Interview mit Hugh Grant

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"About A Boy - Der Tag der toten Ente": Superstar Hugh Grant im Interview"
Interview von Rico Pfirstinger und Johannes Bonke

   

"Ich weiß nicht, was ich will!"

Hugh Grant hat viel erreicht: im Fernsehen, am Theater und vor allem auf der Leinwand. "Notting Hill", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" und "Bridget Jones" fanden ein großes internationales Publikum, und auch Grants neuer Film "About A Boy" stürmte in England schon die Kinocharts. Trotzdem ist der Star mit seinem Ruf als Schauspieler nicht glücklich. Wir unterhielten uns mit Grant über sein Image, Coolness und Vatergefühle.

Frage: Mr. Grant, in "About a Boy" sind Sie ein unwiderstehlicher Herzensbrecher, der mit einer ganz besonderen Taktik auf Frauenfang geht. Erkennen Sie sich selbst in dieser Person wieder?

Hugh Grant: Eigentlich schon. Die Buchvorlage für den Film stammt von Nick Hornby. Ich kannte den Text schon vor seiner Veröffentlichung und war von Anfang an begeistert. "About A Boy" ist definitiv Nicks bestes Buch.

Frage: Was ist das Besondere?

Grant: Mich hat fasziniert, dass Wills Charakter nahezu peinliche Ähnlichkeiten zu meiner eigenen Person aufweist. Ich wollte diese Rolle unbedingt spielen. Folglich habe ich versucht, die Rechte an dem Buch für meine Produktionsfirma zu kaufen. Aber zu spät: Robert De Niros Firma "Tribeca" hatte vor mir zugeschlagen. Also habe ich den Film mit seiner Firma gedreht.

Frage: Wie war es, mit einem New Yorker Produzenten eine britische Komödie zu drehen?

Grant: Bevor ich zu dem Projekt stieß, war alles sehr chaotisch: Das Drehbuch war wahnsinnig schlecht, die Weitz-Brüder noch nicht als Regisseure verpflichtet, und überhaupt war alles in der Schwebe. Also haben wir das Drehbuch komplett umgeschrieben. Erst dann bekam die Geschichte ihren britischen Humor.

Frage: Warum ausgerechnet die Weitz-Brüder? Deren bisherigen Filme "American Pie" und "Einmal Himmel und zurück" sind doch eher von derbem Humor geprägt.

Grant: Es war eine wirklich verrückte Idee! Schließlich hat in unserem Film niemand mit einem Apfelkuchen Sex. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe "American Pie", aber es ist schon eine völlig andere Komik.

Frage: Was war also der Grund?

Grant: Wir haben uns mit den beiden getroffen und festgestellt, dass wir es mit sehr intellektuellen Menschen zu tun haben, die wissen, was sie wollen und die britischen Humor sehr wohl zu schätzen wissen. Also wurden sie verpflichtet. Jetzt kann ich sagen: Wir haben uns nicht getäuscht!

Frage: Sie sind oft in die Konzeption der Story involviert. Auch bei "Bridget Jones" waren Sie für viele Gags verantwortlich…

Grant: Ich arbeite immer eng mit den Drehbuchautoren zusammen. Natürlich achte ich nicht auf jede Zeile, aber an der Gesamtstruktur der Filme arbeite ich immer mit. Für "About A Boy" zum Beispiel schrieben wir ein völlig neues Ende.

Frage: War Nick Hornbys Ende denn so schlecht?

Grant: Nein! Für ein Buch gerade richtig, für einen Film jedoch zu vage. Wir wollten aber auch kein schmalziges Hollywood-Ende, in dem Will seine Fiona heiratet und Marcus adoptiert. Wir mussten also die richtige Balance finden. Und ich finde unser neues Ende sehr gelungen.

Frage: Wie stark war Nick Hornby in die Dreharbeiten eingebunden?

