G.W. Pabst: Die Büchse der Pandora (D 1929)

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G.W. Pabst: Die Büchse der Pandora (D 1929)
Kritik von Ekkehard Knörer

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"Lulu", das Zentrum von Pabsts Film, ist eine seltsame Figur. Projektionsfläche der Männer, denen sie begegnet wie dem Blick des Zuschauers. Beweglicher Shifter, reduziert auf einen Körper, ein Lachen, in vielen Großaufnahmen aufgelöst ins Schwarz/Weiß des Gesichts und der dieses rahmenden Haare. Man bekommt kaum die Möglichkeit, an ihr ein moralisches Urteil, eine psychologische Deutung zu befestigen. Sie tritt auf als Katalysator männlichen Begehrens, das auf verschiedene Varianten des Drangs zur Selbstzerstörung hinausläuft. Die Natürlichkeit ihres Spiels, viel gerühmt, ist leere Verführungskraft, mit allen Paradoxien des Naiven gewaschen: das Verführerische der Unschuld, die diese Kraft doch immer ahnt. Und sie einsetzt - wenn sie den Sohn gegen den Vater ausspielt, wenn sie die sie begehrende Gräfin Geschwitz in manipulatorischer Absicht bezirzt, wenn sie den Auftritt vor der designierten Ehefrau des Geliebten verweigert und diesen dann, an seiner Schwäche für sie packend, triumphal vorführt. Dass sie dennoch Unschuld bleibt, ist das Unfassbare und Konsequenz eines Darstellungs-Stils, der zur dargestellten Figur nicht sie deutend und charakterisierend hinzutritt, sondern diese Figur selbst ist.

Die Abwesenheit von Psychologie im Zentrum des Films fordert die Serialisierung des Begehrens. Schön, Schigolch, Alwa, die Gräfin, der Marquis, der Trapezkünstler, zuletzt Jack the Ripper. Es mischen sich Hass und Liebe, Unterwerfung und Widerstand, Zwanghaftes und Erlösungswünsche. Lulu bleibt seltsam unbefleckt, sie ist der reflektierende Spiegel, in dem nichts ein Bild, einen Eindruck hinterlässt (und der Versuch, sie selbst im Spiegel zu bannen, endet tödlich für Schön). Die Logik der Narration (Entwicklung, Vertiefung, Verstrickung von Figuren, Schürzung des Knotens und Auflösung, Dramatisierung des Konflikts) wird ersetzt durch die immer nur episodische Dramatisierungen erlaubende Logik der Serie. Die Männer, die Lulu verfallen, vervielfachen sich, als Individuen tun sie kaum was zur Sache. Lulu als Vampir: nicht von Blut nährt sie sich, sondern von begehrenden Blicken. An deren (klar, das Objekt notorisch verfehlender) Idealisierungskraft lädt sich ihre Reinheit stets aufs Neue auf. Das Ende ist nicht Ans-Ende-Gelangen eines Bogens, sondern Setzung, an deren Stelle, immer weiter, auch Fort-Setzung stehen könnte. Jack the Ripper ist der - fraglos passende - Deus ex Machina als Radikalisierung der Liebe/Hass- Verschränkungen, die Lulu auf sich ziehen muss. An ihm treten idealisierende Sehnsucht und von allen psychologischen Beweggründen gelöster Zerstörungsdrang pathologisch auseinander. Sein Blick trifft Lulus nicht - fällt auf eine andere Licht-Reflexion, das gleißende Messer im Dunklen. Eine Auslöschung und Jack the Ripper kehrt zurück in den Schatten des Londoner Nebels und seiner historischen Anonymität.

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