Charles Herman-Wurmfeld: Kissing Jessica (USA 2001)

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Charles Herman-Wurmfeld: Kissing Jessica (USA 2001)
Kritik von Ulrike Mattern

 

„These are 21 things that i want in a lover not necessarily needs but qualities that i prefer“, fordert Alanis Morissette im ersten Song auf ihrer neuen CD „Under rug swept“. Das könnte auch Jessica Stein (Jennifer Westfeldt) singen, Titelfigur aus der am 25. Juli startenden Komödie „Kissing Jessica“ von Regisseur Charles Herman-Wurmfeld, wenn sie zu einem ihrer Blind Dates mit hoffnungslosen Exemplaren der männlichen Gattung aufbricht. Immer verspätet taucht sie im Restaurant auf, etwas konfus und immer auf dem Sprung mit einer vorgetäuschten weiteren Verabredung zu Sicherheit. In vielen Zügen eine Schwester im Geiste Ally McBeals ist Jessica Stein eine beruflich erfolgreiche Zeitschriftenredakteurin, die pedantisch nach Fehlern in den Texten ihrer Kollegen sucht. Eine 28-jährige Single-Frau, die von ihrer Mutter unerbittlich mit Erfolg versprechenden männlichen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in New York verkuppelt werden soll. Die biologische Uhr tickt, und das Liebesglück ihres Bruders, der in den Hafen der Ehe einfahren will, verstärkt die Wahrnehmung eigener Defizite in der Lebensgestaltung.

Wer keine Feinde hat, besitzt wohlmeinende Kolleginnen, die ein Abendessen unter Freunden organisieren, den passenden Tischpartner zur Hand und dann nicht umfassend recherchiert haben: Der potentielle Kandidat entpuppt sich als veritabler Fehlgriff, gesteht er doch vor versammelter Runde, gerade die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Überraschung! Es ist nicht Jessica Stein, sondern eine Unbekannte, und Fräulein Stein hat Mühe, die Contenance zu wahren. Zu allem Überfluss setzt ihr Ex-Freund und Boss Josh Myers (Scott Cohen) bei dem Essen noch einen drauf und attestiert der Endzwanzigerin Beziehungsunfähigkeit. Wenn da nicht die Gesichtszüge entgleiten, liegt es nur an eisenharter Selbstdisziplin, erlangt durch kontinuierliches Joggen.

Galeristin Helen Cooper (Heather Juergensen) hat, was Männer angeht, mehr Glück. In ihre Affären mit einem immer bereiten Fahrradkurier und ihrem anderweitig gebundenen Chef hat sich jedoch eine gewisse Routine eingeschlichen. Dem ultimativen Kick spürt sie mit einer Kontaktanzeige in der Rubrik „Frauen suchen Frauen“ nach. Die schwulen Freunde raten zum Einstieg mit einem Rilke-Zitat. Auf die melancholischen Zeilen reagieren viele unglückliche Seelen und die romantische Ader Jessicas. Die Karten im Liebesreigen werden neu gemischt.

Gelangweilte Bisexuelle trifft auf straighte Heterosexuelle. Was Lesben zum Weinen bringt, soll das Publikum amüsieren. Ein Film, der vermeintlich wenig politisch korrekt daher kommt und trotzdem keinem so richtig wehtut. Weil sie am Ende alle in den richtigen Bettchen liegen und von den gewohnten Tellern essen.

Ganz leicht macht „Kissing Jessica“ es seinen Zuschauern aber doch nicht. Wenn zwei Frauen aufeinander treffen und zu neuen Ufern aufbrechen wollen, was tun sie? Sie reden über das, was sie verbindet: Das sexuell attraktive Männer meist hässlich sind. Sie machen sich Komplimente über ihre Schuhe und das tolle Outfit. Führen minutenlang eine Konversation über die richtige Mischung für den unwerfenden Lippenstift. Aber Helen hat es in erotischer Hinsicht schwer mit Jessica. Lässt diese sich von Rendezvous zu Rendezvous wohl immer leidenschaftlicher küssen, aber zum Austausch von Körperflüssigkeiten oder gar zur Berührung der Brüste kommt es auf Grund von Verklemmtheit nicht. Erst eine unfreiwillig Übernachtung im Kinderzimmer von Jessica führt zum Vollzug. Helen und Jessica werden ein Paar. Die Öffentlichkeit bleibt trotzdem ausgesperrt. Emotionale Verletzungen und eine überraschend verständnisvolle Mutter ebnen den Weg zum Coming Out des gleichgeschlechtlichen Liebespaares bei der Hochzeit von Jessicas Bruder.

Das kann nicht gut gehen, nicht im amerikanischen Kino und erst recht nicht, wenn man die Karten so mischt, dass die eine den Kuschelsex nicht will, den die andere ausschließlich bieten kann, da sie eigentlich nur eine echte Freundin sucht. Am Ende lebt die hippe Galeristin ihre lesbische Neigung aus, und die straighte Hetero-Frau kündigt den Job, um beim Malen zu sich zu finden. Und vielleicht zu Josh.

Um auf Alanis zurückzukommen und Ally McBeal zu vernachlässigen: „I figure i can describe it since i have a choice in the matter.“ Es geht nicht um eine Wahl, es geht um Männer, und es ist das Thema, das langweilt. Da helfen auch nicht die vielen hoch geistigen Zitate, angefangen von Rilke bis zu Anais Nin („Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sind“). Der Rahmen über die weibliche Erlebniswelt ist gespannt, und er ist unendlich eng. Wo Frauen immer nur an das Eine denken, und Schneewittchen doch lieber am Tisch mit den Zwergen sitzt, bleibt dieser amerikanischer Film, der die Seiten wechseln und niemanden in eine Schublade stecken will, behäbig und konventionell. Wenn Jennifer ihrem Ex Josh auf einem Dach in New York unterm Sternenhimmel eröffnet, dass sie so „with“ mit Helen ist, wie er es sich nicht vorstellen kann, bleibt die Szene durch den späteren Handlungsverlauf schwach. Der Film traut sich nicht, zwei Frauen in ihr Liebesglück zu entlassen. Er schwingt die Keule der Heterosexualität, trennt Helen von Jennifer und entlässt die eine in ewiger Freundschaft verbunden und mit neuen Gespielinnen, umgibt die Hauptperson, Jennifer, mit Autonomie und lässt sie doch wieder auf den Zwerg treffen, der ohne Zweifel ein sympathischer, gereifter Buchautor ist. Ach, wenn die Geschichten um Frauen, die andere Wege gehen, immer so restaurativ ausgehen, sollte sich ein Meer von Tränen ergießen, in dem alle Drehbuchautoren und Produzenten elendig ertrinken.

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