| Ich wurde geboren, aber... (1932)
		     
		    Eine Familie - zwei Welten. Der Angestellte Yoshii ist in einen Vorort von
		    Tokio gezogen, um näher an seiner Arbeitsstätte, aber auch an seinem
		    Chef zu sein. Seinen Söhnen gegenüber tritt er als Autorität
		    auf (nicht immer ganz glücklich: etwa in Unterhosen), dem Chef
		    gegenüber ist er devot. Die Kinder haben sich ihre Welt erst zu erobern,
		    in der der Unterdrückungsdrang ebenso wie die Kameradschaft sehr viel
		    expliziter markiert sind als unter den Erwachsenen. Mit der Freundschaft
		    eines starken Verbündeten sichern sie sich Respekt, werden zu den
		    Anführern der lokalen Clique, prahlen auch mit ihrem Vater. Dann aber
		    kommt es zur Kollision der Welten, bei einer privaten Filmvorführung
		    des Chefs, auch die Kinder sind anwesend. Der Vater gibt den Klassenclown,
		    alles lacht, die Kinder schämen sich, eilen nach Hause und verweigern
		    den Gehorsam. Sie sitzen in Stühlen vor dem Haus, stampfen mit dem Fuß
		    und wollen nicht essen. Die Versöhnung folgt, als Einsicht in einen
		    Lauf der Welt, der ohne weiteres nicht zu ändern ist, ausagiert wird
		    sie unter den Söhnen, als aus weiterer Verantwortung vorderhand entlassener
		    Kameradschaft: der Tyrannei, die die hierarchischen Verhältnisse betont,
		    wird spielerisch die Hälfte, könnte man sagen, ihres Ernstes genommen.
		     
		     Nicht auf den Konflikt hin wird hier erzählt. Vielmehr ist
		    es Ozu darum zu tun, dabei zu sein. Bei den Kindern, die in der Wiese sitzen
		    und ihre private Kalligraphie-Stunde abhalten. Bei den Aushandlungen der
		    Hierarchien, in der Welt der Erwachsenen wie der der Kinder. Melancholisch
		    geradezu die Situierung; nicht die Stadt, der Vorort: wieder und wieder
		    fährt der Zug nur durch, die Mittelklasse im Windschatten, pathetisch
		    könnte man sagen: der Geschichte. Alles kein großes Drama, traurig
		    ist es, wie es ist, aber kaum abänderlich. Wichtig, wünschen die
		    Kinder, soll der Vater sein, aber er ist es nicht. Die Kamera ist bei ihnen,
		    weiß aber immer schon mehr. Auf ihrer Augenhöhe weiß sie
		    schmerzlich um die Unlösbarkeit der Konflikte, die die Kinder noch heroisch
		    austragen. Die Kamera kennt keinen Widerstand gegen das, was sie zeigt, die
		    Härte ihrer Beschreibung liegt im Negativen: im Verzicht auf alle
		    Sentimentalität. Sie zeigt und zeigt. In Bewegung ist sie mit den Kindern,
		    identifiziert sich - scheinbar - mit ihnen im Travelling, begleitet sie auf
		    ihrem Weg, auf ihren Wegen, den immerselben. Und doch: sie bekommt dann wieder
		    mehr ins Bild, den Vater, die ganze Familie. Nichts wird denunziert, der
		    Vater am wenigsten, rite de passage: Dein Vater ist nicht der Größte.
		    Die Mutter ist präsent und auch nicht, sie schmiert die Pausenbrote,
		    Zeugin der Filmvorführung, Instanz der Einweisung der Kinder ins wahre
		    Wesen der Welt ist sie nicht. Ein Film über den Vater, seine Schwäche,
		    seine Stärke. Der Film ist mit den Kindern und zeigt, uns, wie wir den
		    Vater akzeptieren können, weil die Welt ist, wie sie ist.
		     
