Mani Ratnam: Yuva  (Indien 2004)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 

 


.

Mani Ratnam: Yuva (Indien 2004)

 

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website
Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.

Mani Ratnam: Yuva (Indien 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

 [Image]

Mit "Dil Se" (1998) hatte der tamilische Filmemacher Mani Ratnam alles gewagt: Er drehte in Hindi seinen mutigsten Film, schlang Politik und Liebe ineinander, mit großen Stars, zu keinem glücklichen Ende. Im Film nicht - das ist eine von dessen großen Stärken - und leider auch bei der indischen Kritik und beim Publikum nicht. "Dil Se" gilt in Indien bis heute weithin als katastrophal misslungen. Jahrelang hat Ratnam dann keinen Film mehr für Bollywood gedreht, gar gedroht, es nie wieder zu tun, hat sich stattdessen auf seine tamilische Heimat konzentriert - den Rest Indiens erreichten Werke wie "Iruvar" oder "A Peck on the Cheek" nur in synchronisierten Versionen. Von "Waves" allerdings drehte Ratnams Regieassistent ein kompetentes, wenngleich schwächeres Remake für den Hindi-Markt.

"Yuva" bedeutet nun die Rückkehr, allerdings mit gespaltener Zunge: Nach dem mit Stars der gehobenen Güte gespickten Hindi-"Original" drehte Ratnam gleich das tamilische "Remake". Die Einspielergebnisse waren sehr mittelmäßig, nicht einmal ein Großstadt-, ein Mulitplex-Erfolg, weitere Bevölkerungsschichten hat der im Mai dieses Jahres angelaufene Film trotz A.R. Rahmans sehr gut verkauftem Soundtrack nicht erreicht. Verwunderlich ist das nicht, denn "Yuva" kann sich nicht entscheiden, was er sein will. Seit "Dil Se" ist Ratnam auf der Suche nach einer erfolgreichen Formel für die Verbindung von Bollywood-Form und politischer Thematik, die sein Markenzeichen ist, spätestens seit "Roja". Und während "A Peck on the Cheek" recht skrupellos um die das Sentiment an der Politik steigernde, diese damit zu billig verkaufende umstandslose Verkupplung von beidem bemüht, so fallen die beiden Seiten in "Yuva" beinahe beziehungslos auseinander.

Ein starkes Symptom für Ratnams Ratlosigkeit sind die stark zurückgenommenen, kaum originellen Picturization-Momente seiner beiden jüngsten Filme. Im Grunde, das wird deutlich, braucht er sie nicht; schlimmer: kann sie nicht brauchen. Er will Tempo, Härte und verfällt in den Song-and-Dance-Einsprengseln dann doch nur auf das Thema Liebe. Das wirkt zurück auf den Plot, der schematisch den drei Helden drei Frauen beigesellt, die nicht mehr als nirgendwo hinführende Zugaben sind. In den Liebesbeziehungen findet der Film kein Zentrum, keinen Halt, den er doch sucht. Bei der Suche aber steht ihm die eigene Struktur im Weg, die Ratnam von Tarantino übernimmt, der schon dem mutmaßlich weiteren Vorbild "Amores Perros" oder zuletzt Sabus ... zum Muster diente.

"Yuva" beginnt mit einer Szene, die die drei Geschichten zu einer zusammenführt: ein Attentat auf Kalkuttas belebtester Autobrücke. Von hier geht der Film zurück, dreimal. Erzählt die Geschichte des Gangsters Lallan, der das Attentat verübt. Die Geschichte des Studentenführers Michael, der ermordet werden soll. Die Geschichte Arjuns, der als Hedonist beginnt und sein politisches Gewissen entdeckt. Keine der Geschichten ist in sich stark genug - und alle drei sind sie auf einen politischen Kern bezogen, der unscharf bleibt. Es geht um den Willen zur Aktion, zum Widerstand gegen die korrupte Tradition, so viel ist klar, sehr viel mehr aber nicht. Die Aktivisten verzichten auf die Karriere in den USA, sie gehen aufs Land und politisieren die Bevölkerung. Inhaltlich aber bleibt das, vom vagen Schlusssignal des Parlamentseinzugs in Jeans abgesehen, leer. Die Frauen haben nur dienende oder verschwindende Funktion, am ehesten ist noch das Verhältnis zwischen Lallan und seiner Frau interessant, der im Song and Dance freilich sich immer wieder in Wohlgefallen auflösenden Ambivalenz wegen.

Stilistisch flüchtet sich Ratnam in Feuerwerksveranstaltungen, rafft und dehnt die Bewegung zum Videoclip, fällt vom Bollywood-Klischee ins MTV-Klischee. Wenig motiviert wirken auch die sich an Hongkong anlehnenden Actionsequenzen. "Yuva" ist ein Film, der von allem etwas zu bieten hat. Aber auch einer, der, zwar unterhaltsam, zwar virtuos inszeniert, sehr deutlich macht, dass das zu wenig ist, wenn nicht klar wird, wozu.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:


In Partnerschaft mit Amazon.de

.
.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com