Hirokazu Kore-eda: Maborosi (Japan 1995)

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Hirokazu Kore-eda: Maborosi (Japan 1995)
Kritik von Ekkehard Knörer


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Ein Kind, das aus einem dunklen Hinterhof durch einen Tordurchbruch ins gleißende Licht läuft, eines der ersten Bilder des Films. Es sind dies Bilder eines Traums, den Yumiko träumt, von ihrer Großmutter, die sie verlässt, um in ihrem Heimatort sterben zu können. Es folgt eine Schwarzblende, die Titel, Nacht. Yumiko erwacht aus dem Traum, der auftritt als Prolog, in dem das Licht eingeführt wird und die Dunkelheit und der Tod. Sterben wird, nach ruhigen, auf alles raunende Vorausdeuten verzichtenden Bilder aus dem Alltag der beiden, der Mann, neben dem Yumiko aus ihrem Traum erwacht, Ikuo, der Vater ihres drei Monate alten Sohnes. Ein Mann klopft an der Tür und bittet, einen vom Zug Überfahrenen zu identifizieren. Es ist Ikuo. Niemand hat eine Erklärung, warum er nicht ausgewichen ist, warum er den Tod gesucht hat, vor allem Yumiko nicht, die weiterlebt, in Trauer, beobachtet aus der Distanz von Kore-eda, einer Distanz, die er nie aufgeben wird; nicht einmal in den wenigen Close-Ups rückt die Kamera der Figur zu nah.

Zeit vergeht. Yumiko heiratet einen Mann, der nicht in der Stadt wohnt, Osaka, sondern in einer Ansiedlung am Meer, in zerklüfteter Landschaft, das Rauschen der Wellen, die an den Strand branden, den Strand vor der Tür, hört nie auf. Aus dem Fenster fällt der Blick aufs Meer, immer wieder, das ist das letzte Bild des Films. Von innen nach außen. Aus dem Dunklen ins Helle. Ein Leitmotiv: Tunnel, durch die Züge fahren. Ein Tunnel, grün schimmernd, durch den Yumikos Sohn und die Tochter ihres neuen Ehemanns ins Licht laufen. Einmal auch Yumiko im Zug vor dem gleißenden Licht, in das die vorbeifliegende Landschaft zerfließt. Bei aller Trauer, bei aller Ruhe, bei allem bewussten Verzicht auf Emotionalisierung, auf Urteil insistiert Kore-eda auf diesem Motiv. Das Licht bleibt. Ein Phantom-Licht vielleicht, denn das heißt Maborosi zu deutsch: Irrlicht, Tod also und Hoffnung in einem.

Erst einmal scheint das Glück wieder Einzug zu halten. Yumiko liebt Tamio, auch er ein Witwer. Und er liebt sie. Die Kinder mögen einander. Wieder diese Alltagsbilder, die Kore-eda ausleuchten lässt und kadriert und stillstellt zu Tableaus aus der Halbdistanz, oft mit dem Ozu-Blick von knapp über dem Boden. Bilder wie Gemälde, darunter atemberaubende Vermeers. Bilder von purer, still leuchtender Schönheit, die niemals überwältigen wollen. Auf dieses Glück, das der Film zwischendurch in Landschaftsaufnahmen mit sanfter Musik festhalten zu wollen scheint, fällt ein Schatten. Yumiko fährt zurück nach Osaka, zur Hochzeit ihres Bruders, erst jetzt, scheint es, wird ihr das Ausmaß des Unerklärlichen bewusst. Warum wollte Ikuo, mit dem sie glücklich war, mit dem sie gescherzt, mit dem sie das gestohlene Fahrrad angemalt hat, mit dem sie ein Kind hatte - warum wollte er sterben? Es wird darauf keine Antwort geben, keine erbauliche und auch keine düstere. Es ist, wie es ist. Das ist es, was jede dieser langen Einstellungen zu sagen scheint. Es ist nicht gut, aber es ist. In der Schönheit der Bilder liegt kein falscher Trost, aber doch ein Blick, der zeigt, dass auch anderes ist als die Trauer und die Verzweiflung. Und anderes, auch das, als das Glück. In den letzten Einstellungen sind die Menschen verschwunden. Man sieht die Landschaft, das Meer, den Fels. Und dann, zuletzt, der Blick durchs Fenster. Von innen nach außen. Vom Dunklen ins Helle.

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