		    That Night's Wife (Sono yo no tsuma; 1930)
		     
		    Mit dem Blick, in Großaufnahme, in die Mündung eines Revolvers
		    liefert "That Night's Wife" (die einzig sinnvolle Übersetzung müsste
		    lauten: "Meine Frau in dieser Nacht") gleich am Anfang einen Schock und zieht,
		    in der Kamerafahrt von rechts nach links über gefesselte Menschen hinweg,
		    Erwartungen auf sich, die bald in die Irre geführt werden. Ein
		    Überfall, in der Tat, steht am Beginn des Films, es folgt eine
		    Verfolgungsjagd durch in der Dunkelheit der Nacht verlassene Straßen,
		    eine Flucht, sie erinnert an den allerdings komödiantischeren Beginn
		    von "Walk Cheerfully". Die viel ernstere Lage zeigt sich jedoch in der
		    Verlorenheit des Helden inmitten riesiger, über den Bildrahmen stets
		    hinausragender Architektur, aber auch in seinem Versteck in einer Telefonzelle
		    auf nach allen Seiten offener Straße. Übers Telefon aber stellt
		    sich eine Verbindung her zum eigentlichen Schauplatz dieses Films, der
		    Dachkammerwohnung des Helden. Dort warten auf ihn die Frau und die aufs Leben
		    gefährlich erkrankte Tochter, deretwegen er zum Verbrecher geworden
		    ist.
		     
		    Mit einem Taxi eilt er davon, in die Vorstadt, zu Frau und Kind - ohne zu
		    ahnen, dass der Fahrer ein Polizist ist, dem er in die Falle geht. Die
		    Dachkammer, in die er gelangt - kurz hatten wir zuvor den Besuch des Arztes
		    (Tatsuo Saito!) gesehen, der diese Nacht zur entscheidenden für das
		    Überleben des Kindes erklärt -, ist einer dieser frühen
		    Ozu-Räume, deren Wände voller Poster amerikanischer Filme hängen,
		    an die - ohne dass es dafür eine intradiegetisch schlüssige
		    Erklärung gäbe - englischsprachige Gedichte oder Texte gekritzelt
		    sind ("two is company, three is a crowd" ist an einer Stelle zu lesen). Eine
		    Kulissenwelt, in der diese stupend in die Illusionswelt ebenso
		    selbstverständlich hineingetragenen wie aus ihr hinausfallenden Verweise
		    aufs Kino Gegenständen begegnen, die im Verlauf mit starken Affekten
		    aufgeladen werden. Eine Schaukel hier, die von der Decke hängt, eine
		    Puppe darin. Es ist, als hätten diese Räume eine im Film erst
		    entstehende Struktur, als verdichteten und verknoteten sie sich nach Gesetzen
		    nicht geometrisch-räumlicher Homogenität, sondern im Affektbezug,
		    den die Kamera und die Geschichte zwischen den Figuren materialisierend
		    herstellt.
		     
		    Diese Verdichtung nun ist in "That Night's Wife" von ungeheurer Kraft. Nach
		    dem rasanten Auftakt kommt es zur abrupten Entschleunigung, in dem einen
		    Zimmer, in der einen Nacht versammeln sich Mann und Frau und Kind. Und, als
		    Eindringling, der Polizist, der durch Gewalt erst (die Frau entwaffnet ihn
		    und richtet zwei Pistolen auf ihn), dann durch Mitgefühl (er entwaffnet
		    die eingeschlafene Frau und unternimmt erst einmal nichts gegen die beiden)
		    zum Zuschauer wird, hineingezogen in eine Dynamik, die eine der Bilder
		    verängstigter, verzweifelter, todmüder Gesichter ist, zwischen
		    denen Ozu hin- und herschneidet. Es entfaltet sich ein Drama der Blicke,
		    der Situierung im Raum. Bewegung, physisch und emotional, ergibt sich allein
		    aus dem flehtentlichen Wunsch der beiden, die Tochter möge überleben
		    und dem Nachgeben des Polizisten. Es gibt kaum Aktion, nur eine allmähliche
		    Verlagerung der Gefühle, die Ozu nicht in Dialogen abbildet, die sich
		    in den Gesichtern seiner großartigen Darsteller abspielt und in kleinen
		    Gesten: das Rauchen von Zigaretten, Kaffeetrinken, das Spiel mit den
		    Handschellen. Hinaus läuft dieses so außerordentlich artifiziell
		    verdichtete Melodram, das durchaus seine subtil komischen Momente hat, auf
		    die Erlösung. Der Arzt kehrt zurück, die Tochter wird überleben.
		    Der Polizist führt den Familienvater ab. Nicht in Handschellen, sondern
		    Arm in Arm. Der Mann winkt zum Abschied der Frau, sie winkt zurück.
		    Zaghaft winkt dann auch der Polizist. Die Geschichte einer wundersamen
		    Freundschaft.
		     
