Kammerspiel über einen Inzest bekannt wurde. Oder belegt Vinterberg die eigene These: dass im Kino der Illusionen jede Wahrheit erstickt?

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