Grant: Eigentlich überhaupt nicht. Er verkaufte uns die Rechte und ließ uns in Ruhe. Aber immer wenn wir seine Hilfe benötigten, half er uns sofort. Vor ein paar Wochen hat er mir eine reizende E-Mail geschrieben und mir zum Erfolg von "About A Boy" gratuliert. Er hat zu dem neuen Filmende übrigens seinen Segen gegeben.

Frage: Sie sprachen vorhin von Ihrer eigenen Produktionsfirma. An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Grant: Wir arbeiten an einer dramatischen Komödie unter der Regie von Jerry Zucker. Ich bewundere ihn für seinen Film "Ghost". Unser zweites Projekt ist ein Remake von "Trouble in Paradise" von Ernst Lubitsch aus dem Jahre 1932.

Frage: Werden Sie in diesen Filmen wieder selbst mitspielen?

Grant: Unter Umständen. Ich wünschte, es wäre nicht so. Aber leider gibt es Vereinbarungen mit der Firma. Irgendwie müssen wir die Projekte ja finanzieren!

Frage: Sie klingen nicht gerade begeistert. Vor ein paar Wochen ging das Gerücht um, Sie wollten Ihre Schauspielerkarriere beenden!

Grant: Ich weiß wirklich nicht, was ich will. Eigentlich finde ich das reine Schauspielern schrecklich langweilig. Die Dreharbeiten ziehen sich oft endlos hin. Da denke ich mir manchmal, ich sollte den Job einfach an den Nagel hängen. Immerhin bin ich seit über zwanzig Jahren Schauspieler.

Frage: Was wäre die Alternative?

Grant: Produzent! Ich bin regelrecht davon besessen, einen Film so gut wie möglich zu machen. Schon jetzt übernehme ich oft die Aufgaben des Produzenten, obwohl ich eigentlich nur Darsteller bin. Die Mitarbeit an Skripts, Besetzung und Marketing ist inzwischen fester Bestandteil meiner Arbeit.

Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie nicht berühmt wären?

Grant: Früher habe ich Werbespots fürs Radio geschrieben. Vor vielen Jahren hatte ich zusammen mit zwei Freunden eine Comedy-Show, die sehr erfolgreich war. Bald darauf schrieben wir Sketche fürs Fernsehen, und irgendwann sind wir dann bei der Radiowerbung gelandet. Ich glaube, mit dieser Arbeit wäre ich sehr glücklich geworden.

Frage: Sie scheinen Ihre Ambitionen als Schriftsteller nie ganz aufzugeben: Sie verfassen Drehbücher und wollen sogar einen eigenen Roman schreiben…

Grant: Diese Frage habe ich befürchtet! Ab sofort werde ich nicht mehr darüber reden. Denn immer wieder sage ich in Interviews, ich würde demnächst einen Roman schreiben, aber es kommt natürlich nie dazu. Wenn ich dann Jahre später wieder darauf angesprochen werde, wird es peinlich. (lacht)

Frage: Für den Film haben Sie eng mit dem jungen Schauspieler Nicholas Hoult zusammengearbeitet. Kamen da nicht wenigstens ansatzweise Vatergefühle auf?

Grant: (verzieht sein Gesicht) Nein! Nicholas war sehr nett, aber Vatergefühle kamen wirklich nicht auf. Die Schuld liegt aber bei mir: Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, jemals selbst Kinder zu haben. Das ist mein Problem. Es ist nicht so, dass ich keine Kinder mag. Aber ich bin nicht gerade der Mensch, der sich prächtig mit Kindern versteht.

Frage: Erzählen Sie uns von Ihrer Kindheit!

Grant: In meiner Jugend war ich eher schüchtern und zurückhaltend. Als meine Mitschüler einen Bart bekamen und immer größer wurden, wurde diese Befangenheit immer schlimmer, denn ich blieb weiterhin recht schmächtig. Ich wurde zwar nie gehänselt, aber irgendwie machte es mir doch zu schaffen. Eine Zeit lang habe ich habe ich überhaupt nicht über Coolness nachgedacht. Aber wenn du nicht cool bist und irgendwann anfängst, dir darüber Gedanken zu machen, wird dieses Thema zur Qual.