		    I flunked, but... (Rakudai wa shita keredo; 1930)
		     
		    "I flunked, but..." ist eine Komödie, jedoch eine sehr melancholische.
		    Schon der Titel (in einer ganzen Reihe parallel konstruierter von "I graduated,
		    but.." bis "I was born, but...") markiert die Unreinheit des Tons. Neben
		    sehr komischen Szenen stehen sehr traurige, die einen spielen die
		    Prüfungssituation und ihren Ernst hinüber in die Farce. Dabei geht
		    es ums Leben, um den Schlüsselmoment zwischen dem als sorglos gezeichneten
		    Studentendasein und der Zukunft des Jobs, den - vielleicht - bekommt, wer
		    die Prüfung besteht. Die anderen, die traurigen Szenen zeigen Takahashi,
		    den tragikomischen Helden (dargestellt von Tatsuo Saito, dem Harold-Loyd-Yamamoto
		    aus "Days of Youth"), der durchgefallen ist, weil das Hemd, von dem er
		    abschreiben wollte, am entscheidenden Morgen in der Wäscherei landete.
		     
		    Seine Freunde feiern das Bestehen mit einem Ausflug, Takahashi bleibt allein
		    zuhaus. Der Film lebt von der Atmosphäre dieses Unglücks, gegen
		    das nichts zu unternehmen ist, über das, ein wenig, die Frau
		    hinwegtrösten kann, in die Takahashi sich verliebt hat. Das Nicht-Geschehen
		    der Situation löst Ozu auf in Gesten: den schiefen Mund seines Helden,
		    sein melancholisches Herumsitzen. Takahashi hat Heißhunger, verschlingt
		    einen Kuchen nach dem anderen. Vor ihm auf dem Tisch ein kleines Aquarium,
		    er greift sich einen Fisch, holt ihn aus dem Wasser, sieht ihn sich an und
		    lässt ihn zurückgleiten in das Glas. Als kleine Freude:
		    Süßigkeiten, die ausgepackt werden, er nimmt ein Stück und
		    packt den Rest wieder ein. Er verschränkt die Hände hinter dem
		    Kopf und kippt nach hinten, die Füße landen auf dem Tisch. In
		    Tatsuo Saito hat der Film einen wunderbaren Hauptdarsteller, der diesem ganz
		    ziellosen, im Grunde selbst verschuldeten Dahingleiten eine traurig-komische
		    Würde bewahrt.
		     
		    Am Ende lässt Ozu in diesem im Mittelteil mit gutem Grund eher wenig
		    strukturierten Film den Kreis sich schließen. Die nächste Generation
		    im Schulzimmer, der Lehrer lehrt - bezeichnenderweise - Ökonomie, die
		    Flucht ins Freie, spielerisch hier, das ganze farcenhaft, misslingt. Man
		    wird diesen Ton nicht leicht nennen dürfen. Er balanciert das Unglück
		    aus mit humoristischen Einlagen, aber er leugnet es nicht.
		     
		    Walk Cheerfully (Hogaraka ni Ayume; 1930)
		     
		    Unerheblich die Geschichte: Kenji - Ken the Knife (es ist wohl nicht verkehrt,
		    hier eine Anspielung auf die "Dreigroschenoper" zu sehen) - ist ein Kleinganove,
		    immer im Team mit seinem Freund Senko, mit einem Geldbörsendiebstahl
		    führt der Film sie ein. Kenji wird sich, davon erzählt er vorderhand,
		    in die Sekretärin Yasue verlieben und, um wieder geliebt zu werden,
		    einen ehrlichen Job suchen. Es folgen daraus Verwicklungen ebenso wie eine
		    Moral, die mit der "Dreigroschenoper" schon weniger zu tun hat. Im Spiel
		    ist eine naturgemäß enttäuschte Gangsterbraut, ist auch ein
		    Vorgesetzter Yasues, den Kenji niederschlägt, ist die Treue Senkos,
		    die über eine schlichte Freundschaft zwischen Männern tränenreich
		    beinahe hinauszugehen scheint.
		     
