Schwerpunkt Indien/Klassiker: Mehboob Khan: Mother India (Bharat Mata, Indien 1957)

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Mother India

Regie: Mehboob Khan
 

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Mehboob Khan: Mother India (Bharat Mata, Indien 1957)
Kritik von Ekkehard Knörer

Mother India Bharat Mata

zum Indien-Schwerpunkt

Mother India ist ein Film über starke Frauen, aber auch über abwesende Väter. Der Keim zur Tragödie liegt in der Armut der verwitweten Schwiegermutter Radhas, die sich den Hochzeitsschmuck nicht leisten kann und die Hilfe des Kredithais Sukhilala in Anspruch nehmen muss. Drei Viertel der Ernte gehen fortan an ihn, der mit sadistischer Lust das drohende Verderben der ganzen Familie, zwei Söhne kommen bald dazu, beobachtet. Ein Schicksalsschlag folgt dem anderen, beim symbolisch zu nehmenden Versuch, einen riesigen Stein aus einem Feld zu entfernen, verliert der Vater beide Arme, zieht dann, gedemütigt, davon - und kehrt, erst der Suche, dann den sehnsüchtigen Träumen Radhas zum Trotz, nicht wieder. Im ersten Drittel ist der Ton über weite Strecken einheitlich, reines ungescheutes Melodram, unterbrochen nur von burlesken Momenten, in denen Birju, der jüngere Sohn, den Widerständen zu trotzen sucht. Noch im Song and Dance bei der Feldarbeit jedoch singt Radha vom Leid der Welt (und, mit dem immer wieder, nicht zuletzt natürlich im Titel, festzustellenden Willen zur allegorischen Aufladung, formiert das Getreide im Feld einmal die Umrisse des indischen Subkontinents).

Eine große Flut, pathetischer Höhepunkt der Leidenszeit, überspült das Land, mit Mühe und Not kann Radha ihr Leben und das ihrer Söhne retten. Die Dorfbewohner ziehen davon, Radha aber bleibt, bestellt, an Stelle der Ochsen unter dem Joch, das Land und der Film springt in der Zeit viele Jahre voran. Das Leid ist ausgestanden, die Söhne sind erwachsen, im Dorf ist neues Leben erblüht, nach wie vor jedoch verlangt Sukhilala seinen maßlosen Zins. Die stringente Elendesdramaturgie des ersten Teils aber löst sich von nun an auf, auf die Tragödie folgt die Farce, in deren Zentrum Birju, der Sohn steht, gewandelt vom sympathisch respektlosen Kind zum erwachsenen Tunichtgut, dessen Hauptspaß darin besteht, die Tonkrüge der wasserschleppenden Dorfschönheiten zu zerschmeißen. Während sein Bruder Ramu heiratet, gerät Birju, ganz und gar entscheidungsunlustig, zwischen zwei Frauen: die schöne Gehilfin des Dorflehrers und Sukhilalas Tochter. Aus beidem aber zieht der Film, wild entschlossen offenbar, nicht mehr in melodramatische Gefilde zurückzukehren, mehr Anlass zum Scherz als zu ernsthaftem Konflikt.

Birju wird im Forgang mehr und mehr zur tief ambivalenten Figur: Sunil Dutt gibt ihn bis an die Grenze des Erträglichen als Schmerzensmann, oftmals schweißüberströmt, nicht kontrollierbar, zu Streichen aufgelegt, in denen sich Widerstandsgeist und Verantwortungslosigkeit bis zur Ununterscheidbarkeit mischen. So wird er, zuletzt, zum Rächer am beutelschneiderischen Verderber Sukhilala, seltsam nachträglich jedoch, nachdem die Konfikte beinahe im Sande verlaufen scheinen. Als Rebell und Brigantenführer stellt er sich gegen die Dorfgemeinschaft und droht mit der Entführung von Sukhilalas Tochter eherne Gesetze zu verletzen. Darauf wird an ihm ein Exempel statuiert, wie es drastischer nicht zu denken ist: die Mutter erschießt, im Namen der Gesetze der Gemeinschaft, ihren Sohn. Wie sehr der Film das gutheißt, zeigt er am narrativen Denkmal, das Radha, der Mother India, gesetzt wird, in einem Rahmen, der die Geschichte umschließt, die greise Mutter, inzwischen erblindet, gibt dem jüngsten Triumph des Fortschritts ihren Segen: sie weiht einen Damm zur Bewässerung der Felder ein.

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