Experiment Perilous (USA 1942, Jacques Tourneur)

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Experiment Perilous (USA 1942, Jacques Tourneur)

USA 1942

Eine ausführliche, recht psychoanalytisch orientierte Interpretation des Film von Thomas Elsaesser findet sich bei Senses of Cinema.

 

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Experiment Perilous (USA 1942, Jacques Tourneur)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Wasser, das Bahngleise zu unterspülen droht - das erste Bild. Wasser, sehr viel später, das sich aus Aquarien ergießt. Und ins Wasser geht der Vater, der fehlt in einer Geschichte, der es, auch, um Vaterschaft geht, eine unsichere natürlich. Eine Finte, zuletzt, der Selbstmord des Mannes, der keinen Vater hat und stattdessen im Feuer stirbt, in das das Wasser der Aquarien stürzt. Eine glatte Oberfläche, Wasser, in der sich da Gesicht Allidas spiegelt, sie zerstört, mit ihrer Hand, den Spiegel, das Gesicht, von dessen Schönheit die Rede ist, beinahe von nichts anderem, könnte man sagen, in Tourneurs "Experiment Perilous".

Der Zug, der unterwegs ist nach New York, entgleist nicht, beinahe nur. In seinem Innern Hunt, der Erzähler, und Cissie, die zur Erzählerin wird, später, wenn Hunt in ihren Büchern liest, die die Geschichte ihres Bruders Nick Bederaux erzählen, bei dessen Geburt die Mutter starb, der auch seinen Vater nie kennenlernt, der mit vier Jahren weiß, dass er zum Mörder geboren ist. In freier Natur begegnet Nick Allida, dem Zentrum des Films, dem Gesicht, dessen Schönheit alle verfallen, dessen Schönheit alle zu bannen suchen. Er macht sie zu seiner Frau, nicht nur das. Er wirkt das Werk Pygmalions an ihr, Belebung einer unbelebten Figur, wie wir erfahren, nachdem wir erneute Stillstellungen gesehen haben. Die Skulptur, die Frau mit dem Schlangenhaar, die "die Frau" darstellt. Und das Gemälde, das Hunt aufsuchen wird, dem er verfallen wird, bevor er Allida verfällt in jener Pose, die die des Bildes ist, die Teetasse in der Hand, dasselbe Kleid (von Nick), dieselbe Frisur. Die Frau, die Nick geformt hat, in Paris. Die Frau, die die Sprache verloren hat, ihren Sohn zu verlieren droht.

"Experiment Perilous" wird zum Duell, zwischen dem Arzt, der zugleich Detektiv ist, und dem Mann, der Allidas Vater sein könnte, ihr Ehemann ist und die Männer tötet, die seiner Frau zu nahe kommen. Es verbirgt sich hinter den verzögerten Enthüllungen, die die narrative Struktur des Films ausmachen, eine simple Geschichte. Allida und die Natur, für die die Margeriten stehen, ein Motiv, an dem der Plot zu hängen beginnt, der, andererseits, in eine Reihe mit Filmen wie Gaslight gehört oder Sirks Sleep, My Love (auch ein Film, der in einem Zug beginnt). Allida, die aus der Natur gerissen wird in die Zivilisation, für die erst Paris steht, dann das winterlich kalte New York, in die Entfremdung, für die der Mann als falscher Vater steht. Und die zurückkehrt in die Natur, mit dem Mann, auch nicht der jüngste, der den Vater, der keiner ist, ersetzen kann. Eine Kette der Verkennungen, die - egal, ob es mit rechten Dingen zugeht, das heißt: ob hier eine wirkliche therapeutische Durcharbeitung der Verkennungen stattfindet - am Ende aufgelöst wird in der Restitution einer Kleinfamilie im Margeritengarten.

Die Logik, mit der die simple Geschichte erzählt wird, ist freilich eine der Verzögerungen. Der Rückblende aus einer Zukunft, auf deren genauen Ort der Film nie zurückkommt (wie auch anderes spurlos verschwindet, der Mann etwa, der Hunt verfolgt). Vor Augen geführt werden, retardierend und erhellend zugleich, die Rückblicke, in denen Cissies Texte in Bilder verwandelt werden, die über alle Logik der möglichen Erzählperspektive hinausragen. Seltsam ornamental die zu vielen Männer, die Allida umkreisen, in Skulpturen, Bilder, Gedichte bannen wollen, als wäre sie eine Sphinx, die es zu überwinden gilt, die Rätsel aufgibt. Das Rätsel aber ist ihre Rätsellosigkeit, dass sie nichts als Schönheit ist, gelehrige Schülerin, die zuallererst sich selbst verkennt (in ihrer Unfähigkeit, Alec zu lieben etwa) und zuletzt wieder sein wird, was sie war, befreit zu dem, was er in ihr sieht (das Naturkind inmitten der Margeriten nämlich), durch den Mann, der Therapeut und Detektiv zugleich ist.

Die Logik der Erzählung, der Schauplatz, die Motive verschieben die in der Rekonstruktion so einfache Geschichte ins Gotische, produzieren ein Unheimliches, das sich gerade dem Offensichtlichen verdankt, dem Gesicht, der Oberfläche, und der Abwesenheit einer Tiefe, einer Erklärung, nach der Oberflächen sonst rufen. Der Psychologe bleibt, als Psychologe, stumm. In der Befreiung der Frau, wenn man es eine Befreiung nennen darf, wird er zum Künstler, weil der den Kitsch, als der die Kunst hier stets auftritt, in den Naturausgang verdoppelt. Eigentlich nämlich ist ein Ende nicht denkbar, das Schlussbild ein Gemälde, das den nächsten Befreier (in der Person des Ermittlers deutet es sich an) bannen und zur Tat rufen sollte.

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