		    All das ist nett, aber kaum mehr als generisch, Filme mit Plots dieser Art
		    waren zur Entstehungszeit in Japan wohl nicht selten. Ozu aber macht daraus
		    etwas ganz und gar Einzigartiges: einen Film über Gegenstände,
		    über Bewegung und über Gegenstände in Bewegung. Die erste
		    Einstellung ist eine langsame Kamerafahrt entlang an Fronten stehender Autos.
		    Darauf wird das Tempo verschärft: gejagt wird ein Mann, es ist Senko,
		    von rasender Verfolgerschar. Die Bewegung endet, als Kenji ins Bild kommt,
		    derart rasant hat man die Helden eines Films noch selten vorgestellt bekommen.
		    Falls sie die Helden sind - denn womöglich sind das eher die Autos,
		    die man in den ersten Bildern sah. Gefahren nämlich wird viel, Senko
		    gar wird sein Geld später als Chauffeur verdienen. Die Kamera liebt
		    den subjektiven Blick aus dem fahrenden Auto, ein ums andere Mal, auf den
		    Seitenstreifen, über die Frontfigur des Wagens wie über eine
		    Gewehrkimme hinweg. Ein Unfall gar wird subjektiv gefilmt (wie in "Days of
		    Youth", da auf Skiern), ein Mädchen gerät beinahe unters Auto.
		     
		    Auch dies wieder eine wichtige Begegnung, in Bewegungsbildern inszeniert.
		    Das Mädchen ist die Tochter Yasues, sie ist nicht verletzt, aber an
		    diesem Punkt beginnt die Annäherung des späteren Liebespaars. Wichtiger
		    aber als die beiden scheint die Puppe des Mädchens, die lädiert
		    ist, die auf der Straße zurückbleibt: in Großaufnahme.
		    Später, das Paar ist zusammen, kehren sie zurück, an die Stelle,
		    die Puppe ist platt gefahren, Kenji gibt sie dem Mädchen, das sie aus
		    dem Auto werfen wird. Andere Gegenstände: Bälle aus Papier, mit
		    denen das Mädchen spielt, die später als Ballons im für die
		    Rückkehr Kenjis geschmückten Raum wieder auftauchen. Eine Teekanne,
		    eine Vase. Auch Menschen im Raum werden in belebte Gegenstände
		    aufgelöst: die Hände der Mutter Yasues. Und, wieder und wieder,
		    als Leitmotiv (auch das schon aus "Days of Youth" vertraut) Schuhe in Bewegung.
		    Gehend, rennend, verblüffenderweise auch, immer wieder: tanzend. Die
		    Taznschritte der Schuhe, aber auch zu zweit oder zu fünft auftretende
		    Tänzer, gehorchen keinerlei Logik, sie springen mehrmals heraus aus
		    dem narrativen Illusionsraum als Überschuss einer Bewegung, einer
		    spielerischen Beweglichkeit, um die es dem Film zuallererst zu gehen scheint.
		     
		    Man könnte die Auftrittsformen der Gegenstände in "Walk Cheerfully"
		    durchaus klassifizieren: von den Sehnsuchtsinkorporationen an der Wand des
		    Zimmers von Kenji und Senko - jede Menge Ankündigungsplakate zu
		    amerikanischen Boxkämpfen, ein Poster von einer Boxerin - über
		    die aus dem Fluss des Erzählten wie beliebig herausgegriffenen Dinge
		    (die Bälle des Mädchens), die gelegentlich gar zum flüssig
		    rhythmisierten Bildertanz montiert werden (Vorbereitung auf Kenjis
		    Rückkehr) bis hin zum beschriebenen Exzess, in dem das Erzählen
		    über sich hinauszudrängen scheint auf das, was ihm zugrunde liegt:
		    die Gegenstände und ihre Bewegung ergeben ein Bild-Kontinuum, in das
		    die Figuren als Klischees ihrer selbst fast ohne eigenes Recht eintreten,
		    in statischen Großaufnahmen nicht anders ins Bild gesetzt als die Dinge,
		    oder selbst aufgelöst in Bewegungen: konkret, in den beschriebenen
		    Begegenungen, aber auch in der Totalen des Plots: aufeinander zu, voneinander
		    weg, aufeinander zu streben Kenji und Senko und erst recht Yasue und Kenji.
		    Im Schlussbild triumphiert die Belebung der Dingwelt über die endliche
		    Vereinigung der Liebenden: Wäscheklammern an der Leine, Wäsche
		    im Wind.
		     