Frage: Was ist für Sie cool?

Grant: Für die meisten Menschen ist es cool, bewundert zu werden. Fährst du ein dickes Auto und trägst dazu die passende Sonnenbrille, bist du in den Augen der meisten Menschen cool. Für mich ist jemand cool, wenn er Charisma hat. Ich finde auch ganz gewöhnliche Dinge cool. Zum Beispiel, wenn ein junger Mann einer alten Dame die Tür öffnet.

Frage: Apropos gutes Benehmen: Sie haben das Image eines romantischen Charmeurs!

Grant: Dagegen wehre ich mich! Ich hatte nie vor, ausschließlich in romantischen Komödien zu spielen. Früher wollte ich möglichst viele unterschiedliche Figuren verkörpern. Leider bin ich aber schließlich doch in diesem Genre gelandet, und jetzt verbinden die Zuschauer die romantische Komödie bereits mit meinem Namen. Ein Imagewechsel ist leider nicht so ohne weiteres möglich.

Frage: Haben Sie dieses Image denn nicht ganz zu Recht?

Grant: Nein. Es ärgert mich sehr, dass die Zuschauer denken, ich wäre privat derselbe charmante Junge wie in "Notting Hill" oder "Vier Hochzeiten und ein Todesfall". Die sehen nicht, dass ich in Wirklichkeit ganz andere Charakterzüge habe. Warum ist es so schwer zu kapieren, dass ich nur eine Rolle gespielt habe?

Frage: Was ist denn so schlimm daran, der charmante "Mr. Nice Guy" zu sein? Will denn nicht jeder nett wirken?

Grant: Ich finde das nette Image todlangweilig. Ich will mich auch nicht in eine Ecke zwängen lassen.

Frage: Warum spielen Sie dann weiter diese Rollen?

Grant: Natürlich könnte ich einfach aufhören und endlich meinen Roman schreiben. Aber irgendwie werde ich doch immer wieder überredet. Was bleibt, ist die Angst, dabei irgendwie lächerlich zu wirken. Das einzige Gegenmittel dafür ist Vertrauen in die Produktion.

Frage: Sehen Sie sich denn gerne selber auf der Leinwand zu?

Grant: In einem voll besetzten Kino finde ich es sehr lustig, mir auf der Leinwand zuzusehen. Ich finde die Reaktionen der Zuschauer sehr interessant. Aber ich habe mir noch nie einen meiner Filme alleine angesehen.

Frage: Was ist Verrückteste, das Sie sich je gekauft haben?

Grant: Ich habe mir gerade ein ziemlich verrücktes Auto gekauft. Als ich mich vor einem Jahr - während der Dreharbeiten zu "About A Boy" - dazu entschlossen habe, hat mich der junge Nicholas eifrig beraten. Er ist ein regelrechter Autofanatiker. Am Ende war die gesamte Crew an meiner Entscheidung beteiligt (lacht). Letzte Woche ist das Auto angeliefert worden. Die Marke bleibt mein Geheimnis. (Anm. d. Red.: ein handgebauter Aston Martin V12 Vanquish für 240.000 Dollar) Ich finde den Wagen ziemlich schön, aber eigentlich war der Kauf total verrückt: Ich brauche einfach keine 205 Meilen pro Stunde. So schnell will ich gar nicht fahren. Außerdem war er unglaublich teuer.

Frage: Wie wichtig ist Geld für Sie?

Grant: Ich habe gern viel Geld, kaufe mir gern schöne Dinge und will keine Geldsorgen haben müssen. Und jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt!

Frage: Sie leben trotz Ihrer Berühmtheit noch immer in England. Haben Sie nie überlegt, nach Hollywood zu ziehen?

Grant: Ich könnte niemals in Los Angeles leben! Ich finde diese Stadt unerträglich: Jeder arbeitet dort im Filmbusiness und wartet nur darauf, dass die Kollegen einen Fehler machen. Das ist kein Leben für mich. Ich bleibe lieber in England und genieße meine Ruhe.

Johannes Bonke / Rico Pfirstinger

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