		    Days of Youth (Wakaki hi; 1929)
		     
		     Ozus erster Langfilm nach sieben kürzeren Werken, der
		    erste erhaltene Film überhaupt
		     
		    
		     Mit
		    vier jeweils neu ansetzenden Schwenks nähert sich die Kamera dem Ort
		    des Geschehens. Die Situierung per Schrifttafel kommt hinzu: Tokio, in der
		    Nähe einer Universität. Ein Studentenzimmer ist zu vermieten -
		    der Vormieter Watanabe aber sucht sich den Nachfolger selbst aus, genauer
		    gesagt: die Nachfolgerin. Darauf zieht er bei einem Kommilitonen ein, wenngleich
		    er mehrmals nur zu gerne in sein altes Zimmer zurückkehrt. Die Geschichte
		    bewegt sich im Dreieck zwischen dem aus- und eingezogenen Mieter, der neuen
		    Mieterin und Yamamoto, dem Freund des einen, der, wie sich rasch zeigt, zugleich
		    der Freund der anderen ist. In ihrem Interesse an der schönen Mieterin
		    wie in ihrem Studienverhalten werden die beiden klar kontrastiert: Yamamoto,
		    mit Harold-Lloyd-Brille, ist fleißig, aber ungeschickt, beim Rendezvous
		    schmiert er sich schwarze Farbe ins Gesicht. Watanabe, ein Poster an der
		    Wand, auf dem - in englisch - 7th Heaven steht, lernt fürs Leben,
		    für die Uni aber nicht. Die Wanddekoration jedoch spricht noch deutlicher
		    als auf dem Plakat von seinen Träumen: da hängt ein
		    Glücksrad mit amerikanischen Städten und Staaten, von Chicago bis
		    Wisconsin.
		     
		     Nach den Prüfungen verlagert sich das Geschehen von der
		    Stadt in die Berge, zu einem Skiausflug der Studenten, an dem auch beider
		    Freundin teilnimmt. Watanabe ist ein exzellenter Skifahrer, Yamamoto, versteht
		    sich, hat keine Ahnung und landet ein ums andere Mal im Schnee. Die Kamera
		    ist gerne mit dabei: ein Unfall wird subjektiv gefilmt und auch den Blick
		    vom Boden nimmt sie, 90 Grad zur Seite geneigt, auf. Aufgelöst wird
		    der Film in Szenen, mehr als ein Vorwand ist die Handlung nie. Die Szenen
		    laufen oft auf Gags hinaus, die sich der Typisierung verdanken. Yamamoto
		    ist der etwas hilflose Unglücksrabe, dem Watanabe im Ringen um die
		    schöne Frau einen Streich nach dem anderen spielt. Am Ende bekommen
		    die zwei, die sich streiten, sie beide nicht. Die Scherze sind immer wieder
		    auch visueller Art, etwa in der endlosen Überblendung von Strommasten,
		    die den langen Weg zur Skihütte markiert. Der Film ist sorgfältig
		    gerahmt, die Anfangsschwenks werden, rückwärts, am Ende wieder
		    aufgenommen. Als Leitmotiv rückt Ozu ein ums andere Mal Füße
		    ins Bild, denen die Kamera folgt, beschuht zunächst, beskit danach.
		    Es gibt in "Days of Youth" keine Grobheiten im Ton, der Blick auf die Figuren
		    bleibt voller Sympathie. Der Film ist kein Meistwerk, eine einfallsreiche
		    und warmherzige Komödie allemal.
		     
		     zur Jump Cut Startseite
		     
		       |